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       # taz.de -- Game of Thrones 8. Staffel Zwischenfazit: Niemand kann den Tod besiegen
       
       > Bei Game of Thrones treten alle Held_innen gegen den Endboss an: eine
       > epische, mitunter langweilige Schlacht der Lebenden gegen die Toten.
       
   IMG Bild: „The Night King is Coming / You gotta keep on runnin'“
       
       Staffelmitte, Zwischenfazit. Erfüllt die letzte Staffel von Game of Thrones
       die (geschrumpften, aber dennoch hohen) Erwartungen? Tatsächlich:
       Weitestgehend ja. Auf zwei eher vorbereitende Episoden folgt eine epische
       Schlacht: Der Nachtkönig mit seiner Untoten-Armee gegen die vereinigten
       Armeen fast aller Menschen in Winterfell. SPOILERWARNUNG – wer die Folge
       noch nicht gesehen hat und nicht verraten haben möchte, wie sie ausgehen
       wird, sollte jetzt nicht weiterlesen.
       
       Natürlich erreicht Game of Thrones nicht mehr die Finesse der ersten
       Staffeln, schon [1][mit der vorangegangen siebten Staffel] gab es keine
       Buchvorlage mehr und alles steuerte deutlich auf den TV-tauglichen Klimax
       von Gut gegen Böse hin. Entsprechend plätscherten auch die ersten beiden
       Folgen [2][der achten Staffel] vor sich hin und [3][bereiteten die epische
       End-Schlacht] vor.
       
       Diese Folgen „Ach, du auch hier auf Winterfell?“ und „Was ich Dir vor der
       großen Schlacht noch sagen wollte“ könnte man als kunstvolle
       Zusammenführung der Geschichten und der Protagonist_innen der
       vorangegangenen sieben Staffeln lesen. Aber leider ist wieder so viel
       gewollt und zurechtgebogen. Wie schafft es etwa Theon Greyjoy, innerhalb
       kürzester Zeit das Schiff mit seiner gefangengehaltenen Schwester ausfindig
       zu machen, sie zu befreien und dann schnell in Winterfell aufzutauchen?
       
       Egal. Es geht hier nicht um Storyline-Details, sondern um den Kampf von Gut
       gegen Böse, den Kampf gegen den Tod. Naja.
       
       ## Die Frauen prägen den Kampf
       
       „Wir kämpfen gegen den Tod! Den kann ich nicht besiegen!“ schreit Sandor
       „The Hound“ Clegane verzweifelt zur Mitte der Folge im Schlachtgetümmel.
       Korrekt wäre gewesen: „Niemand kann den Tod besiegen.“ Und es ist das Glück
       der Lebenden, dass sie einen Niemand in ihren Reihen haben.
       
       Arya Stark verschafft sich zwar nicht das Gesicht eines der Untoten, um am
       Ende die Schlacht zu entscheiden, wie zuvor spekuliert worden war. Doch es
       ist charmant, dass ausgerechnet sie mit einem Trick den Nachtkönig zur
       Strecke bringt, und nicht etwa Danaerys und Jon mit ihren Drachen. Immerhin
       hier bricht Game of Thrones mit den Traditionen des Genres ([4][ein Hauch
       von Fantasy-Matriarchat]) – ein Tod des Nachtkönigs durch das Schwert von
       Jon Snow, nachdem dieser durch Horden an Untoten gestapft war, um zu
       vollenden, was Danys Drache nicht geschafft hat, wäre nur schwer zu
       ertragen gewesen.
       
       Schlimm genug, dass so viele Protagonist_innen die Schlacht überleben
       ([5][wer stirbt, wer lebt? Hier eine Liste]). Schon zur Mitte der Folge
       überrennen die Untoten die Burgmauern, Leute wie Ser Jamie, Sam und Ser
       Brienne stehen buchstäblich mit dem Rücken zur Wand gegen die Zombiemassen,
       und sie stehen und stehen und stehen bis ENDLICH die Zombies zu Staub/Eis
       zerfallen. Solch wundersames Überleben mag zwar schön für die Zuschauer
       sein, aber die selbst gesetzten Standards, eine weitestmöglich realistische
       Darstellung der Geschehnisse zu bieten, werden (mal wieder) nicht erfüllt.
       
       Hätte dann nicht [6][wenigstens Lyanna Mormont] überleben können? Immerhin
       bleibt uns eine Turtelei von Theon und Sansa erspart, der ausgiebige
       Blickkontakt zwischen beiden vor der Schlacht (zweite Folge) ließ einen
       schon Schlimmstes befürchten.
       
