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       # taz.de -- Bezirksversammlung für Naturschutz: Stauden statt Container
       
       > Die Harburger Bezirksversammlung beantragt, die Vollhöfner Weiden vom
       > Hafen zu verschonen: In der Nähe gebe es leer stehende Ausweichflächen.
       
   IMG Bild: Jagdrevier für Fledermäuse: der Vollhöfner Wald
       
       Hamburg taz | Die Bezirksversammlung Harburg wehrt sich gegen eine geplante
       [1][Hafenerweiterung in Altenwerder]. Ihr Hauptausschuss hat beantragt, den
       Vollhöfner Wald südlich des Aluminiumwerks „aus der Hafennutzung und der
       Hafenerweiterung herauszunehmen“. Dass diese [2][Bitte an den Senat] in der
       nächsten Sitzung der Bezirksversammlung beschlossen werde, sei Formsache,
       versichert die Bezirksabgeordnete Gudrun [3][Schittek] von den Grünen.
       
       In der Begründung des Antrages heißt es, die Prognose für die
       Hafenentwicklung sei längst überholt. Auf der angrenzenden Straße
       Vollhöfner Weiden stünden seit Jahren Logistikhallen leer. „Es handelt sich
       offensichtlich um reine Spekulationsobjekte“, vermuten die Abgeordneten.
       „Ich fahre da öfter vorbei“, sagt Schittek. „Da stehen Schilder, dass freie
       Flächen zu vermieten sind.“
       
       Mit seinem Vorstoß schlägt sich der Bezirk auf die Seite der
       Naturschutzverbände, die seit 2016 gegen die Zerstörung des Waldes klagen.
       Die Verbände, namentlich der Nabu und der BUND [4][kritisieren], dass mit
       dem Gebiet ein ökologischer Trittstein zwischen dem Moorgürtel und der
       Alten Süderelbe zerstört würde.
       
       Die Vollhöfner Weiden bestehen aus einem Wald mit 23.000 Bäumen und einer
       sandigen Fläche. Der Wald ist der einzige in diesem Teil der Marsch und
       liegt in einer Landschaftsachse. Hier jagen sechs geschützte
       Fledermausarten. Hier brüten die Rote-Liste-Vögel Gelbspötter, Neuntöter
       und Trauerschnäpper. Hier gibt es Biotope wie Trockenrasen und
       Hochstaudensäume.
       
       „Der Wald soll als Biotopfläche und Teil des Grünen Ringes erhalten
       bleiben“, fordern die Bezirkspolitiker deshalb. Das gelte umso mehr, als es
       im Hafen noch genug freie Flächen gebe. Eine Alternativfläche hatte die
       Hafenbehörde HPA 2015 erst gar nicht herangezogen, weil für diese erst ein
       Planfeststellungsverfahren hätte gemacht werden müssen.
       
       Die Prognose für den Containerumschlag, die dem [5][Hafenentwicklungsplan]
       zugrunde liegt, geht von 25,3 Millionen Standardcontainern (TEU) im Jahr
       2025 aus – eine Prognose als hätte es die Finanzkrise nicht gegeben und
       auch nicht die aktuellen Verwerfungen im Welthandel. Für 2015 waren 12,4
       Millionen TEU prognostiziert. Tatsächlich waren es im vergangenen Jahr 8,7
       Millionen.
       
       Nichtsdestotrotz beruft sich die HPA bei ihrem Vorhaben auf eben diesen
       Hafenentwicklungsplan. Außerdem, erinnert die Behörde, stehe die Planierung
       des Waldes im 2015er Koalitionsvertrag zwischen der SPD und den Grünen.
       
       Leerstände, teilt die HPA mit, könnten bei einem so großen Logistikareal
       wie dem Hamburger Hafen „immer mal wieder auftreten“. Vor dem Hintergrund
       der langen Planungs- und Realisierungszeiträume seien sie aber „kein
       Indikator für einen nicht vorhandenen langfristig bestehenden Bedarf“.
       
       Der Sorge vor Grundstücksspekulation im Hafen begegnet die HPA mit dem
       Hinweis, sie sei Eigentümerin der Flächen. „Es ist ausschließlich eine
       Vermietung durch die HPA angedacht.“
       
       Im Februar hat die Behörde damit begonnen, den Baugrund im Vollhöfner Wald
       zu erkunden. Vom Verwaltungsgericht, wo die Umweltverbände gegen das
       Projekt geklagt haben, hat der BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch
       nichts weiter gehört.
       
       16 Apr 2019
       
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   DIR [1] https://www.rege.hamburg/aktuelle-projekte/altenwerder-west/
   DIR [2] https://sitzungsdienst-harburg.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1006543
   DIR [3] https://gruene-harburg.de/bezirksfraktion/gudrun-schittek/
   DIR [4] https://hamburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/altes-land/18941.html
   DIR [5] https://www.hafen-hamburg.de/de/presse/media/broschuere/hafenentwicklungsplan-bis-2025---37751
       
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