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       # taz.de -- Gemischte Bilanz der Deutschen Bahn: Mehr Fahrgäste, weniger Gewinn
       
       > Vor allem das Geschäft mit Gütertransporten schmälert das Ergebnis. Der
       > Verkauf der britischen Tochter Arriva soll der Bahn jetzt helfen.
       
   IMG Bild: Beliebte ICEs (hier in Leipzig): Im Fernverkehr stieg die Zahl der Fahrgäste 2018 um 4 Prozent
       
       Mehr Fahrgäste, aber weniger Gewinn: Das ist das Ergebnis der jüngsten
       Jahresbilanz der Deutschen Bahn. Der Gewinn sei 2018 um mehr als 30 Prozent
       auf 542 Millionen Euro zurückgegangen, hieß es am Donnerstag. Der
       Schuldenstand wuchs um fast eine Milliarde auf 19,5 Milliarden Euro an. Das
       Geschäft mit Gütertransporten blieb in den roten Zahlen, was sich laut
       Finanzvorstand Alexander Doll auch in den nächsten beiden Jahren nicht
       ändern wird.
       
       Gleichzeitig wird die Bahn bei Reisenden immer beliebter. 148 Millionen
       Passagiere zählte der Fernverkehr – nach Unternehmensangaben so viele wie
       nie zuvor. „2019 werden wir erstmals stabil über 150 Millionen liegen“,
       kündigte Bahnchef Richard Lutz an. In zehn Jahren erwartet er 200 Millionen
       Fahrgäste. Die Kehrseite: Der Bahnchef räumt damit das von der
       Bundesregierung vorgegebene Ziel einer Verdoppelung der Kundenzahl bis zum
       Ende des nächsten Jahrzehnts ab. Diese sei erst in den 30er Jahren zu
       erreichen, sagte Lutz.
       
       Es ist ein tiefes Tal, das die Deutsche Bahn derzeit durchquert. Der
       Schuldenstand bewegt sich hart an der festgelegten Obergrenze von 20
       Milliarden Euro. Um Investitionen, Technik und neue Züge zu finanzieren,
       muss frisches Geld her. Allein in diesem Jahr fehlen dafür zwei Milliarden
       Euro. Hier soll der Verkauf des britischen Tochterunternehmens Arriva
       helfen. Der Aufsichtsrat der Bahn hatte am Mittwoch entschieden, die
       Planungen dafür voranzutreiben. Die Hoffnung: ein Erlös von vier Milliarden
       Euro.
       
       Arriva betreibt in ganz Europa Busse und Bahnen. Das Unternehmen aus dem
       englischen Sunderland gehört zum Tafelsilber der Deutschen Bahn, rund drei
       Milliarden Euro hatte die Übernahme 2010 gekostet. Bei einem Verkauf gingen
       etwa 300 Millionen Euro Gewinn im Jahr verloren. Denkbar ist zudem, dass
       die Briten unter einem neuen Eigentümer der Bahn im hiesigen Nahverkehr
       spürbar Konkurrenz machen würden. Im Sommer könnten die Vorbereitungen für
       einen Verkauf so weit gediehen sein, dass die Bundesregierung eine letzte
       Entscheidung dazu treffen kann.
       
       ## Großprojekte überprüfen
       
       Die Gewerkschaften sehen die Pläne zum Arriva-Verkauf skeptisch, die Bahn
       falle damit im europäischen Wettbewerb zurück. Die Grünen sind erfreut:
       „Die Deutsche Bahn muss sich künftig auf den Schienenverkehr in Deutschland
       als Kerngeschäft konzentrieren und darf sich nicht länger in nicht
       überschaubaren Auslandsaktivitäten verzetteln“, sagte der bahnpolitische
       Sprecher der Partei, Matthias Gastel. Die Initiative „Bahn für alle“
       begrüßt die Rückzugspläne ebenfalls und fordert zudem eine Überprüfung
       aller Großprojekte in Deutschland, insbesondere Stuttgart 21.
       
       Derzeit handeln Bund und Bahn die sogenannte Leistungs- und
       Finanzierungsvereinbarung aus, in der die Zuschüsse aus Steuermitteln für
       die Instandhaltung des Netzes festgeschrieben werden sollen. Klar ist, das
       die Bahn im kommenden Jahrzehnt mit 50 Milliarden Euro vom Bund rechnen
       kann.
       
       28 Mar 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolfgang Mulke
       
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       skeptisch.