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       # taz.de -- Pressefreiheit in Aserbaidschan: Wieder frei
       
       > Der regimekritische Blogger Mehman Huseynov wird aus dem Gefängnis
       > entlassen. Er kündigt an, seine Arbeit fortsetzen zu wollen.
       
   IMG Bild: Aus Solidariät im Hungerstreik mit mehman Huseynov: Der Oppositionelle Tofig Yagublu im vergangenen Januar
       
       Berlin taz | Der aserbaidschanische Blogger Mehman Huseynov ist wieder
       frei. Am vergangenen Samstag durfte er das Gefängnis in der Hauptstadt Baku
       verlassen. Laut Informationen des Onlineportals Kavkazkij uzel
       (Kaukasischer Knoten) kündigte er für die kommende Woche eine
       Pressekonferenz an. Dort werde er von den Ungerechtigkeiten berichten, mit
       denen er in den vergangenen zwei Monaten konfrontiert gewesen sein, sagte
       Huseynov.
       
       Der 26jährige ist Präsident des [1][Instituts für die Freiheit und
       Sicherheit von Reportern (IRFS)] – eine Nichtregierungsorganisation, die
       unabhängige Journalisten in Aserbaidschan unterstützt. In der
       Vergangenheitz hatte er sich vor allem mit Berichten und Recherchen über
       die korrupten Machenschaften des Klans des autoritären Präsidenten Ilham
       Alijew einen Namen gemacht, der die Südkaukasusrepublik seit 2003 regiert.
       
       Huseynov war am 9. Januar 2017 festgenommen worden, nachdem er im Internet
       Fotos von Luxusanwesen Regierungsbediensteter verbreitet hatte. Zwei Monate
       später wurde er wegen Verleumdung zu einer zweijährigen Haftstrafe
       verurteilt, weil er behauptet hatte, von einem Polizisten gefoltert worden
       zu sein.
       
       Im Dezember 2018 und damit nur wenige Monate vor dem Ende seiner Haftstrafe
       wurde Huseynov erneut angeklagt. Angeblich soll er am 26. Dezember 2018
       einen Gefängniswärter angegriffen haben, um sich gegen eine
       Routinekontrolle zur Wehr zu setzen. Huseynow trat in einen Hungerstreik,
       dem sich kurz darauf weitere politische Gefangene, Mitglieder
       oppositioneller Parteien sowie Aktivisten anschlossen.
       
       ## Kritik an Baku
       
       Im Januar rief der Fall endlich auch internationale Organisationen auf den
       Plan. Das Europäische Parlament verabschiedete eine Resolution, in der es
       Baku wegen zahlreicher und schwerer Menschenrechtsverletzungen kritisierte.
       
       Nach einem Treffen der Opposition in Baku unter dem Motto „Freiheit für
       politische Gefangene und den Blogger Mehman Huseynov!“ wurde am 21. Januar
       auch die Parlamentarische Versammlung des Europarates aktiv. Sie forderte
       Aserbaidschan dazu auf, seinen Pflichten in Zusammenhang mit seiner
       Mitgliedschaft im Europarat nachzukommen und sich des Problems politischer
       Gefangener anzunehmen.
       
       Einen Tag später erwachte – Wunder über Wunder – auch Staatschef Alijew aus
       dem Winterschlaf. Er ordnete objektive und gerechte Ermittlungen im Fall
       Huseynov an. Laut des unabhängigen Senders [2][Meydan TV verbreitete die
       Presseabteilung der Generalstaatsanwaltschaft] eine Erklärung, wonach das
       Strafverfahren gegen Huseynov eingestellt werde.
       
       Dessen Weg führte ihn nach seiner Freilassung sofort zu einer
       Gedenkveranstaltung für den regimekritischen Journalisten Elmar Huseyov,
       der am 2. März 2005 in der Nähe seiner Wohnung in Baku erschossen worden
       war. Der Mord wurde nie aufgeklärt. Er werde den Weg von Elmar unbeirrt
       weiter gehen, sagte Huseynov.
       
       4 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.irfs.org/
   DIR [2] https://www.meydan.tv/en/article/blogger-mehman-huseynov-released-after-two-years-jail/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
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