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       # taz.de -- Südkorea führt als erstes Land 5G-Netz ein: Startschuss für die digitale Revolution
       
       > Südkorea startet als weltweit erstes Land die neue Generation des mobilen
       > Internets: 5G soll den Alltag und die Industrie grundlegend verändern.
       
   IMG Bild: Jetzt geht's los: Arbeiter montieren getarnte 5G-Antennten auf einem Hausdach in Seoul
       
       Seoul taz | Am Ende musste alles rasend schnell gehen: Ursprünglich hatten
       Südkoreas Telekomanbieter geplant, das weltweit erste landesweite
       [1][5G-Netz] am Freitag einzuführen. Dann jedoch gab es Gerüchte, dass der
       US-Anbieter Verizon Communications den Asiaten zuvorkommen könnte. Also
       entschied sich SK Telecom in einer Hauruck-Aktion, die Eröffnungszeremonie
       auf Mittwochabend vorzuverlegen. Schließlich gewannen die Koreaner das
       digitale Rennen um zwei Stunden.
       
       „Als Markteinführer prägt man die öffentliche Wahrnehmung. Südkorea hatte
       bereits bei 4G die Nase vorn. Dementsprechend wichtig war es für das Land,
       seinen Status als führende Hightech-Nation zu behalten“, sagt Sanjeev Rana
       von der Investmentgruppe CLSA Korea. Bei 5G handelt es sich um die
       [2][neueste Generation des mobilen Internets]. Die Branche schreibt die
       Technik als „Lichtsprung“ in Sachen Geschwindigkeit und Konnektivität hoch.
       
       Tatsächlich hat 5G das Potenzial, hundertmal schneller als das derzeit
       vorherrschende LTE zu sein. Doch die bestehende Infrastruktur schöpft die
       technischen Möglichkeiten von 5G nur zu einem Fünftel aus. Wie sich das für
       Konsumenten auswirkt, demonstriert Südkoreas größter Anbieter SK Telecom
       bei der 5G-Präsentation in seiner Seouler Firmenzentrale, die
       treffenderweise wie ein überdimensionales Smartphone in die Skyline ragt.
       In der Lobby des Wolkenkratzers haben sich Hunderte Journalisten
       versammelt. Als CEO Park Jeong-ho die Bühne betritt, ist diese als eine Art
       felsige Mondlandschaft designt. Die Botschaft ist klar: 5G ist wie die
       Mondlandung ein großer Schritt für die Menschheit.
       
       Das Netz von SK Telecom deckt bereits 85 Städte und Ortschaften ab, 34.000
       Basisstationen wurden installiert. Bis zum Ende des Jahres hofft man auf
       eine Million Abonnenten für die 5G-Dienstleistungen, die monatlich zwischen
       30 und 100 Euro kosten werden.
       
       ## Am Freitag geht es dank Samsung los
       
       Der tatsächliche Startschuss für die kommerzielle Nutzung beginnt nun am
       Freitag. Dann nämlich bringt Samsung Electronics das [3][erste und bisher
       einzige 5G-kompatible Smartphone] auf den koreanischen Markt. Das Galaxy
       S10 wird umgerechnet 1.000 Euro kosten. Mit der Applikation „Real 360“ von
       Korea Telecom etwa können die Nutzer bei Videostreams in Echtzeit ihren
       Blickwinkel am Touchscreen um 360 Grad drehen. Einsetzen lässt sich das
       etwa bei Formel-1-Rennen: Wenn der Pilot eine 360-Grad-Kamera trägt, kann
       der Zuschauer bestimmen, ob er nach vorn oder auf die Zuschauertribünen
       blicken will.
       
       Wirklich bahnbrechend sind die 5G-Konsumenten-Dienste also bislang nicht.
       „Noch sehe ich 5G mehr als eine technische Evolution, nicht als
       Revolution“, sagt auch Tech-Analyst Rana von CLSA: „Doch 5G hat
       letztendlich das Potenzial, ganze Branchen von Grund auf zu verändern. Dies
       wird in den nächsten fünf Jahren für jedermann sichtbar.“
       
       Beim autonomem Fahren beispielsweise werden extreme Datenmengen
       verarbeitet. Erst 5G kann dem fahrerlosen Auto zum Marktdurchbruch
       verhelfen. Die neue Generation des mobilen Internets wird in „smarten“
       Fabriken auch zunehmend Arbeitsprozesse automatisieren, indem es künstliche
       Intelligenz und Roboter einbindet.
       
       ## Südkoreas Technikglaube ist tief verwurzelt
       
       Unweigerlich wird dies zu massiven Jobverlusten führen, jedoch gleichzeitig
       neue Berufsfelder schaffen. Laut dem koreanischen KT Research Institute
       wird 5G bis 2035 rund 960.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Teilweise wäre
       das der koreanischen Technikbegeisterung geschuldet. Während in Europa neue
       Technologien vor allem Skepsis auslösen, ist die südkoreanische
       Gesellschaft durch einen tief verwurzelten Technikglauben geprägt.
       
       Ob das noch unerforschte 5G möglicherweise gesundheitsgefährdende
       Mobilfunkstrahlen auslöst? In Südkorea kein Thema. Ebenso wenig wird
       darüber diskutiert, ob der chinesische Konzern Huawei, der [4][in den USA
       und Europa umstritten ist], bei der Infrastruktur mitbieten darf.
       Tatsächlich kollaboriert der Tech-Riese aus China mit LG Uplus, dem
       drittgrößten südkoreanischen Telekommanbieter.
       
       „Bei der Industrialisierung war Südkorea Spätzünder – ein Fehler, der dazu
       geführt hat, dass wir Anfang des 20. Jahrhunderts vom wirtschaftlich
       überlegenen Japan kolonialisiert wurden. Umso entschlossener war die
       Regierung, bei der Digitalisierung Vorreiter zu sein“, sagt Professor Park
       Jae-shin von der Kookmin Universität in Seoul, der Anfang der 2000er als
       Berater des Präsidenten diente. Bereits Ende der 90er baute die Regierung
       landesweit das Breitbandnetz aus. Mittlerweile ist Südkorea das
       bestvernetzte Land der Welt.
       
       5 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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