URI: 
       # taz.de -- Kommentar Bremer Polizeigebühren: Gewalt hat ihren Preis
       
       > Wenn die DFL krawallträchtige Fußballpartien austragen lässt, ist es nur
       > recht und billig, die dadurch verursachten Kosten weiterzureichen.
       
   IMG Bild: Gewalt gehört zum Fußball – früher mehr auf, heute mehr neben dem Spielfeld
       
       Fußball führt zu Gewalt. Die Neigung der schönen Balltreterei zur
       Eskalation ist so alt wie das Spiel selbst. Und ihretwegen erst befasst
       sich die Obrigkeit mit ihm: Erstmals wird es 1314 in einem offiziellen
       Dokument erwähnt, als König Edward II. das Kicken in London verbietet.
       Warum? „Pur ceo qe graunt noise est en la Cite“, erläutert seine
       [1][Proklamation zur Bewahrung des Friedens], „Weil es zu Krawall in der
       Stadt führt“.
       
       Die Dinge liegen 700 Jahre später in Bremen nicht anders – nur dass
       Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nichts verbietet. Stattdessen versucht das
       Land per Gesetz einen Interessenausgleich zwischen den Profiteuren des
       Milliardengeschäfts und der Öffentlichkeit, die mit der von ihm ausgelösten
       Gewalt klarkommen muss. Hoffentlich stützt das Bundesverwaltungsgericht den
       Staat gegenüber den Sportunternehmen.
       
       Denn, dass die Spiele der Deutschen Fußball Liga (DFL) jedes zweite
       Wochenende Menschenmengen ins Stadion locken – ist hinzunehmen. Dass die
       Polizeischutz brauchen – logisch. Aber dort, wo Fußball regelmäßig
       Prügeleien und Vandalismus auslöst, sollte es möglich sein, die
       Veranstalter an den Kosten zu beteiligen.
       
       Als lächerlich abgehakt werden kann dabei deren Gejammer, künftig könnten
       auch Volksfeste zur Kasse gebeten werden: Eine Kirmes, bei der sich
       verfeindete Karussellnutzer ständig die Rüben einhauen, ist noch nie
       beobachtet worden. Wahrscheinlich würde sie auch nicht wiederholt – im
       Gegensatz zu Problempartien.
       
       ## Blutiger Hass
       
       Werder Bremen spielt immer wieder gegen Vereine, deren Fans den eigenen
       Supportern in blutigem Hass verbunden sind. Ein Verzicht wäre möglich. Er
       wäre auch vernünftig. Nur: die DFL würde ihn bestrafen. Wer aber eine
       Begegnung austrägt, obwohl sie erfahrungsgemäß zu Gewalt führt, muss sich
       diese zurechnen lassen.
       
       Wahr ist: Die polizeiliche Gefahrenprognose speist sich aus trüberen
       Quellen als die Wettervorhersage. In diesem [2][wissenschaftlich]
       kontrovers [3][diskutierten] Feld hat sich Bremen durch sein Beitrags- und
       Gebührengesetz eine Bringschuld aufgebürdet: Es muss die Einsatzstärke
       künftig besser denn je rechtfertigen können. Qualitativer Druck auf
       Polizeiarbeit aber wäre ein echter Gewinn fürs ganze Land.
       
       25 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://books.google.de/books?id=rEoJAAAAQAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q=rageries&f=false
   DIR [2] https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-16011-1_2
   DIR [3] https://www.jstor.org/stable/43265108?seq=1#page_scan_tab_contents
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
       ## TAGS
       
   DIR Senat Bremen
   DIR Polizei Bremen
   DIR SPD Bremen
   DIR Ulrich Mäurer
   DIR DFL
   DIR Polizei
   DIR Fußball
   DIR Fußball
   DIR Fußball
   DIR Polizei Bremen
   DIR Fußball
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wer zahlt für Risikospiele?: Keine Solidarität unter Fußballern
       
       Deutsche Fussball-Liga lässt Werder-Bremen mit Polizei-Kosten für
       Hochrisiko-Spiele allein. Bremens Innensenator will das Geld aber haben.
       
   DIR Polizeikosten bei Fußball-Bundesliga: Private oder öffentliche Sicherheit
       
       Die Deutsche Fußball Liga will nicht für die Zusatzkosten bei
       Hochrisikospielen bezahlen. Darüber verhandelte das
       Bundesverwaltungsgericht.
       
   DIR Gewalt bei Fußballspielen: Wer bezahlt die Polizei?
       
       Bundesverwaltungsgericht entscheidet im Streit zwischen dem Land Bremen und
       der DFL. Wenn Bremen Erfolg hat, könnten andere Bundesländer folgen.
       
   DIR Bundesverwaltungsgericht verhandelt: Bremen will Geld sehen
       
       Die Deutsche Fußball Liga soll die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei
       Hochrisikospielen übernehmen, findet Bremen. Ein Gericht entscheidet diese
       Woche.
       
   DIR Kommentar Rechtsstreit um Einsatzkosten: Mehr Chaos als Ordnung
       
       Das Bremer Oberverwaltungsgericht hat entschieden: die DFL muss die Polizei
       für ihren Dienst bei einem Risikospiel bezahlen. Wo führt das hin?
       
   DIR Prozess Bremen vs. Deutsche Fußball-Liga: DFL streitet ab, Fußball zu veranstalten
       
       Die DFL lehnt es auch in zweiter Instanz ab, Gebühren zu zahlen, die die
       Stadt Bremen für aufwändige Polizeieinsätze bei Spielen erhoben hat.