URI: 
       # taz.de -- Datenschutz: Facebook-Skandal – die nächste
       
       > Es vergeht kaum eine Woche, an dem das Online-Netzwerk nicht in die
       > Schlagzeilen gerät. Offenbar fehlt die Kontrolle über jeglichen
       > Datenfluss
       
   IMG Bild: Die unendliche Facebook-Geschichte: Skandal folgt auf Skandal folgt auf Skandal
       
       Berlin taz | Als Facebook-Chef Mark Zuckerberg noch vor wenigen Tagen auf
       Deutschland-Tour war, ließ er keine Gelegenheit aus, die Mühen seines
       Unternehmens zum Schutz der Daten seiner User*innen zu loben. Ganz gleich
       ob er vor Justizministerin Katarina Barley (SPD) stand, vor CDU-Chefin
       Annegret Kramp-Karrenbauer oder Springer-Chef Mathias Döpfner: Er machte
       allen klar, Facebook habe gelernt aus den Datenskandalen.
       
       Sogar die [1][EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO)] sieht er als
       Bollwerk gegen den Missbrauch persönlicher Informationen – und gar als das
       Beispiel für internationale Spielregeln im Netz. Zuckerberg fabulierte in
       dem einen oder anderen Interview darüber, dass er selbst und seine
       Mitarbeiter*innen die Speerspitze des Datenschutzes und eines
       Maßnahmenpakets gegen Fake News sein könnten.
       
       Nun verpuffen [2][die Beteuerungen Zuckerbergs]. Wie die
       IT-Sicherheitsfirma UpGuard berichtet, gibt es seit geraumer Zeit ein
       weiteres Datenleck. Dieses Mal geht es um Apps, die Facebook-User*innen auf
       der Plattform nutzen können. Die Daten der Anwender*innen landen bei den
       App-Entwickler*innen. Mit Hilfe der Kommentare, persönlicher Informationen
       oder den Benutzerkonten wird das App-Angebot angepasst. Aber diese Daten
       dürfen auf keinen Fall offen zugänglich gespeichert werden.
       
       Eigentlich. Denn im konkreten Fall hatte die mexikanische Medienfirma
       Cultura Colectiva Daten auf einem frei zugänglichen Bereich bei Amazons
       Cloud-Dienst AWS abgelegt. Für alle einsehbar. Selbst auf einer längst
       eingestellten App lagerten offenbar solche Informationen, inklusive
       Facebook-Namen.
       
       Nächste Chance für Datendiebe 
       
       Dieter Janecek, Netzexperte der Grünen und Mitglied in der Enquete
       Kommission „Künstliche Intelligenz“ im Bundestag, übt jetzt scharfe Kritik
       an Facebook.“Während Zuckerberg mit Charme-Offensive und Versprechungen
       unterwegs ist, belegt uns auch diese Woche wieder ein Datenskandal, wie
       unsicher und unhaltbar das Geschäftsmodell des Monopolisten ist und wie
       zweifelhaft der Umgang mit unseren Daten im Facebook-Umfeld bleibt“, sagte
       Janecek der taz.
       
       Immer wieder sei es – wie im Fall Cambridge Analytica – eine
       App-Partnerfirma, die Facebook-Nutzerdaten unverantwortlich weiternutze.
       Janecek moniert: Zuckerberg habe unsere Daten nicht im Griff oder es sei
       ihm einfach egal, was damit passiert.
       
       Wie viele Nutzer*innen betroffen sind, ist derzeit noch unklar. UpGuard
       spricht von einer 146 Gigabyte großen Datenbank mit 540 Millionen
       Datensätzen. Die Datenbank von einer weiteren App – „At the Pool“- sei
       kleiner, aber potenziell gefährlicher: Denn dort seien im Klartext auch die
       Passwörter von 22.000 Nutzern gespeichert gewesen. Datendiebe könnten
       versuchen, sich in Konten bei anderen Diensten einzuloggen, wenn
       Nutzer*innen dort dieselbe Kombination aus E-Mail-Adresse und Passwort
       verwendet haben sollten.
       
       Gegenüber der taz versicherte ein Facebook-Sprecher, dass die firmeneigenen
       Regeln es verböten, Informationen aus der Plattform in einer öffentlichen
       Datenbank zu speichern. „Als das Unternehmen über den Fall informiert
       wurde, hätte man umgehend mit Amazon zusammengearbeitet, um diese
       Datenbanken zu schließen. Wir haben uns dazu verpflichtet, gemeinsam mit
       unseren Entwicklern unserer Plattform die Daten unserer Nutzer*innen zu
       schützen“, hieß es. Zudem gebe es nun die Möglichkeit Datenmissbrauch oder
       die Weitergabe von Informationen über Apps direkt an Facebook zu melden.
       
