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       # taz.de -- CSU-Mann startet Europawahlkampf: Weber will das Wir-Gefühl
       
       > In Brüssel hat EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber zum Kampagnenauftakt
       > geladen. Sein Slogan „The power of WE“ steht lediglich für fromme
       > Wünsche.
       
   IMG Bild: Reingeguckt: In Manfred Webers Wahlkampagne für die EVP findet man vor allem vage Ideen
       
       Brüssel taz | Von Wahlkampf ist nicht viel zu sehen in Brüssel. Rund sechs
       Wochen vor der Europawahl Ende Mai sind die EU-Politiker noch vollauf damit
       beschäftigt, sich für den drohenden chaotischen Brexit zu rüsten. Selbst
       die Spitzenkandidaten für die Europawahl halten sich bedeckt. Der
       Frontrunner der Sozialdemokraten, Frans Timmermans, macht immer noch
       seinen Kommissionsjob – und verteidigt den Rechtsstaat in Polen. Und die
       von vielen EU-Insidern favorisierte [1][Wettbewerbskommisarin Margrete
       Vestager] schlägt sich mit staubtrockenen Kartellfragen herum.
       
       Nur einer rührt schon die Wahlkampf-Trommel: Manfred Weber, der
       Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei (EVP). Im Museum für
       Europäische Geschichte mitten im Brüsseler Europaviertel hat der CSU-Mann
       seine Kampagne eröffnet. Der Ort sei mit Bedacht gewählt, sagen seine
       Berater. Denn Weber sieht sich in der Tradition von Helmut Kohl und
       [2][Jean-Claude Juncker]. Er will an die Erfolge der Christdemokraten
       anknüpfen, die der EU seit Jahrzehnten ihren Stempel aufdrücken. Nur Angela
       Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer fehlen in der EVP-Inszenierung.
       
       Hellblaues Hemd, rote Krawatte: So steht er vor einem riesigen Wandbild,
       das „der Fuchs und der Rabe“ heißt und an die liebliche Landschaft in
       Niederbayern erinnert – Webers Heimat. „I want a strong Europe, a smart
       Europe, a kind Europe“ sagt er in gebrochenem Englisch mit schwerem
       bayerischen Akzent, den selbst Deutsche kaum verstehen. Ein klassisches
       Wahlprogramm ist das nicht, eher eine Ansammlung von frommen Wünschen.
       
       Stark soll die EU durch mehr Grenzschutz und eine „Cyber-Brigade“ werden,
       smart durch einen „Masterplan gegen Krebs“, und nett („kind“) durch einen
       Masterplan für Afrika, aber auch eine familienfreundliche Agrarpolitik.
       [3][Bayern] lässt grüßen! Aber die eigentliche Botschaft liegt eh woanders.
       Die Botschaft ist Weber selbst. „The power of WE – Weber“ heißt der
       Wahlkampf-Slogan, den sich eine spanische Werbeagentur ausgedacht hat. „WE
       wie Weber“ – das ist gewagt.
       
       Bisher war der EVP-Fraktionschef nur Insidern in Brüssel bekannt, nun will
       er für „uns alle“ sprechen. Doch wie soll das neue „WE-Gefühl“ zustande
       kommen? Die EVP-Kampagne setzt auf Werbespots, in denen vorwiegend junge
       Europäer aus allen EU-Ländern fromme Wünsche aufsagen dürfen – manchen
       sieht man an, dass sie sie vom Zettel ablesen. Weber will sich die Ideen
       dann zu eigen machen. „Ich bin bodenständig, nah bei den Menschen“, sagt
       er. Ob das reicht, um ein Wir-Gefühl zu entwickeln? WE don’t know.
       
       4 Apr 2019
       
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