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       # taz.de -- Kommentar Bayer-Hauptversammlung: Die Konzernführung sollte gehen
       
       > Umwelt und Gesundheit sind dem Bayer-Vorstand egal. Die Aktionäre haben
       > ihm jetzt die Entlastung verweigert. Er sollte zurücktreten.
       
   IMG Bild: Werner Baumann (r.), Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. Noch steht ihm Werner Wenning, Vorsitzender des Aufsichtsrats bei
       
       Der Vorstand des Chemiekonzerns Bayer sollte zurücktreten, nachdem ihm die
       meisten Aktionäre bei der Hauptversammlung die [1][Entlastung verweigert]
       haben.
       
       Das Ergebnis der Abstimmung über diesen Punkt ist zwar rechtlich
       unbedeutend. Aber es ist das erste Mal, dass die Aktionäre eines Konzerns
       im Deutschen Aktienindex ablehnen, den Vorstand zu entlasten. Die
       Bayer-Anteilseigner haben der Unternehmensführung um Werner Baumann das
       Vertrauen entzogen.
       
       Und das zu Recht: Der Vorstand hat durch die Übernahme des US-Saatgut- und
       Pestizidherstellers Monsanto im vergangenen Jahr bewiesen, dass ihm Umwelt
       und Gesundheit egal sind. Monsanto macht Milliardenumsätze mit dem
       Unkrautvernichter Glyphosat, den die Krebsforschungsagentur der
       Weltgesundheitsorganisation (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend“
       eingestuft hat. Außerdem trägt Glyphosat dazu bei, dass Pflanzen- und
       Tierarten aussterben. Das gilt auch für alle anderen Pestizide. Und
       Ackergifte sind eine Produktart, von der Monsanto sehr abhängig ist.
       
       Die Firma ist auch führend bei gentechnisch veränderten Pflanzen, die eine
       umweltschädliche Landwirtschaft fördern. Mit ihrer Hilfe kann zum Beispiel
       Mais in Monokulturen angebaut werden, die die Artenvielfalt weiter
       reduzieren.
       
       ## Klimabilanz belastet
       
       Zudem ist Monsanto daran schuld, dass sich die Umweltbilanz von Bayer
       erheblich verschlechtert hat. Allein der Ausstoß von klimaschädlichen
       Treibhausgasen ist laut Geschäftsbericht 2018 wegen Monsanto im Vergleich
       zum Vorjahr [2][um 50 Prozent gestiegen]. Zwar macht der Konzern jetzt auch
       mehr Umsatz als vor der Übernahme, aber er verbraucht nun mehr Energie, um
       einen Euro einzunehmen, weil Monsanto ineffizienter als Bayer produziert.
       
       Jetzt fällt Bayer Monsanto auch wirtschaftlich gesehen auf die Füße. Bisher
       haben mehr als 13.000 Menschen Monsanto verklagt, weil sie sein Pestizid
       Glyphosat für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen. Zweimal wurde
       das Unternehmen in den USA schon zu Schadensersatz in zweistelliger
       Millionenhöhe verurteilt. Insgesamt könnten die Fälle Bayer einige
       Milliarden Dollar kosten. Sollten sich die Kläger in den höheren Instanzen
       durchsetzen, könnten Behörden Glyphosat die Zulassung entziehen. Dann
       stünde ein wichtiger Baustein des Geschäftsmodells von Monsanto zur
       Disposition.
       
       All das war bekannt, bevor Bayer Monsanto schluckte. Der [3][Bund für
       Umwelt und Naturschutz Deutschland] zum Beispiel hatte gewarnt, dass das
       Geschäftsmodell von Monsanto überholt und gescheitert sei. Aber die
       Bayer-Spitze hatte vor allem ihren persönlichen Gewinn im Blick. Mit
       Baumann und Kollegen wird der Konzern nie auf einen grünen Zweig kommen.
       Deshalb sollten sie so schnell wie möglich gehen und einen Neuanfang
       ermöglichen.
       
       27 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hauptversammlung-von-Bayer/!5590958/
   DIR [2] /!5587272/
   DIR [3] https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bayer-monsanto-besetzt-mit-saatgut-den-schluesselsektor-fuer-agrarproduktion-und-nahrungsmittelsicherh/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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