# taz.de -- Personalpolitik an der Uni Bremen: Frauenförderung als Auslaufmodell
> Die Universität Bremen will vier Mitarbeiterinnen im
> Gleichstellungs-Bereich nicht weiter beschäftigen. Dabei waren deren
> Projekte sehr erfolgreich.
IMG Bild: In der Antarktis herrscht Parität: Forscher*innen in gegenderten Schneeanzügen
Bremen taz | Eine unflexible Stellenpolitik könnte für die Uni Bremen zum
Politikum werden: Vier Mitarbeiterinnen im Gleichstellungs-Bereich sollen
nicht weiter beschäftigt werden. Dabei sind gerade die von ihnen betreuten
Projekte wichtiger Teil des Gleichstellungskonzepts, mit dem die Uni sich
zuletzt erneut erfolgreich um eine Bundesförderung beworben hat. Vier
Stellen von Professorinnen werden auf dieser Grundlage vom Bund finanziert.
Nun hat sich die Frauenbeauftragte der Uni mit einem Appell an die
Wissenschaftssenatorin gewandt: Ohne die Mitarbeiterinnen sei auch die
Bundesförderung in Gefahr, die Uni werde nach innen und außen „beschädigt“.
Den Erfolg der Uni Bremen bei der Gleichstellungsförderung hatte
Wissenschaftssenatorin Eve Quante-Brandt (SPD) erst im November verkündet:
Aus dem „Professorinnenprogramm III“ finanziert der Bund bei allen
staatlichen Hochschulen des Landes drei Professorinnen, die erstmals
berufen werden. Das Konzept, mit dem sich die Uni Bremen beworben hatte,
überzeugte die Experten sogar so sehr, dass eine vierte Erstberufung einer
Professorin gefördert wird.
Insgesamt unterstützen Bund und Länder in der Phase von 2018 bis 2022 die
Gleichstellung an deutschen Hochschulen mit 200 Millionen Euro. Wenn
Konzepte wie in Bremen überzeugen, fließen Anschubfinanzierungen für mit
Frauen besetzte Professuren für eine Dauer von fünf Jahren – pro Jahr und
Professur immerhin 165.000 Euro. Die dadurch im Haushalt freiwerdenden
Mittel, so erklärte es auch die Wissenschaftssenatorin, „setzen die
Hochschulen zur Umsetzung ihrer im Antrag beschriebenen
Gleichstellungsmaßnahmen ein“. Geld wäre also da.
Teil des „ausgezeichneten“ Bremer Gleichstellungskonzeptes der Uni sind
unter anderem das Projekt „Perspektive Promotion“, bei dem sozial- und
geisteswissenschaftlichen Doktorandinnen in Workshops und
Beratungsgesprächen betreut werden, „Enter Science“, das Studentinnen mit
Migrationserfahrungen oder aus bildungsfernen Schichten für die
wissenschaftliche Laufbahn begeistern will, „Mint-Coaching“, das in
naturwissenschaftlich-technischen Bachelor-Studiengängen um
Führungsnachwuchs wirbt oder „Go d!verse“, das für mehr Diversität bei der
Personalpolitik sorgen soll.
Allerdings: Es handelt sich um befristete Projekte. Vier Frauen haben
jeweils eine halbe Stelle inne und müssen womöglich gehen. Ab April läuft
der erste der Verträge aus, der letzte im November. Eine der Frauen ist
bereits seit neun Jahren an der Uni.
Für Veronika Oechtering, stellvertretende Frauenbeauftragte der Uni Bremen,
ist das Auslaufen der Anstellungen „ärgerlich und bedauerlich“. Die
Mitarbeiterinnen seien sehr erfahren und ohne sie sei die
Gleichstellungsmaßnahmen nicht umzusetzen. Dabei seien diese explizit
darauf ausgerichtet, nachhaltig und dauerhaft zu wirken. Und: Genau für die
durchgehende und dauerhafte Umsetzung der mit den Professorinnenprogrammen
gestarteten Gleichstellungsmaßnahmen stehen laut Oechtering im
Landeshaushalt bereits seit 2015 jährlich rund 295.000 Euro für die
Universität Bremen bereit. Diese Gelder würden 2020 dauerhaft in den
Grundhaushalt der Uni überführt.
Oechtering kann deshalb nicht verstehen, warum die Unileitung die vier
halben Stellen nicht entfristet. Seit Wochen gab es Gespräche zwischen
Personalrat, Rektor und Kanzler. „Alle internen Möglichkeiten sind
ausgeschöpft“, sagt sie.
Unterstützt wird das Anliegen auch von der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW). Inge Kleemann, Referentin der GEW für Hochschule und
Forschung erklärte: „Es ist in keiner Weise nachvollziehbar, dass das Land
einerseits im Wissenschaftsplan die Weichen dafür stellt, die herausragende
Arbeit im Bereich Gleichstellung an den Bremischen Hochschulen weiter
auszubauen während andererseits die Universität durch ihre nicht
nachvollziehbare Personalpolitik erfolgreich aufgebaute Strukturen
schädigt.“
Tatsächlich war das Problem im Februar schon Thema in der Bürgerschaft. Die
grüne Wissenschaftspolitikerin Henrike Müller wollte vom Senat wissen, ob
die genannten Projekte fortgeführt und eine inhaltliche und personelle
Kontinuität gewährleistet sei. Die klare Antwort: Der Senat erwarte, „dass
diese durch Umwandlung von befristeten in dauerhafte
Beschäftigungsverhältnisse verstetigt werden“. Das entspreche auch dem
Wissenschaftsplan 2025.
Warum das bis heute nicht passiert ist? Die Universität Bremen konnte bis
Redaktionsschluss dazu nicht Stellung nehmen.
27 Mar 2019
## AUTOREN
DIR Jean-Philipp Baeck
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DIR Karen Uhlenbeck
DIR Publikation
DIR Rechtsextremismus
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