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       # taz.de -- Champions-League-Aus des FC Bayern: Interessante Gegentore
       
       > Die Bayern-Pleite gegen Liverpool hatte einen schlichten Grund:
       > vermeidbare Treffer der Reds. International ist der FCB aktuell nicht
       > konkurrenzfähig.
       
   IMG Bild: Hat schon bessere Bayerntage gesehen: Bayerns David Alaba
       
       Es dauerte ein paar Sekunden, bis wieder Leben in Niko Kovač kam. Wie
       angewurzelt war der Trainer des FC Bayern nach dem Schlusspfiff zunächst in
       der Coaching Zone stehen geblieben und hatte ins Nichts gestarrt, ehe er
       sich langsam auf den Weg zu seinen Spieler machte.
       
       Sein Kollege vom FC Liverpool, Jürgen Klopp, war da längst auf das
       Spielfeld, und deshalb Kovač einen Schritt voraus – wie die gesamte
       Mannschaft von der Insel dem deutschen Rekordmeister an diesem
       Champions-League-Abend den Bayern meist zuvorkam. „Wir haben unsere Grenzen
       aufgezeigt bekommen“, gab der Trainer nach dem 1:3 gegen Liverpool im
       Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch zu.
       
       Die erfolgreiche Aufholjagd in der Bundesliga mit überzeugenden Siegen in
       Gladbach und zuletzt gegen Wolfsburg hatte den Blick ein wenig getrübt,
       jenen auf das große Ganze. Die Diskussion über einen dringend notwendigen
       Umbruch waren zuletzt etwas weniger geworden, weil die aktuelle, in die
       Jahre gekommene Münchner Mannschaft doch noch in der Lage schien, sich zu
       behaupten, national und vielleicht sogar international.
       
       Das 0:0 im Hinspiel an der Anfield Road war eine reife defensive Leistung
       gewesen, doch um Mannschaften vom Kaliber Liverpools am Ende auszuschalten,
       braucht es eben auch eine reife offensive Leistung. Jürgen Klopp hat mit
       seinem Team dem FC Bayern vor Augen geführt, dass nicht nur eine Ära vorbei
       ist, sondern es wohl auch eine sehr teure Angelegenheit werden wird, die
       Lücke zu Europas Elite zu schließen.
       
       Aber es liegt nicht nur am Kader, sondern es ist auch eine Frage des
       Münchner Systems, das in den Grundzügen noch immer auf Louis van Gaal
       zurückzuführen ist. Damals waren die Spieler jung und dynamisch, heute
       nicht mehr ganz so. So wussten sich die Bayern kaum zu helfen gegen den
       konsequent pressenden Gegner.
       
       Es mag zum einen an fehlender Entschlossenheit, am Mut zum Risiko gelegen
       haben, aber eben nicht nur, wie Mats Hummels findet. „Wir haben eine
       gewisse Spielweise, die gegen pressende Mannschaften nicht immer zum
       hundertprozentigen Erfolg führt“, sagte der Innenverteidiger. „Da täten uns
       dann ein paar andere Begebenheiten in unserem Spiel ganz gut.“
       
       Aber damit ja niemand auf die Idee kommt, es könnte an fehlenden Impulsen
       von der Bank liegen, nahm er gleich einmal Kovač in Schutz. Der Trainer,
       sagte er, „fordert das ein, aber es klappt auf dem Platz dann nicht immer“.
       Am Mittwoch in der Tat nur selten: Einmal sprang der Ausgleich heraus, als
       Serge Gnabry mit seiner Hereingabe das Eigentor von Joel Matip erzwang. Ein
       anderes Mal vergab Robert Lewandowski.
       
       Man habe es nicht geschafft, druckvoll zu agieren und das Tempo zu
       forcieren, gibt Hummels zu. Liverpool dagegen verstand es, das eigene Spiel
       in der zweiten Hälfte anzupassen mit etwas mehr Ballbesitz als üblich.
       Klopp hatte einen Plan B, Kovač hatte vielleicht auch einen, aber seinen
       Spieler konnten ihn nicht umsetzen. Und dann, sagte Sportdirektor Hasan
       Salihamidžić, „werden wir durch ein Standardtor gekillt, was bei der Stärke
       von Virgil van Dijk passieren kann“.
       
       Nicht fallen dürfen hätte dagegen der erste Treffer der Reds, als Manuel
       Neuer bei einem langen Ball auf Sadio Mané aus seinem Tor lief und dann vom
       Senegalesen mit einer Körpertäuschung ausgetrickst wurde. „Wir kriegen
       daheim in der Champions League gegen die großen Teams immer ein paar
       interessante Gegentore“, findet Hummels.
       
       So kurz nach dem bitteren Aus, dem ersten im Achtelfinale seit 2011, wollte
       oder konnte Sportdirektor Salihamidžić sich nicht zu möglichen Konsequenzen
       äußern. „Am Ende der Saison werden wir alles bewerten“, sagte er. „Wir
       haben noch zwei andere Aufgaben zu erledigen“ – die Titel in der Bundesliga
       und im DFB-Pokal zu holen. Dann, findet Hummels, könne man noch von einer
       ordentlichen Saison sprechen. National. International war der FC Bayern
       nicht gut genug.
       
       14 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Schlammerl
       
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