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       # taz.de -- Zeltstädte für Obdachlose in Berlin: Als Übergangslösung okay
       
       > Sozialsenatorin denkt an Zeltstädte für Obdachlose. Was daran gut ist:
       > Man sollte die Hilfe dorthin bringen, wo die Menschen sind.
       
   IMG Bild: Viele Obdachlose campieren im Stadtraum – hier auf der Oberbaumbrücke. Soll es für sie offiziell „sichere Orte“ geben?
       
       Die Koalitionspartner der Linkspartei sind irritiert. Sozialsenatorin Elke
       Breitenbach (Linke) will „Zeltstädte“ für Obdachlose, wie Medien Anfang der
       Woche berichteten.? Beziehungsweise „sichere Plätze“ für sie, [1][wie die
       Senatorin am Mittwoch in einem Positionspapier präzisierte]? „Mir fehlt die
       Fantasie, was an diesem Konzept der Lösungsansatz sein soll“, kommentierte
       die sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Fatos Topaç, in der
       Berliner Zeitung. Und die SPD-Expertin für Sozialpolitik, Ülker Radziwill,
       wusste: Wohnungen seien aber schon sinnvoller als Zelte. Ach!
       
       Es dürfte wohl niemanden geben, der bezweifelt, dass Menschen grundsätzlich
       besser in Wohnungen untergebracht sind als in Zelten. Zumal in der
       Großstadt, zumal in unserer Klimazone. Und wenn schon keine Wohnung, dann
       wenigstens ein Zimmer, ein Bett in einer Obdachlosenunterkunft. So schreibt
       auch Breitenbach in ihrem Positionspapier ganz klar: „Diese ‚safe places‘
       können und sollen ausdrücklich kein Ersatz für eine Unterbringung sein.“
       
       Was sie dann sollen? Es geht darum, Orte zu schaffen, an denen jene
       Obdachlosen sicher leben können, die nicht in den vom Staat
       bereitgestellten Unterkünften unterkommen können oder wollen. Wobei das mit
       dem Wollen so eine Sache ist, davon unten mehr. Aber Fakt ist: Es leben
       Menschen in Berlin in Zelten, unter Brücken etc. – und werden dort immer
       wieder vertrieben, sobald sie zu viele werden. Oder sobald sich der Ort in
       Mitte befindet, wo ein grüner Bürgermeister ganz allergisch auf campende
       Obdachlose reagiert.
       
       An „sicheren Orten“ hingegen dürften sie nicht vertrieben werden. Und –
       auch das gehört zu Breitenbachs Idee unbedingt dazu: Hier kann der Staat
       mit Sozialarbeitern und dem ganzen Unterstützungsapparat versuchen, die
       Obdachlosen ins vorhandene Hilfesystem zu „überführen“.
       
       ## Experiment Rummelsburger Bucht
       
       Die Frage ist, wo diese Orte sein könnten. Und: Ist es nicht sehr
       unrealistisch, dass die Bezirke solche Flächen ausweisen werden? Warum
       nimmt man nicht die Orte, die die Obdachlosen selbst wählen und macht sie
       zu sicheren Orten?
       
       Ein Experiment dieser Art läuft gerade an der Rummelsburger Bucht. Das
       dortige Camp wird seit Wochen sozialarbeiterisch betreut, für Hygiene und
       Wärme wird so gut es geht gesorgt. Wenn es nur um Übergangslösungen geht,
       um Orte für drei bis sechs Monate, könnte das vielerorts so laufen.
       Eigentlich auch im Park nebenan.
       
       Ein anderer Weg, über den Breitenbach leider nicht gesprochen hat: Warum
       nicht einige der vorhandenen Unterkünfte so verändern, dass sie für mehr
       Menschen zugänglich werden? Die Realität anerkennen heißt auch: Wir
       brauchen ein Heim, wo Alkohol und Drogen erlaubt sind. Eines für
       Hundebesitzer haben wir ja auch.
       
       22 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Staatlich-organisierte-Obdachlosen-Camps/!5579480/
       
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