       ## Fast anderthalb Stunden Schlacht – vorspulen, bitte
       
       Die große Herausforderung, die längste Schlacht der Filmgeschichte
       unterhaltsam zu erzählen, wird auch nicht komplett gemeistert. Wie
       schwierig das ist, zeigte schon die Schlacht um Helms Klamm im zweiten Teil
       der „Herr der Ringe“-Trilogie. Sie dauerte 40 Minuten und hatte eine eigene
       Dramaturgie ([7][gut herausgearbeitet in einem Nerdwriter-Video]) mit
       Momenten von Hoffnung und Verzweiflung, die die Spannung halten sollen (und
       es auch hier nicht immer vermochten).
       
       Ähnlich versucht es Game of Thrones. Melisandre taucht auf und entzündet
       die Sicheln der Dothraki (Hoffnung!), deren Fackel-Angriff erlischt in der
       Ferne (Verzweiflung!). Danaerys und Jon greifen mit Drachen in die Schlacht
       ein (Hoffnung!), doch sie kommen im Sturm vom Kurs ab (Verzweiflung!).
       Daenerys' Drache speit Feuer auf den Nachtkönig (Hoffnung!), ihn juckt's
       nicht (Verzweiflung!), Jon stapft mit gezücktem Schwert los (Hoffnung!),
       der Nachtkönig erweckt einfach wieder alle Toten zum Leben (Verzweiflung!).
       
       Sogar stille Momente gibt es, als Arya zur Schlachtmitte durch die Burg
       schleicht und Untoten ausweicht (wie den Velociraptoren bei Jurassic Park)
       – Szenen von allerdings beschränkter Sinnhaftigkeit mit dem einzigen Ziel,
       Arya und Lady Melisandre zusammenzuführen und den Zuschauenden in der Mitte
       der Schlacht ein kurzes Atemholen zu ermöglichen.
       
       Insgesamt sind es tolle Szenen, aufwändig gedreht, was wahrscheinlich eine
       Kinoleinwand erfordern würde. Bei einem zweiten Gucken der Folge dürfte die
       Hand allerdings sehr in Richtung Vorspulen zucken.
       
       ## Und nun: Viva Cersei?
       
       Wenn das der Herr der Ringe wäre, [8][würden jetzt drei Folgen voller
       Hochzeiten und Lobreden kommen], noch ein Abschlussgeplänkel mit Saruman im
       Auenland vielleicht (in den Büchern, nicht in den Filmen). Doch es ist Game
       of Thrones, der Kampf um den Eisernen Thron. Und auf dem sitzt weiterhin
       Cersei, sie ist nicht Saruman.
       
       Ihre Strategie scheint aufzugehen: Sich aus dem Kampf gegen die Untoten
       heraushalten, um dann gegen die Reste des Siegers leichtes Spiel zu haben.
       Sie hat Söldnerunterstützung, wenn auch ohne Elefanten. Dany und Jon haben
       nur noch einen Drachen (oder doch zwei?), ihre Armeen sind vernichtet. Dass
       Daario Naharis aus dem Osten auftaucht, erscheint eher unwahrscheinlich.
       Zudem wird es jetzt Zoff um die Thronfolge geben: Eigentlich steht ja Jon
       vor Dany. Oder beide gemeinsam? Nicht gut.
       
       Und so ist die Niederlage des Nachtkönigs zur Staffelmitte eine gute
       Nachricht: Wo die Schlacht von Gut gegen Böse geschlagen ist, kann jetzt
       das eigentliche Spiel der Throne weitergehen, der Kampf um den Eisernen
       Thron in Königsmund. Wermutstropfen: Den in Staffel Sieben getöteten
       Ränkeschmied Littlefinger wird man dabei arg vermissen.
       
       29 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] /Letzte-Staffel-Game-of-Thrones-startet/!5587303
   DIR [4] /Kommentar-Frauen-in-Game-of-Thrones/!5585171
   DIR [5] https://www.vox.com/2019/4/29/18522076/game-of-thrones-long-night-who-died-battle-of-winterfell
   DIR [6] https://www.independent.co.uk/arts-entertainment/tv/news/game-of-thrones-fans-want-lyanna-mormont-to-get-her-own-spin-off-a7107401.html
   DIR [7] https://www.youtube.com/watch?v=tn2-PUq1Z84
   DIR [8] https://twitter.com/fiete_stegers/status/1122849626204323840
       
       ## AUTOREN
       
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