       Kontrollverlust bei Facebook? 
       
       Das Unternehmen aus Menlo Park reagiert ungewöhnlich schnell. Nicht nur,
       weil weltweit das Bewusstsein für Datenschutz und das Geschäftsmodell
       Facebooks gestiegen ist, sondern weil der neue Fall auf erschreckende Art
       und Weise an [3][Datenskandal um Cambridge Analytica] erinnert.
       
       Auch hier ging es um den Zusammenhang zwischen Facebook und App-Anbietern.
       Vor rund einem Jahr wurde bekannt, dass Informationen von Millionen
       Facebook-Nutzer*innen an das Analyseunternehmen weitergegeben worden waren.
       Cambridge Analytica steht auch im Zusammenhang mit möglicher Manipulation
       im US-Präsidentschaftswahlkampf.
       
       Für den Eklat sorgte dann insbesondere, dass Facebook seit Ende 2016 davon
       gewusst hatte, sich aber mit der Zusicherung zufrieden gab, dass die Daten
       gelöscht worden seien – und seine betroffenen Nutzer*innen dann nicht
       informierte. Der Fall sorgte weltweit für Aufsehen und bescherte Mark
       Zuckerberg unter anderem wenig rühmliche [4][Auftritte im US-Kongress] und
       [5][im EU-Parlament.]
       
       Offenbar hat Facebook längst die Kontrolle darüber verloren, was mit den
       Daten seiner mehr als zwei Milliarden Nutzer*innen weltweit passiert. Auch
       eine Überprüfung des Umgangs mit Daten bei zehntausenden Apps auf der
       Plattform hat vermutlich nur wenig Erfolg gezeigt. Nun liegt es erneut an
       der Politik, Regeln für die Weitergabe digitaler Informationen anzugehen.
       
       4 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5508039/
   DIR [2] /!5505474/
   DIR [3] /!5493686/
   DIR [4] /!5498030/
   DIR [5] /!5507542/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tanja Tricarico
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR Mark Zuckerberg
   DIR Datenschutz
   DIR DSGVO
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR DSGVO
   DIR Propaganda
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR Netzpolitik
   DIR Schwerpunkt Meta
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Datenhandel mit Dating-Apps: Wir Konsumroboter
       
       Eine norwegische Studie zu Dating-Apps zeigt: Um detaillierte
       Nutzer*innen-Profile zu bekommen, werden Datenschutzgesetze dreist
       ignoriert.
       
   DIR Ein Jahr DSGVO: Vorbild trotz Mängeln
       
       Am Samstag wird sie ein Jahr alt, die Datenschutz-Grundverordnung. Vor
       einem Jahr war der Aufschrei groß. Und nun? Eine Bilanz.
       
   DIR Datenschutz bei Facebook: Zuckerberg macht auf Privatsphäre
       
       Facebook will seinen schlechten Ruf beim Datenschutz aufpäppeln und
       Nachrichten zukünftig verschlüsseln. An der Datensammelei ändert das
       nichts.
       
   DIR Datenschutz-Grundverordnung: DSGVO ist in Kraft – und nun?
       
       Vor zehn Monaten trat die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Doch
       VerbraucherInnen fühlen sich wenig informiert.
       
   DIR Ökonomin über Meinungsmanipulation: „Die Techniken sind atemberaubend“
       
       Silja Graupe hat mitgewirkt an der Neuausgabe von Walter Lippmans „Die
       öffentliche Meinung“. Warum ist der noch so brisant?
       
   DIR Facebook will Datenschutz verbessern: Vertraue mir!
       
       Facebook möchte Nutzerdaten künftig besser schützen. Wenn das Unternehmen
       etwas verspricht, passiert am Ende allerdings meist das Gegenteil.
       
   DIR Kartellamt-Entscheidung zu Facebook: Die sanfte Zerschlagung
       
       Das Bundeskartellamt treibt Facebook in die Enge. Scheibchenweise könnte so
       die Marktmacht des sozialen Netzwerks beschnitten werden.
       
   DIR Debatte Digitalpolitik für das Gemeinwohl: Recht auf Internet
       
       Die Macht von Netzunternehmen wächst. Selbst linker Aktivismus braucht
       Facebook. Zeit für eine digitale Infrastruktur in öffentlicher Hand.
       
   DIR Facebooks Negativ-Marketingstrategie: Manager nimmt Schuld auf sich
       
       Facebook macht eine Affäre um fragwürdige PR-Methoden gegen Kritiker zu
       schaffen. Nun verabschiedet sich der Kommunikationschef.