# taz.de -- Homophober Begriff in Pressemitteilung: Polizei will „sensibler formulieren“
> Seit Jahren kritisieren schwul-lesbische Verbände den Begriff
> „Homosexuellen-Milieu“. Die Kölner Polizei will jetzt auf den Begriff
> verzichten.
IMG Bild: Ob diese belgischen Polizisten wohl zum vermeintlichen „Homosexuellen-Milieu“ zählen?
Berlin taz | Die Kölner Polizei hat sich nach jahrelanger Kritik
entschieden, den Begriff „Homosexuellen-Milieu“ nicht mehr zu verwenden.
Die Kölner Dienststelle ist damit die erste, die sich öffentlich gegen den
Begriff ausspricht. [1][Dies berichtet das LGBT-Onlinemagazin queer.de.]
LGBT-Verbände prangerten das Wort immer wieder als diskriminierend an.
Auch die anderen Polizei-Pressestellen in Nordrhein-Westfalen sollen
überzeugt werden, den Begriff zu meiden, erklärt der Sprecher der Kölner
Polizei, Thomas Held, gegenüber queer.de: „Wir wollen in Zukunft sensibler
formulieren.“ Dass einige Medien Teile ihrer Pressemitteilung wortwörtlich
übernahmen, habe gezeigt, „wie groß die Verantwortung der Polizei sei,
solche Aufrufe korrekt zu formulieren.“ Zuvor hatte der Bund Lesbischer &
Schwuler JournalistInnen (BLSJ) Pressemitteilungen der Polizei zu einem
Raubmordfall in Köln kritisiert.
„Wir wünschen der Polizei einen raschen Fahndungserfolg – sind aber der
Meinung, dass eine konkrete Benennung der Umstände dabei mehr helfen könnte
als der diskriminierende, verschwurbelte und falsche Begriff
Homosexuellen-Milieu“, [2][teilte der BLSJ-Vorsitzende Axel Bach im Februar
mit.]
Der BLSJ dokumentiert seit der Ermordung des Modedesigners Rudolph
Mooshammer im Jahr 2005 die Verwendung des Begriffs durch Medien,
Nachrichtenagenturen und Polizeipressestellen. [3][Auch der Lesben- und
Schwulenverband LSVD kritisierte damals] in einer Beschwerde an den
Presserat die Verwendung des Begriffs, durch den „eine ganze
Bevölkerungsgruppe in die Nähe von Kriminalität gerückt“ werde.
## „Kollektive Verunglimpfung“
Für das schwul-lesbische Journalistennetzwerk BLSJ zementieren „solche
Phrasen unbewusst Klischees über Homosexuelle, die damit kollektiv
verunglimpft werden.“ Das wichtigste Argument: Ein Gegenbegriff wie
„Heterosexuellen-Milieu“ existiere nicht, auch würde niemand von einer
„Gewalttat im Lehrermilieu“ sprechen. Es gibt jedoch tatsächlich eine
„Szene“ oder „Subkultur“, in der sich hauptsächlich Schwule, Lesben und
Bisexuelle bewegen. Diese sind allerdings grundsätzlich in jedem „Milieu“
zu finden. Nach Ansicht des BLSJ verunglimpft der Begriff „Homosexuelle
kollektiv, ganz so, als wären Lesben und Schwule wie Kriminelle in einer
Art Rotlichtviertel organisiert.“
[4][In der Broschüre „Schöner schreiben über Lesben und Schwule“] macht der
BLSJ konkrete Gegenvorschläge. Statt über einen „Mord im
Homosexuellen-Milieu“ zu berichten, könnte die Schlagzeile auch „Schwuler
Mann ermordet“ lauten – falls das Schwulsein dabei eine Rolle spielte. „Ein
Mann aus dem Homosexuellen-Milieu“ sollte einfach als „ein Schwuler“
beschrieben werden.
1 Apr 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.queer.de/detail.php?article_id=33310
DIR [2] https://www.blsj.de/projekte/homosexuellen-milieu/archiv/
DIR [3] https://www.queer.de/detail.php?article_id=2284
DIR [4] http://www.blsj.de/projekte/schoener-schreiben/
## AUTOREN
DIR Frederik Schindler
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der benannt ist nach Felix Rexhausen. Pädophil, pädophil!, schreit es jetzt
im BLSJ.