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       # taz.de -- Abstimmung über EU-Urheberrecht: Uploadfilter ganz ganz schnell
       
       > Die Konservativen im EU-Parlament wollen möglichst schnell übers
       > Urheberrecht abstimmen. Gegner*innen der Reform fühlen sich ausgetrickst.
       
   IMG Bild: Gegner*innen der Reform am vergangenen Samstag in Berlin
       
       Sie dachten, sie hätten noch Zeit. All jene, die in diesen Tagen gegen die
       Reform des EU-Urheberrechts mobil machen. Denn die finale Abstimmung im
       Europaparlament war für Ende des Monats angesetzt. Nun bemüht sich die
       Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) darum, dass diese Abstimmung so
       schnell wie möglich stattfinden soll. Für die Gegner*innen ein Problem –
       denn für den 23. März sind große Gegenproteste geplant.
       
       Ein Sprecher der EVP-Fraktion im Bundestag sagte am Nachmittag der taz:
       „Sofern es zur nächsten Plenarsitzung möglich ist, werden wir uns beim
       Treffen der Fraktionsschefs am Donnerstag dafür stark machen, dass die
       Abstimmung auf die Agenda kommt.“ Das hänge noch von technischen
       Voraussetzungen ab. Die nächste Plenarsitzung findet am kommenden Montag
       statt. Damit könnte die Urheberrechtsreform wesentlich schneller
       entschieden werden, als ihre Kritiker*innen veranschlagt hatten.
       
       Bei der Reform geht es darum, das Urheberrecht im europäischen Binnenmarkt
       an das Digitale Zeitalter anzupassen. In einzelnen Punkten ist der
       umfangreiche Reformvorschlag allerdings umstritten. Vor allem Artikel 13
       des Papiers stößt auf Kritik. Der Absatz macht die Betreiber*innen
       verantwortlich für Urheberrechtsverletzungen auf deren Internetseiten und
       -plattformen und sieht Strafen vor, wenn diese nicht rechtzeitig gelöscht
       werden.
       
       Für die Gegner*innen der Reform ist klar: Um sich daran halten zu können,
       braucht man Software, die Copyrights bei Bildern, Texten und Audiodateien
       automatisch erkennt, so genannte Uploadfilter. Nun kann aber keine Software
       trennscharf zwischen tatsächlichem Klau von geistigem Eigentum und
       beispielsweise satirischen oder künstlerischen Zitaten unterscheiden. Und
       so befürchten die Gegner*innen durch Artikel 13 ein unkontrollierbares
       unrechtmäßiges Löschen von Inhalten im Netz. [1][Proteste gab es deshalb
       zuletzt immer wieder.]
       
       ## Knackpunkt Übersetzung
       
       Julia Reda, Piraten-Politikerin und Mitglied der Grünenfraktion im
       EU-Parlament, ist die prominenteste Gegnerin der Reform. Sie teilte schon
       am Montag mit, dass der EVP-Politiker Manfred Weber die Abstimmung
       vorverlegen wollte und [2][rief dazu auf, dagegen zu protestieren.] Weber
       ist EVP-Fraktionschef und deren Spitzenkandidat für das Amt des
       EU-Kommissionspräsidenten bei der kommenden Europawahl.
       
       Bis Dienstag Nachmittag [3][herrschte noch Verwirrung darüber], wer denn
       nun was für wann zu beantragen beabsichtigt. Das hat offenbar vor allem
       damit zu tun, dass für die Abstimmung alle nötigen Vorlagen in die
       Arbeitssprachen des Parlaments übersetzt werden müssen und unklar ist, ob
       das so schnell möglich ist. Die EVP-Fraktion will aber sicherheitshalber
       die Abstimmung möglichst schnell auf den Weg bringen.
       
       „Wir haben wie gewohnt beantragt, dass eine Abstimmung erfolgt, sobald die
       finalen Texte fertig sind“, sagt der EVP-Sprecher der taz. Die Gegner*innen
       wollten eine Entscheidung hinauszögern, damit das Parlament in der neuen
       Legislaturperiode von vorne anfangen müsse. Das wolle man verhindern.
       
       Für den 23. März sind in mehreren Städten Großdemonstrationen von
       verschiedenen Organisationen angesetzt, die die Reform noch verhindern
       wollen. Die Kritiker*innen fühlen sich nun ausgetrickst, weil bis dahin,
       wenn alles nach dem Willen der EVP läuft, die Abstimmung schon
       Vergangenheit sein könnte. Für den Dienstagabend sind deswegen spontane
       Kundgebungen unter anderem in Berlin, Köln, Frankfurt und München geplant.
       Über den Termin für die Abstimmung beraten die Chefs der Fraktionen am
       Donnerstag.
       
       5 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Demo-gegen-EU-Urheberrechtsreform/!5577549
   DIR [2] https://twitter.com/Senficon/status/1102560646124720129
   DIR [3] https://twitter.com/markusreuter_/status/1102904359262793729
       
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