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       # taz.de -- Deutschlands Afrikapolitik: Afrika jetzt als Partner
       
       > Die Bundesregierung hat neue „Afrikapolitische Leitlinien“. Sie sollen
       > das Durcheinander beenden und den Kontinent als Partner anerkennen.
       
   IMG Bild: „Kohärent und koordiniert“: EU-AU-Gipfel in Abidjan 2017
       
       Berlin taz | Deutschland setzt auf Afrika als Partner bei der Rettung einer
       multilateralen Weltordnung. Das geht aus den neuen „Afrikapolitischen
       Leitlinien“ der Bundesregierung hervor, die am heutigen Mittwoch vom
       Bundeskabinett verabschiedet werden sollen.
       
       Für die Verabschiedung im Rahmen der Kabinettssitzung reist aus Paris extra
       der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian an.
       
       „Die afrikanischen Staaten sind wichtige Akteure und Fürsprecher der
       multilateralen Ordnung zur Wahrung von internationalem Frieden und
       Sicherheit, Abrüstung und Rüstungskontrolle, weltwirtschaftlicher
       Vernetzung und Freihandel sowie Menschen- und Völkerrechtsnormen“, heißt es
       in dem zehnseitigen Papier, das der taz vorliegt.
       
       „Die Afrikanische Union und die regionalen Organisationen, aber auch die
       afrikanischen Staaten selbst, tragen maßgeblich zu einer Stärkung der
       ‚global governance‘ und der regelbasierten Ordnung bei.“
       
       ## Neu: „Partnerschaftliche Zusammenarbeit“
       
       Mit solchen Sätzen wird Afrika eine andere Rolle als bisher in der
       deutschen Wahrnehmung der Welt zugewiesen – nicht mehr nur der
       Krisenkontinent mit von außen zu lösenden „Herausforderungen“, sondern ein
       weltpolitischer Akteur.
       
       „Die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Staaten Afrikas ist eine
       zentrale Aufgabe unserer Zeit“, heißt es gleich zu Beginn des Papiers –
       Worte, die in den bisherigen „Afrikapolitischen Leitlinien“ aus dem Jahr
       2014 nicht zu finden sind.
       
       Betont wird die Afrikanische Union als Partner und deren „Agenda 2063“ für
       Afrikas Entwicklung als etwas, woran sich Deutschland orientieren wolle.
       
       Das Papier gilt als „Fortschreibung“ der bestehenden Leitlinien aus dem
       Jahr 2014. Seitdem sind viele unterschiedliche Neuansätze unterschiedlicher
       staatlicher deutscher Akteure dazugekommen: die „Migrationspartnerschaften“
       mit einzelnen Regierungen zur Flüchtlingsabwehr; der „Compact mit Afrika“
       im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft zur Mobilisierung von
       Investitionen; der „Marshallplan mit Afrika“ des Entwicklungsministeriums
       zur Förderung der Privatwirtschaft; ein verstärktes Engagement der
       Bundeswehr beispielsweise in Mali.
       
       „Dass so viele Akteure in Afrika engagiert sind, ist eine Stärke der
       deutschen Afrikapolitik. Aber was zuletzt fehlte, war ein gemeinsamer
       konzeptioneller Schirm und eine klare Prioritätensetzung“, erklärte am
       Dienstag Bundesaußenminister Heiko Maas.
       
       In deutlicher Abgrenzung zum vorherigen Durcheinander stellt das neue
       Papier klar: „Wir wollen einen umfassenden afrikapolitischen Ansatz
       verfolgen, der in sich kohärent, innerhalb der Bundesregierung koordiniert
       und in den europäischen und multilateralen Kontext eingebettet ist.“
       
       ## Mehr interministerielle Kooperation
       
       Dafür nahmen, so heißt es, Vertreter aller Bundesministerien an der über
       ein Jahr währenden Erarbeitung der Leitlinien teil, und es sind
       interministerielle Afrika-Runden auf Staatssekretärs- und
       Abteilungsleiterebene entstanden.
       
       Auch der jüngst wegen Verteidigung des Kolonialismus in die Kritik geratene
       Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke, war demnach in seiner
       Funktion als Unterabteilungsleiter im Bundesentwicklungsministerium
       beteiligt.
       
       Es gibt jenseits des neuen Fokus auf Migration einige inhaltliche
       Neuerungen. Unterstützung für eine gesamtafrikanische Freihandelszone tritt
       an die Stelle der bisherigen europäischen EPA-Freihandelsabkommen mit
       einzelnen afrikanischen Regionen, die jetzt nur noch „Etappen“ sind.
       
       Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte in Afrika findet erstmals
       Eingang in ein offizielles Dokument dieser Art.
       
       27 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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