# taz.de -- Ärztin Kristina Hänel auf Lesereise: Ein Tagebuch, kein Pamphlet
> Medizinerin Kristina Hänel stellt das Buch vor, das ihren Kampf gegen den
> Paragrafen 219a beschreibt. Immerhin: Das Thema neu besetzt hat sie.
IMG Bild: Gibt den Kampf gegen den Paragrafen 219a nicht auf: Kristina Hänel
Bremen taz | Mit ihrem gerade erschienenen [1][„Tagebuch einer
‚Abtreibungsärztin‘“] ist die Gießener Ärztin Kristina Hänel derzeit auf
Lesereise. Der Titel wird nicht ihre Wahl gewesen sein, beschreibt sie in
dem lesenswerten Buch doch, wie sie diese in Medien geprägte Zuschreibung
schmerzt, weil sie so viel mehr sei: Oma, Reit- und Familientherapeutin,
Rettungsärztin, Musikerin, Triathletin.
In einer klaren Sprache erzählt sie aus diesem reichen Leben, sie schildert
Erlebnisse, Gefühle und Beobachtungen und kommentiert sparsam. Das Buch ist
ein Tagebuch, kein Pamphlet, und es ist so interessant zu lesen, weil sie
das Persönliche immer in einen gesellschaftlichen Kontext stellt.
Im Vordergrund steht Hänels Kampf gegen den Paragrafen 219a im
Strafgesetzbuch, der sie international bekannt gemacht hat. Begonnen hatte
er im September 2017 mit einem [2][Artikel in der taz]. Darin hatte sie
öffentlich gemacht, dass sie vor Gericht steht, weil auf ihrer Homepage
Informationen über den Eingriff stehen. Dass sie sich anfangs dafür
geschämt hat, als hätte sie etwas verbrochen, erfährt man im Buch. Selbst
wer alle Artikel über sie gelesen hat, lernt viel neues, etwa über das
zögerliche Handeln der Grünen und Pro Familia.
Gewonnen hat Hänel den Kampf noch nicht. Fanatische Abtreibungsgegner*innen
können Ärzt*innen wie sie immer noch mit Strafanzeigen bedrohen. [3][Denn
die Gesetzesänderung, die CDU und SPD im Februar im Bundestag] beschlossen
haben, erlaubt Mediziner*innen jetzt zwar die öffentliche Information
darüber, dass sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Immer noch verboten
sind ihnen alle weiteren Angaben über Methoden und Risiken.
Was Hänel geschafft hat: [4][Der Diskurs über Schwangerschaftsabbrüche]
wird nicht mehr wie die letzten 25 Jahre von denen bestimmt wird, die sie
am liebsten ganz verbieten würden. Die „Angst vor Sanktionen wegen §219a“,
schreibt sie, habe die zum Schweigen gebracht, die den blutigen Bildern von
toten Babys etwas hätten entgegen setzen, die die angeblichen
„Lebensschützer*innen“ mit der Realität hätten konfrontieren können. „Sie
hatten das Thema in Alleinherrschaft. Damit wird jetzt Schluss sein.“
12 Apr 2019
## LINKS
DIR [1] https://argument.de/produkt/das-politische-ist-persoenlich-tagebuch-einer-abtreibungsaerztin/
DIR [2] /Werbung-fuer-Abtreibungen/!5444891
DIR [3] /Abstimmung-im-Bundestag/!5575168
DIR [4] /Debatte-Sprache-und-Paragraph-219a/!5568971
## AUTOREN
DIR Eiken Bruhn
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