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       # taz.de -- Razzia in Berliner Club: Polizisten stürmen Club
       
       > Nach Einsatz im Techno-Club „Mensch Meier“ erheben Betreiber Vorwürfe
       > gegen die Polizei: Mitarbeiter seien verletzt worden.
       
   IMG Bild: Beamte einer Einsatzhundertschaft der Berliner Polizei
       
       Im Mensch Meier ist man ratlos. Am Samstagabend stand plötzlich eine
       Hundertschaft der Polizei vor dem linken Club in der Storkower Straße.
       Unstrittig ist: Gegen 20.30 Uhr rückten die Beamten an, laut Polizei
       unterstützten sie das Hauptzollamt bei der Kontrolle von Schwarzarbeit. Die
       Mitarbeiter im Mensch Meier stellten gerade Gitter vor dem Haupteingang
       auf, um eine Veranstaltung über Seenotrettung von [1][„Sea-Watch and
       Friends“] vorzubereiten.
       
       Uneinig ist man sich über das, was danach folgte: Die Polizei gibt an, dass
       ein Türsteher die Eingangstür zugezogen habe, als er die Beamten bemerkte.
       Nachdem sie die Tür einen Spalt breit öffnen konnten, habe dieser sie mit
       Pfefferspray attackiert. Als andere Beamte die Tür schließlich ganz öffnen
       konnten, soll er erneut Pfefferspray versprüht haben. Insgesamt sechs
       Polizisten wurden zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus geschickt. Der
       42-jährige Türsteher wurde vorläufig festgenommen, neben der leeren
       Reizgaskartusche soll er auch einen Teleskopschlagstock mit sich geführt
       haben.
       
       Die Darstellung der Mensch-Meier-Macher unterscheidet sich allerdings um
       einiges. Zunächst habe keiner gewusst, dass es sich um einen Einsatz
       handelte, da die Beamten in Zivil erschienen seien. Die Mitarbeiter am
       Eingang seien von einem Nazi-Übergriff ausgegangen, da sich die Beamten
       nicht zu erkennen gegeben hätten.
       
       Außerdem seien sie sehr aggressiv gewesen. Um sich zu schützen, zogen sich
       die Mitarbeiter ins Kassenhäuschen zurück. Gewaltsam sollen die Beamten
       daraufhin das Gebäude gestürmt haben. Dabei hätten sie die Anwesenden
       zunächst in die Mitte des Geländes getrieben. Einige seien fixiert und zu
       Boden gedrückt worden, währenddessen hätten Beamte die Gruppe mit
       Schusswaffen bedroht. Mehrere Mitarbeiter seien verletzt worden, auch
       Handschellen seien zum Einsatz gekommen.
       
       Erst nachdem die Mitarbeiter mehrfach nachfragten, hätten sich die Beamten
       zu erkennen gegeben und den Grund ihres Einsatzes, die Kontrolle der
       Arbeitsverhältnisse, erklärt. „Sollte das eine reine Zollkontrolle gewesen
       sein, war das Ausmaß der Gewaltanwendung und Waffenpräsenz definitiv
       unverhältnismäßig“, sagt eine Sprecherin des Mensch Meier zur taz. Die
       Beamten seien in alle Büroräume eingedrungen, hätten dabei Türen
       aufgebrochen und beschädigt. Auch hätten sie Räume betreten, die nicht zur
       Mietsache des Clubs gehören. Sobald die rechtliche Vertretung des Clubs
       eingetroffen sei, habe die Polizei den Einsatz abgebrochen. Im Gegensatz zu
       deren Aussage erklärt das Mensch Meier, dass sich alle Mitarbeiter zu jedem
       Zeitpunkt kooperativ verhalten hätten.
       
       Die Mitarbeitenden im Mensch Meier wünschen sich nun, dass der Fall
       aufgeklärt wird. „Wir versuchen gerade, mit Rechtsbeistand mehrere Punkte
       prüfen zu lassen“, sagt die Sprecherin des Clubs. Gegebenenfalls will das
       Kollektiv rechtliche Schritte einleiten. Auf [2][Twitter] erklärte auch
       Kultursenator Klaus Lederer (Linke), dass die Innenpolitiker „der Sache
       nachgehen“ würden.
       
       1 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://sea-watch.org/
   DIR [2] https://twitter.com/klauslederer/status/1112370699954470913
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anima Müller
       
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