# taz.de -- Privilegien von EU-Pässen: Eine Frage des Passes
> Der größte Vorteil eines EU-Passes ist die Reisefreiheit. So floriert in
> Zeiten von Brexit ein neuer Markt – der Handel mit der
> Staatsangehörigkeit.
IMG Bild: Seit dem Brexit bemühen sich Brit:innen um einen EU-Pass in anderen EU-Staaten
Es war eine schöne Idee, auch wenn sich eigentlich nur ein PR-Gag dahinter
verbarg: Unzählige posteten im Frühjahr dieses Jahres ihren „EU-Pass“ in
die virtuelle Sphäre von Twitter oder Instagram. Erdacht von der
österreichischen [1][Indie-Band „Bilderbuch“] zur Bewerbung ihres neues
Albums, nutzten zahlreiche Intellektuelle, KünstlerInnen, PolitikerInnen
und „normale“ Menschen die Gelegenheit, einen europäischen Pass inklusive
Foto und Namen zu erstellen für ein politisches Statement.
„Mit diesem Pass kann ich mich identifizieren“, schrieb die
EU-SPD-[2][Spitzenkandidatin Katarina Barley]. Doch in der Realität ist ein
solcher einheitlicher EU-Pass noch lange nicht in Sicht. Pass ist nicht
gleich Pass, selbst in der Europäischen Union nicht. Mit einem deutschen,
dänischen, schwedischen, finnischen, italienischen und luxemburgischen
Ausweis braucht man für 127 Länder auf der Welt kein Visum. Wer einen
bulgarischen Pass besitzt, für den oder die gilt das gerade mal für 116
Länder.
Gleichwohl ist das immer noch ein Luxus gegenüber denjenigen, die nur einen
Reisepass aus Somalia, Syrien, Pakistan, Sudan, Irak oder gar Afghanistan
besitzen und die visafrei gerade mal in weniger als zehn Länder reisen
dürfen. Der Pass eines EU-Mitgliedstaats hat also einen hohen Wert.
Wie [3][begehrt das Papier ist], belegt auch die seit dem Brexit-Referendum
enorm gestiegene Zahl von Britinnen und Briten, die sich um eine
Staatsbürgerschaft in anderen EU-Staaten bemühen, um sich so die Freiheit
zu erhalten, innerhalb der Europäischen Union in jedem anderem Land fraglos
wohnen und arbeiten zu dürfen.
## Staatsbürgerschaft per Investition
Der Pass eine:r EU-Bürger:in birgt solche Vorteile, die ihn für viele
Menschen zu einem Objekt der Begierde machen. Ihn zu erhalten ist auch für
Nicht-EU-AusländerInnen kein besonders kompliziertes Unterfangen –
allerdings nur für diejenigen, die über die nötigen Mittel verfügen,
finanzielle vor allem. Denn in jüngster Zeit hat sich ein florierender
Handel mit dem Dokument entwickelt. Einige EU-Länder haben hier eine
Einnahmequelle entdeckt. Es ist immer noch eine nationale Angelegenheit,
welche Bedingungen ein Land für den Passbesitz definiert.
So gibt es in [4][Zypern] seit 2013 das „Citizenship by
Investment“-Programm: Wer 2 Millionen Euro in Immobilien, Firmen oder
Staatsanleihen des Landes steckt, erhält dafür nach einer gewissen Zeit den
zypriotischen Pass – und zwar ohne Pflicht zur Wohnsitznahme. Der
Passverkauf hat inzwischen einen Anteil von 5 Prozent am
Bruttoinlandprodukt der Mittelmeerinsel.
Andere Länder, gleiche Sitten: In Malta muss man 1,15 Millionen, in
Bulgarien eine Million Euro springen lassen. Auch Griechenland und Portugal
handeln mit ihren Staatsangehörigkeiten. Die KäuferInnen kommen vor allem
aus China, Russland und der Ukraine.
6 May 2019
## LINKS
DIR [1] https://bilderbucheuropa.love/
DIR [2] /Katarina-Barley-ueber-die-Europawahl/!5589398
DIR [3] /Forscher-fuerchten-den-Brexit/!5321057
DIR [4] /Kommentar-Wahlen-in-Zypern/!5482036
## AUTOREN
DIR Pascal Beucker
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