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       # taz.de -- Klimaschutz in Deutschland: RWE will Kohle sehen
       
       > Der Konzern fordert fürs Abschalten von Kraftwerken Milliarden vom
       > Steuerzahler. Der Erhalt des Hambacher Waldes soll nochmal extra kosten.
       
   IMG Bild: Damit die Bagger am Hambacher Forst still stehen, verlangt RWE viel Geld
       
       Essen rtr/dpa/taz | Wenige Wochen nach [1][den Empfehlungen der
       Kohlekommission] für einen Ausstieg aus der Verstromung bis 2038 geht der
       größte deutsche Erzeuger RWE in die Offensive. Der Versorger sei bereit,
       für den ersten großen Schritt bis 2023 weitere Braunkohlekraftwerke vom
       Netz zu nehmen, sagte Konzernchef Rolf Martin Schmitz am Donnerstag bei der
       Vorstellung der Jahresbilanz in Essen. „Uns ist klar, dass RWE den
       Löwenanteil der rund drei Gigawatt, die allein in der Braunkohle vom Netz
       gehen sollen, schultern soll.“
       
       RWE könne das aber nicht alleine stemmen, sondern benötige Unterstützung
       durch die Politik. Als Entschädigung seien 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro pro
       Gigawatt angemessen. Auch der umkämpfte Hambacher Forst könne erhalten
       werden – wenn genügend Geld fließe.
       
       Der Umweltverband BUND kritisierte die Forderung „nicht nachvollziehbar“.
       Der Vorsitzende Hubert Weiger, der in der Kohlekommission vertreten war,
       erklärte: „Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass die Steuerzahler
       nicht über den Tisch gezogen werden.“ Auch von Greenpeace kam Kritik. „RWE
       pokert um milliardenschwere Entschädigungen, ohne einen eigenen Beitrag für
       die Energiewende in Deutschland leisten zu wollen“, sagte
       Greenpeace-Energieexperte Karsten Schmid. RWE sollte sich aktiv am Ausbau
       der klimaschützenden Energien beteiligen und die nach einer Verkleinerung
       der Tagebaue nicht benötigten Flächen für erneuerbare Energien
       ausschreiben.
       
       RWE-Chef Schmitz will den Versorger umkrempeln und auf Ökostrom trimmen.
       Hierzu will er die erst 2016 gestartete Tochter Innogy zusammen mit
       Eon-Chef Johannes Teyssen noch in diesem Jahr zerschlagen – und RWE mit der
       Übernahme der Ökstromanlagen von Innogy und der von Eon zum drittgrößten
       Produzenten von Ökostrom in Europa wandeln. Doch das Erbe aus dem
       Kohlezeitalter wird den Konzern, der künftig RWE Renewables heißen soll,
       noch lange belasten.
       
       „Für RWE, unsere Beschäftigten, unsere Partnerfirmen und die Region wird
       das ein Kraftakt“, sagte Schmitz. Die Politik müsse für den Ausstieg dabei
       so tatkräftig Unterstützung leisten, wie die Kohlekommission es empfohlen
       habe. RWE beschäftigt in den Tagebauen und Kraftwerken des Rheinischen
       Reviers knapp 10.000 Mitarbeiter. Davon könnten Schmitz zufolge bereits bis
       2023 rund 2700 Stellen gefährdet sein. RWE werde bei dem Stellenabbau wohl
       nicht allein mit den üblichen sozialverträglichen Maßnahmen auskommen. Er
       setze aber auch hier auf die Gespräche mit der Bundesregierung.
       
       ## „Symbole haben ihren Preis“
       
       Entgegenkommen signalisierte Schmitz im Fall des seit Jahren von
       Umweltschützern gegen den landschaftsfressenden Braunkohletagebau
       verteidigten [2][Hambacher Forst]. „Wir werden prüfen, was technisch mit
       Blick auf Standsicherheit, Rekultivierung und Wasserwirtschaft möglich
       ist.“ Wirtschaftlich und betrieblich wäre es zwar nicht sinnvoll, auf eine
       Rodung zu verzichten. „Aber Symbole haben eben ihren Preis, dann muss man
       ihn aber auch bezahlen wollen.“ Einen Verkauf der Kohleaktivitäten, wie ihn
       Vattenfall mit seinen ostdeutschen Anlagen an den tschechischen Versorger
       EPH vorgemacht habe, erwäge er nicht, sagte Schmitz. Er führe auch keine
       Gespräche darüber.
       
       Im vergangenen Geschäftsjahr schrumpfte der operative Gewinn des Versorgers
       deutlich – vor allem, weil die Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke wegen der
       gesunkenen Strom-Großhandelspreise weniger einbrachten. Der um
       Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
       (Ebitda) sei 2018 bezogen auf die Kennziffer „RWE Stand alone“ auf 1,5 von
       zuvor 2,1 Milliarden Euro geschrumpft. Für 2019 stellt RWE 1,2 bis 1,5
       Milliarden Euro in Aussicht.
       
       Den Aktionären will RWE für 2018 eine ordentliche Dividende von 70 Cent je
       Aktie und für 2019 von 80 Cent je Anteilsschein zahlen. 2017 waren es 1,50
       Euro, davon eine Sonderdividende von einem Euro.
       
       14 Mar 2019
       
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