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       # taz.de -- Nach neun Jahren Haft in Deutschland: Präsident der FDLR-Rebellen ist tot
       
       > Ignace Murwanashyaka war Führer der im Kongo kämpfenden ruandischen
       > Hutu-Rebellen. Nun ist er schwerkrank in Mannheim gestorben.
       
   IMG Bild: Ignace Murwanashyaka bei der Eröffnung seines Prozesses in Stuttgart, 4. Mai 2011
       
       Berlin taz | Der in Deutschland inhaftierte Präsident der ruandischen
       Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), Ignace
       Murwanashyaka, ist tot. Wie die taz aus mehreren Quellen erfuhr und seine
       Anwältin bestätigte, starb der 55jährige Ruander am Dienstag in der
       Universitätsklinik Mannheim, wohin er wenige Tage zuvor aus der
       JVA-Krankenstation transferiert worden war.
       
       Murwanashyaka war seit 2001 der politische Führer der FDLR, die in Jahr
       zuvor im Kongo von flüchtigen Verantwortlichen des Völkermordes an Ruandas
       Tutsi gegründet worden war, um vom Kongo aus gegen Ruandas heutige
       Regierung zu kämpfen. Er lebte als politischer Flüchtling in Deutschland,
       wo er studiert hatte, und war bereits jahrelang in der ruandischen
       Hutu-Exilszene aktiv gewesen.
       
       Die ruandischen Hutu-Generäle im Kongo wählten Murwanashyaka als vom
       Völkermord unbelastetes [1][politisches Aushängeschild] für die
       internationale Gemeinschaft, um ihrem bewaffneten Kampf einen zivilen
       Anstrich zu geben.
       
       Als Präsident – ein Amt, das er formal bis zu seinem Tod bekleidete – war
       Murwanashyaka formell der Oberbefehlshaber der FDLR-Kampftruppen im Kongo,
       die in den Wäldern der ostkongolesischen Kivu-Provinzen einen Quasi-Staat
       errichtet hatten und sich mit [2][brutaler Gewalt an Zivilisten] wehrten,
       wenn die Armeen Kongos oder Ruandas gegen sie vorgingen.
       
       ## Jahrelang vor Gericht in Stuttgart
       
       Sein realer Einfluss auf das Kriegsgeschehen bleibt allerdings umstritten
       und ist jahrelang Thema vor Gericht in Deutschland gewesen, ohne endgültige
       Klärung.
       
       Denn wegen mutmaßlicher Vorgesetztenverantwortung für Verbrechen der FDLR
       an kongolesischen Zivilisten war Murwanashyaka im November 2009 in
       Deutschland festgenommen worden, ebenso sein Stellvertreter Straton Musoni.
       Zwischen 2011 und 2015 wurde ihm am Oberlandesgericht Stuttgart der Prozess
       gemacht. Es war der erste Prozess in Deutschland nach dem
       Völkerstrafgesetzbuch, das das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs
       in deutsches Recht überführt.
       
       Am 28. September 2015 [3][verurteilte ihn das OLG Stuttgart] zu 13 Jahren
       Haft wegen Rädelsführerschaft einer terroristischen Vereinigung im Ausland
       und Beihilfe zu Kriegsverbrechen – die Vorgesetztenverantwortung war vom
       Tisch. In der Revision hob der [4][Bundesgerichtshof am 20. Dezember 2018]
       das Urteil teilweise auf und verwies das Verfahren an das OLG Stuttgart
       zurück.
       
       Die Bundesrichter bestätigten zwar die Feststellungen der ersten Instanz
       zum Geschehen im Kongo und auch die Verurteilung wegen Rädelsführerschaft,
       sahen aber den Vorwurf der Beihilfe als unzureichend erwiesen an und
       werteten zudem die Verbrechen der FDLR als Verbrechen gegen die
       Menschlichkeit, nicht nur als Kriegsverbrechen.
       
       Ein neuer Prozess in Stuttgart, um die Frage der Beihilfe zu klären, hätte
       voraussichtlich im Mai 2019 beginnen sollen. Das ist jetzt hinfällig. Der
       ebenfalls 2015 verurteilte Vizepräsident Musoni lebt weiter in Deutschland;
       er war zu acht Jahren Haft verurteilt worden und nach seiner Verurteilung
       freigekommen, da er schon fast sechs Jahre in Untersuchungshaft verbracht
       hatte.
       
       ## Isoliert im Gefängnis
       
       Murwanashyaka hat nun neun Jahre und fünf Monate in Untersuchungshaft
       verbracht – unter erschwerten Bedingungen der Isolation. „Die
       Haftbedingungen waren unmenschlich und eines Rechtsstaats unwürdig“, sagt
       seine Verteidigerin Ricarda Lang gegenüber der taz.
       
       Sein Gesundheitszustand galt schon während des Prozesses gegen ihn in
       Stuttgart als schlecht. Er war damals im Terroristentrakt des
       Hochsicherheitsgefängnis JVA Stuttgart-Stammheim in Einzelhaft, ohne jeden
       Kontakt zu anderen Gefangenen.
       
       Diese verschärften Haftbedingungen, einschließlich Einzel-Hofgang und
       Kontaktsperre beim Gottesdienst, wurden auch beibehalten, als er nach der
       erstinstanzlichen Verurteilung 2015 nach Mannheim verlegt wurde.
       
       Erst vor zwei Wochen wurde eine Lockerung der Haftbedingungen verfügt. Da
       war es aber schon zu spät. Ignace Murwanashyaka war bereits bettlägerig. Am
       11. April wurde er in die Uniklinik verlegt, wo er fünf Tage später starb –
       mitten in der für den strenggläubigen Katholiken besonders bedeutsamen
       Karwoche.
       
       17 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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