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       # taz.de -- Kommentar Fünf-Sterne-Bewegung: Unbefleckt war einmal
       
       > Saubere Politik und frei von Korruption – dafür stand Italiens
       > Fünf-Sterne-Bewegung. Jetzt erschüttert ein Korruptionsskandal die
       > Partei.
       
   IMG Bild: Von einer Korruptionsaffäre eingeholt: Marcello De Vito von der Fünf-Sterne-Bewegung
       
       „Onestà, onestà!“ Der Sprechchor „Ehrlichkeit, Ehrlichkeit!“ gehört zum
       Standardprogramm aller Kundgebungen der Fünf Sterne in Italien. Der Slogan
       zog, schlicht deshalb, weil das Gros der Wähler im Land die Nase voll
       hatten vom korrupten Gebaren allzu vieler Politiker aus den traditionellen
       Parteien von rechts bis links.
       
       Wie anders waren da die Fünf Sterne. Statt sich zu bedienen, sollten die
       Volksvertreter dienen – so der Markenkern der Bewegung. Begrenzung der
       Mandate auf zwei Legislaturperioden, Abführung eines Gutteils der
       Abgeordnetendiäten für gemeinnützige Zwecke, Verzicht auf jegliche
       staatliche Parteienfinanzierung: Die vom Komiker Beppe Grillo vor knapp
       zehn Jahren gegründete Movimento5Stelle (M5S) pflegte ihren [1][Ruf als
       Bettlerorden der italienischen Politik], und sie legte einen rasanten
       Aufschwung hin.
       
       2013 gewann sie aus dem Stand 25 Prozent bei den Parlamentswahlen, 2016
       eroberte sie die Stadt Rom, 2018 erreichte sie gar knapp 33 Prozent bei den
       nationalen Wahlen und regiert seither das Land.
       
       Doch mit der Unbeflecktheit der M5S ist es jetzt vorbei. Die Verhaftung
       Marcello De Vitos, des Präsidenten des Stadtrats von Rom, trifft die für
       „saubere Politik“ angetretene Partei ins Mark, handelte De Vito doch ganz
       genauso wie die immer geschmähten Vertreter der „Politischen Kaste“, indem
       er von römischen Bauunternehmern satte Prämien dafür einstrich, dass er
       ihre Projekte „förderte“.
       
       Schlimmer noch: Der Skandal trifft die Fünf Sterne zum denkbar
       ungünstigsten Zeitpunkt. Anders als ihr Koalitionspartner, die rechte Lega,
       konnte die Bewegung kein Stück davon profitieren, dass sie jetzt Italien
       regiert. Sie hatte immer verkündet, sie sei „weder rechts noch links“ – und
       in der Opposition hatte das hervorragend funktioniert. In der Regierung
       ging dieser Ansatz nicht mehr auf: [2][Die rechten Wähler wandern zur Lega
       ab, die Linken ziehen sich enttäuscht zurück]. Was noch geblieben war, war
       der Ehrlichkeitsnimbus. Wenn der auch noch verschwindet, könnten die Fünf
       Sterne schnell verglühen.
       
       21 Mar 2019
       
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