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       # taz.de -- Abstimmung über EU-Urheberrecht: Uploadfilter doch nicht ganz schnell
       
       > Die Konservativen im EU-Parlament drängelten bei der Abstimmung über die
       > Copyright-Reform. Nach Protesten machen sie nun einen Rückzieher.
       
   IMG Bild: Protest gegen die Reform am vergangenen Samstag in Berlin
       
       Brüssel dpa | Die konservative Europäische Volkspartei will nach den Worten
       ihres Fraktionschefs Manfred Weber nun doch nicht darauf dringen, bereits
       in der kommenden Woche im EU-Parlament über die Copyright-Reform
       abzustimmen. „Die Abstimmung über dieses Urheberrecht findet Ende März
       statt, so wie geplant, und wird auch nicht geändert werden“, sagte der
       CSU-Politiker am Dienstagabend der ARD. Zur konservativen Parteienfamilie
       der EVP gehören auch CDU und CSU.
       
       Ein EVP-Sprecher hatte der Deutschen Presse-Agentur zuvor gesagt, [1][die
       Fraktion wolle sobald abstimmen wie möglich]. Ob eine Abstimmung schon in
       der kommenden Woche möglich sei, hänge davon ab, ob die Übersetzer des
       Parlaments in der Lage sein werden, das Gesetz rechtzeitig in alle
       EU-Sprachen zu übertragen. Ein Sprecher des Parlaments konnte am Dienstag
       auf Anfrage zunächst nicht sagen, wie weit die Übersetzer sind.
       
       Das Parlamentsvotum war bislang für Ende März angesetzt gewesen. Vorher –
       am 23. März – wollen Kritiker der Reform in mehreren EU-Ländern, neben
       Deutschland etwa in den Niederlanden, in Österreich und in Polen, gegen das
       Vorhaben auf die Straße gehen.
       
       ## Alle Übersetzungen müssen vorliegen
       
       Eine Verschiebung des Abstimmungstermins hätte Fraktionschef Weber am
       kommenden Donnerstag in der Konferenz der Präsidenten vorschlagen müssen.
       In diesem Gremium sitzen Parlamentspräsident Antonio Tajani und die
       Vorsitzenden der Fraktionen. Voraussetzung ist, dass alle Übersetzungen des
       Gesetzes vorliegen.
       
       [2][Gegner der Reform] sehen im Vorstoß, die Abstimmung auf nächste Woche
       vorzuziehen, vor allem den Versuch, den europaweiten Protesten am 23. März
       zuvorzukommen. „Demokratie lebt davon, dass man auf Demonstrationen
       Abgeordneten mitteilen kann, dass sie falsch liegen. Das haben junge
       Menschen europaweit für den 23. März geplant“, sagte der
       SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken. „Die Abstimmung bewusst vorzuverlegen,
       ist zutiefst undemokratisch.“
       
       Nachdem Hinweise darauf öffentlich geworden waren, dass die EVP schon
       kommende Woche abstimmen will, formierte sich auch kurzfristiger
       Widerstand. In Berlin demonstrierten am Dienstagabend Tausende gegen die
       Reform. Bei einer „Spontan-Demo“ zogen sie mit Transparenten und
       Trillerpfeifen vor die CDU-Zentrale. Die Polizei sprach von Teilnehmern im
       unteren Tausenderbereich. Auch in anderen deutschen Städten gab es
       Demonstrationen.
       
       Unterhändler des Parlaments und der EU-Staaten hatten sich [3][Mitte
       Februar auf eine Urheberrechtsreform] geeinigt. Für das Parlament hatte der
       CDU-Abgeordnete Axel Voss die Verhandlungen federführend geführt. Die
       Einigung sieht unter anderem ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage
       sowie – in Artikel 13 – deutlich mehr Pflichten zum Urheberrechtsschutz für
       Plattformen wie YouTube vor.
       
       Kritiker fürchten, dass die Plattformen den Vorgaben nur nachkommen können,
       wenn sie Upload-Filter einsetzen, mit denen sie beim Hochladen prüfen
       können, ob Bilder, Videos oder Musik urheberrechtlich geschützt sind.
       Dadurch drohe Zensur.
       
       6 Mar 2019
       
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