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       # taz.de -- Urteil gegen Glyphosat in den USA: Bayer soll 80 Millionen Dollar zahlen
       
       > Wegen ihres Unkrautvernichters Roundup wurde die Bayer-Tochter Monsanto
       > nun zu hohem Schadenersatz verurteilt. Bayer will das nicht akzeptieren.
       
   IMG Bild: Monsanto habe nicht genügend vor den Risiken des Einsatzes von Roundup gewarnt, befand die Jury
       
       San Francisco dpa | Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat im
       wichtigen Großprozess um die Produkte der Tochter Monsanto eine Niederlage
       erlitten. Die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco
       urteilte am Mittwoch, dass Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichters
       Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist und dem
       70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3
       Millionen Dollar (71,4 Mio Euro) zahlen muss.
       
       [1][In der vergangenen Woche] war die Jury bereits im vorentscheidenden
       ersten Teil des Prozesses einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass Roundup
       [2][als wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung] Hardemans
       einzustufen sei. In der zweiten Runde des Verfahrens [3][ging es um die
       Haftungsfrage] und darum, wie viel Entschädigung dem Kläger zusteht. Die
       Summe setzt sich zusammen aus 5,3 Millionen Dollar an regulärem
       Schadenersatz und 75 Millionen an sogenanntem Strafschadenersatz, der im
       US-Recht zusätzlich verhängt werden kann.
       
       Bayer zeigte sich enttäuscht und kündigte an, Berufung einzulegen. Dennoch
       ändere das Urteil nichts „am Gewicht von über vier Jahrzehnten
       umfangreicher wissenschaftlicher Arbeit und den Schlussfolgerungen von
       Regulierungsbehörden weltweit, welche die Sicherheit unserer
       glyphosatbasierten Herbizide und die Schlussfolgerung stützen, dass diese
       nicht krebserregend sind“. Das Urteil habe keinen Einfluss auf zukünftige
       Fälle – jedes Verfahren sei auf Basis der jeweiligen Umstände gesondert zu
       betrachten.
       
       Dennoch ist der Fall für Bayer hochbrisant, da es sich um einen
       [4][richtungsweisenden „Bellwether Case“ handelt]. Damit ist im US-Recht
       eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint. Mehrere dieser
       repräsentativen Fälle sind angesetzt. Sie sollen den Streitparteien helfen,
       das Ausmaß von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser
       abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince
       Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern
       gebündelt.
       
       ## Bayer unter Druck
       
       Die Klagewelle gegen Bayer war so richtig ins Rollen gekommen, nachdem eine
       Geschworenenjury dem Krebspatienten Dewayne Johnson in einem anderen
       Verfahren [5][im August insgesamt 289 Millionen Dollar] an Schmerzensgeld
       und Entschädigung zugesprochen hatte. Die Richterin senkte zwar die Strafe
       gegen den im vergangenen Jahr von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzern
       Monsanto später auf gut 78 Millionen Dollar (69 Mio Euro), im Grundsatz
       änderte sie am Urteil aber nichts. Bayer hat auch in diesem Verfahren
       Berufung eingelegt.
       
       An der Börse steht Bayer wegen der vielen Glyphosat-Klagen in den USA
       inzwischen massiv unter Druck. Mittlerweile notiert der Börsenwert des
       Konzerns sogar deutlich unter den rund 63 Milliarden Dollar (56 Mrd Euro),
       die die Leverkusener sich den Monsanto-Kauf hatten kosten lassen. Anleger
       und Analysten fragen sich, ob Bayer die Risiken der bislang teuersten
       Auslandsübernahme eines deutschen Unternehmens unterschätzt hat. Trotz
       aller Probleme verteidigt Bayer-Chef Werner Baumann die Übernahme. „Der
       Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee“, [6][sagte er der] Frankfurter
       Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS).
       
       Doch das jetzige Verfahren war erst der Anfang: Bis Ende Januar wurden
       Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11.200 Klägern
       zugestellt. Am Donnerstag soll bereits ein weiterer Prozess bei einem
       Landgericht im kalifornischen Oakland starten. Die US-Kläger stützen sich
       ebenfalls auf diverse Studien, insbesondere auf die Internationale
       Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation, die Monsantos
       Unkrautvernichter 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen
       einstufte.
       
       28 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Prozess-gegen-Monsanto/!5581309
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   DIR [3] /Schuldspruch-gegen-Glyphosat-in-USA/!5579432
   DIR [4] /Schadenersatzprozess-in-den-USA/!5573906
   DIR [5] /US-Urteil-gegen-Monsanto/!5527277
   DIR [6] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/monsanto-kauf-war-und-ist-eine-gute-idee-sagt-baumann-16104601.html
       
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