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       # taz.de -- Fernduell mit Bayern in der Bundesliga: Dortmund schöpft Zuversicht
       
       > Beim 4:0 in Freiburg findet Dortmunds Führungsspieler Marco Reus wieder
       > zu seiner Form. der Kampf um die Meisterschaft bleibt spannend.
       
   IMG Bild: Marco Reus ist pünktlich zum Endspurt in der Bundesliga wieder in Form
       
       Freiburg taz | Als Marco Reus seinen Bundesliganachmittag mit einer kleinen
       Geste des Zusammenhalts beendete, ahnte er noch nicht, um welchen
       Freundschaftsdienst sich die Diskussionen etwas später drehen würden. In
       der 87. Minute der Partie des BVB beim SC Freiburg, die der
       Meisterschaftsaspirant aus dem Revier am Ende deutlich mit 4:0 gewann,
       verschenkte der Kapitän der Dortmunder ein Tor. Denn eigentlich ist Reus
       als Strafstoßschütze vorgesehen, doch am Ende dieses Tages überließ er
       seinem zuvor wochenlang verletzten Kollegen Paco Alcácer die Ausführung des
       Handelfmeters kurz vor Schluss. „Paco hatte eine schwierige Zeit, und du
       musst als Mannschaft funktionieren – da ist es wichtig, alle Spieler auch
       in schwierigen Situationen zu belohnen“, sagte Reus, der kurz darauf
       erfuhr, dass er ein noch erstaunlicheres Geschenk verteilt hatte.
       
       Mit einer Unterbrechung jagen Reus und [1][Mario Götze mittlerweile fast
       vier Jahre lang gemeinsam nach Toren für den BVB], doch einen
       Bundesligatreffer hatte der Dortmunder Kapitän seinem Kumpel noch nie
       aufgelegt. Bis zum 3:0 an diesem Sonntag. „Mario und ich haben darüber auch
       gerade schon gesprochen und konnten es kaum glauben“, berichtete Reus,
       nachdem der BVB den Abstand zum FC Bayern wieder auf einen Punkt verkürzt
       und die Spannung im Meisterschaftsrennen erhalten hatte. Zwar sind die
       Dortmunder weiterhin auf Punkteverluste der Münchner angewiesen, aber
       zumindest im Duell der weichen Argumente haben die Dortmunder an diesem
       Wochenende Boden gut gemacht.
       
       Details, wie Reus’ Geste der Großzügigkeit beim Handelfmeter sind nämlich
       keinesfalls bedeutungslos in diesem Zweikampf. Beim Tabellenführer hauen
       sich die Stürmer gegenseitig „aufs Maul“, wie der Münchner Verteidiger
       Niklas Süle nach der Handgreiflichkeit zwischen Robert Lewandowski und
       Kingsley Coman vor einigen Tagen erzählt hatte. In Dortmund beschenken sie
       sich mit Toren. Und dass Reus rechtzeitig zum Saisonendspurt zu seiner
       zuletzt etwas verlorengegangenen Form zurückfindet, ist noch so eine
       positive Erkenntnis, die die Dortmunder von ihrer Dienstreise nach Freiburg
       mitbringen.
       
       Jadon Sanchos 1:0 hatte der 29 Jahre alte Angreifer nach einem schlauen
       Laufweg in die Tiefe mit einem präzisen Querpass vorbereitet (12.), den
       zweiten Treffer erzielte er selbst (54.) und mit seiner Vorlage zu Götzes
       3:0 (79.) war er auch noch an der endgültigen Entscheidung beteiligt. Das
       war ein beeindruckendes Comeback, nachdem Reus zuletzt gegen den VfL
       Wolfsburg aufgrund der Geburt seiner Tochter gefehlt hatte und anschließend
       in München (0:5) und gegen Mainz (2:1) ziemlich blass geblieben war.
       
       Nun war er wieder einmal der dominierende Spieler, dessen Einfluss als
       Anführer kaum zu ersetzen ist, jetzt wo es im Titelrennen um jedes Detail
       geht. „Es war wichtig dran zu bleiben, den Druck zu erhöhen, auch für uns
       selber, dass wir wissen, dass wir trotz der Kritik der letzten Wochen
       weiter da sind“, sagte Reus. Zudem haben sie endlich mal wieder ohne
       emotionale Grenzerfahrung gewonnen.
       
       Rund um [2][das traumatische 0:5 beim FC Bayern] hatte es nämlich lauter
       kleine und große Dramen gegeben, die erst in den letzten Minuten
       entschieden wurden, dieser souveräne und am Ende sehr klare Sieg „tut gut,
       vom Gefühl her ist das echt schön“, sagte Thomas Delaney. Zumal am
       kommenden Wochenende wieder eine Begegnung mit emotionaler Explosionsgefahr
       auf dem Spielplan steht: [3][Der FC Schalke wird zum Revierderby nach
       Dortmund] reisen.
       
       Und natürlich wissen alle Beteiligten, dass die Gelsenkirchener dann die
       Chance haben, die Wut über eine vollkommen verunglückte Saison bei vielen
       Anhängern spürbar zu lindern. Sie müssen nur dazu beitragen, dass der BVB
       nicht Deutscher Meister wird. „Das wird kein normales Spiel, das wissen
       wir“, sagte Reus daher, „aber wir spielen zu Hause, wir haben jetzt wieder
       Selbstvertrauen getankt, wir wollen weiter oben dran bleiben und dann
       müssen wir auch Schalke weghauen.“ Der FC Bayern hat vor drei Wochen zwei
       Punkte in Freiburg verloren, die Dortmunder haben sogar mehr aus den
       Breisgau mitgenommen als nur drei Zähler – Ostern wurde damit auch zu einer
       Zeit der schwarz-gelben Zuversicht.
       
       22 Apr 2019
       
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