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       # taz.de -- Italiens Wirtschaft: Wachstum gegen Null
       
       > Muss Italien sparen oder liegt das Problem woanders? Die Deutungen der
       > aktuellen Wirtschaftsprognosen gehen auseinander.
       
   IMG Bild: So lala: Italiens Finanzminister Giovanni Tria mit seinem portugiesischen Amtskollegen Centeno.
       
       Rom dpa | Anfang Februar sprach Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte
       noch davon, wie „bellissimo“ das Jahr 2019 werde. Doch die offizielle
       Wachstumsprognose sieht für Italien nicht gut aus. Die Regierung in Rom
       geht nur noch von einem minimalen Wachstum von 0,2 Prozent aus. Gerechnet
       worden war mit einem Prozent.
       
       Die verschlechterten Aussichten sind auch die Folge eines weltweiten
       Abschwungs. Nach [1][Einschätzung von Volkswirten] wirkt sich aber die
       Wirtschaftspolitik der Regierungskoalition aus der rechten Partei Lega und
       der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) negativ aus. Die Regierung
       hat eine Rentenreform und neue Sozialleistungen [2][beschlossen] –
       finanziert durch ein höheres Haushaltsdefizit.
       
       Noch sind die Reformen nicht in Kraft. Aber die Risiko-Prämien für Italiens
       Schuldentitel sind schon gestiegen. Menschen früher in Rente zu schicken
       oder Armen und Arbeitslosen über das sogenannte Bürgereinkommen Geld
       zukommen zu lassen, steigere nicht wirklich die Produktivität des Landes,
       kommentierten IWF und OECD.
       
       ## Italien wendet sich gegen die Austeritätspolitik
       
       Die Regierung allerdings sagt, dass sie mit ihren Maßnahmen auf jahrelange
       wirtschaftliche Stagnation und gestiegene Armut reagiere. Der Vorsitzende
       der Fünf Sterne und Vize-Regierungschef Luigi Di Maio sieht in der
       OECD-Kritik eine Bestätigung, dass seine Regierung „die richtige Richtung“
       einschlage. Wer Italien aus der Ferne eine Sparpolitik vorschreibe, solle
       erst einmal bei sich zuhause anfangen, sagte Di Maio kürzlich. „Keine
       Einmischung, Danke. Wir wissen, was wir tun.“
       
       Die Regierung hofft, dass höhere Ausgaben im öffentlichen Sektor die
       Nachfrage erhöhen und so der Rezession entgegenwirken. Zudem arbeitet Rom
       an einem „Wachstums-Dekret“ und weiteren Maßnahmen, um die Bauwirtschaft
       und den öffentlichen Sektor anzukurbeln. Das „Wachstums-Dekret“ sieht neben
       Steuererleichterungen auch unkonventionelle Maßnahmen wie den Erlass von
       Bußgeldern für nicht bezahlte Verkehrsstrafen vor.
       
       Die Haushaltsplanung für das kommende Jahr wird für die Regierung zu einer
       gewaltigen Herausforderung: Darin müssten die immensen neuen Ausgaben für
       die Sozialreformen ausgeglichen werden – es sei denn, Rom legt es auf einen
       weiteren [3][Haushaltsstreit mit Brüssel] an. Italiens voraussichtliches
       Haushaltsdefizit von 2,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts ist zumindest im
       Rahmen der von der EU vorgeschriebenen Haushaltsdefizitgrenze.
       
       10 Apr 2019
       
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