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       # taz.de -- Wie schlafen Tiere?: Rücken kann nicht entzücken
       
       > Aufschlussreiche Schlafgewohnheiten der Säugetiere: Wissenschaftler haben
       > 253 Landsäugetiere beim Schlafen beobachtet.
       
   IMG Bild: Ein tiefenentspannter Löwe im Masai Mara Nationalpark in Kenia
       
       Stehend, liegend, sitzend, lehnend: Landsäugetiere können sehr
       unterschiedliche Positionen einnehmen, wenn sie zur Ruhe kommen. Ein
       Forscherteam der Universität Zürich hat jetzt die Hauptursachen dafür
       gefunden. Es sind die Ernährung und die Körpergröße.
       
       Die Schweizer Wissenschaftler haben 253 Landsäugetiere beim Schlafen
       beobachtet, und zwar dort, wo man sie am besten beobachten kann: in
       zoologischen Gärten. Über 29.000 Schlafstellungen hat man auf diese Weise
       festhalten können. Genug Material, um nicht nur sagen zu können, in welcher
       Position eine Tierart vorzugsweise schläft, sondern auch, wie diese mit dem
       Lebensstil und den anatomischen Besonderheiten der Schlafenden
       zusammenhängt.
       
       Die Forscher fanden nur einen einzigen Rückenschläfer: das Riesenkänguru –
       was sich daraus erklärt, dass dieses Beuteltier in seiner Heimat Australien
       keine Feinde hat. Und wer nichts zu befürchten hat, kann beim Schlafen auch
       eine Position einnehmen, aus der heraus das Aufstehen relativ lange dauert.
       Nicht umsonst sieht man die Rückenlage auch öfter bei Hunden und Katzen,
       die schon seit vielen Generationen in menschlicher Obhut leben.
       
       Demgegenüber sehen sich Pferde und Giraffen nicht nur einer schlagkräftigen
       Feindesarmada gegenüber, vom Wolf bis zum Löwen. Sie sind selbst auch
       ziemlich groß, weswegen es im Notfall viel zu lange dauern würde, aus dem
       Liegen in die Senkrechte zu kommen, um wegrennen zu können. Sie schlafen
       daher vorzugsweise im Stehen. Was zudem für die Giraffe als Wiederkäuer,
       wie Studienleiter Marcus Clauss berichtet, noch einen weiteren Vorteil hat:
       „Die Futteranteile, die noch einmal gekaut werden sollen, werden anhand der
       Schwerkraft aussortiert.“
       
       Meerschweinchen, Kaninchen und andere Nager schlafen hingegen nicht im
       Stehen, weil sie es auch so schaffen, sich in Gefahrensituationen schnell
       aufzurichten. Kürzere Pausen machen sie gerne im Sitzen, ansonsten schlafen
       sie – ebenfalls vorzugsweise in Brustlage – im Liegen. „Je kürzer der
       Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere
       hin“, betont Clauss. Was allerdings kein Gesetz ohne Ausnahme ist. Denn
       auch Elefanten legen sich gerne hin, und das vorzugsweise in Seitenlage,
       denn sie zählen ja nicht zu den Wiederkäuern.
       
       Wenn die Dickhäuter jedoch älter werden, meiden sie diese Position, weil
       sie sich dann nicht mehr so gut aufrichten können. Sie suchen dann nach
       einem Baumstamm, einem Hügel oder einer Wand, um sich anzulehnen. So
       mancher alte Mensch würde das vermutlich auch gerne so handhaben – doch als
       Zweibeiner bleibt es ihm versagt.
       
       12 Apr 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jörg Zittlau
       
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