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       # taz.de -- Wahlkampf in Bremen: Etwas Besseres als Schwarz-Rot?
       
       > In zwei Wochen wählt Bremen einen neuen Landtag. Die SPD blinkt in
       > Richtung CDU, doch Rot-Grün-Rot ist die wahrscheinlichere Koalition
       
   IMG Bild: Etwas Besseres als Schwarz-Rot ist möglich. Sogar in Bremen!
       
       Wenn es bei der Bremer Bürgerschaftswahl am 26. Mai um Inhalte geht und
       nicht bloß um Machtoptionen, ist die Entscheidung klar: Es läuft auf
       Rot-Grün-Rot hinaus, eine Koalition aus SPD, Grünen und der Linken. Denn
       das Trio ist nicht nur das einzige Bündnis, das in allen Umfragen über eine
       sichere Mehrheit verfügt. Es ist auch das einzige, dessen Programme
       kompatibel scheinen.
       
       Das überrascht vielleicht. Denn einerseits hat die SPD Henning Scherf als
       [1][Posterboy wiederentdeckt], den Bürgermeister der Großen Koalition, der
       den Ausverkauf der Stadt betrieben hatte, und auch der amtierende
       Senatspräsident erinnert sich im taz-Interview (Seite 43) auf einmal recht
       rosig an diese Zeit: Ein kaum verbrämtes Koalitionssignal, das aber nur mit
       Einschränkung gilt. Als Juniorpartner will man in so ein Bündnis nicht
       eintreten: „Wir werden uns nicht zum Steigbügelhalter eines
       CDU-Bürgermeisters machen“, [2][sagt die SPD-Landesvorsitzende
       Sascha-Karolin Aulepp].
       
       Andererseits raunt die überregionale Presse seit Januar von der Möglichkeit
       eines [3][bürgerlichen Bündnisses aus Grünen, CDU und einer FDP], die sich
       klar rechts von den Christdemokraten positioniert hat. Befeuert werden die
       Fantasien auch dadurch, dass die Grüne Spitzenkandidatin Maike Schaefer die
       Distanz zu den Sozialdemokraten betont und die Abnutzungerscheinung der
       zwölfjährigen gemeinsamen Regierungsarbeit, von „Wechselstimmung“ spricht
       und dröhnend zur Koalitionsfrage schweigt.
       
       ## Schlechter als im Deutschlandtrend
       
       Möglich, dass die Grünen deshalb in [4][Bremer Umfragen] aktuell schlechter
       dastehen als im Deutschlandtrend, und nicht wie sonst mehrere Prozentpunkte
       drüber. Denn inhaltlich würde ein Bündniswechsel schwierig. Da hatte
       Schaefer [5][mehrfach betont], dass es ihr „um die Schaffung von
       preisgünstigem Wohnraum, um den Klima- und Umweltschutz als grünes
       Kernthema“ gehe „und darum, klare Kante gegen die AfD und den
       Rechtspopulismus zu zeigen“.
       
       Union und FDP unterstützen beide ein [6][Bürgerbegehren gegen die Bebauung
       einer ehemaligen Galopprennbahn], der innerstädtischen Brache, in der
       nahezu ohne ökologische Verluste schnell Wohnraum geschaffen werden kann.
       Was Bündnis90/Die Grünen an konkreten Projekten in Sachen Klimaschutz und
       Verkehrswende im Wahlprogramm auflisten, wird von den Freidemokraten
       vehement abgelehnt, und deren Frontfrau Lencke Steiner [7][lässt dazu den
       BMW-Motor extralaut aufheulen].
       
       Vor allem aber hat die FDP in Bremen unter Steiners Führung eine
       bestürzende AfD-Nähe entwickelt: Das ist nicht nur ein subjektiver Eindruck
       aus – freilich subtil – [8][rassistisch grundierten Wahlplakaten], die vor
       gewaltbereiten Familienclans warnen, und Initiativen in der Bremer
       Bürgerschaft. Diese Nähe ist messbar, am einfachsten derzeit durch die
       Tools [9][Wahl-Swiper] oder [10][Wahl-O-Mat], die ja nicht nur helfen, die
       eigenen Vorstellungen mit denen der Parteien abzugleichen, sondern auch als
       Analysetool ideologische Verwandtschaften aufzeigen. Wer [11][beim Bremer
       Wahl-O-Mat] zu 100 Prozent im Sinne der AfD antwortet, hat 76,3 Prozent
       Übereinstimmung mit den sogenannten Liberalen und vice versa.
       
       Heißt im Detail: Wie die AfD hält auch die FDP nichts von Frauenquoten, wie
       die AfD will sie nach Afghanistan abschieben, die Maghreb-Staaten als
       sichere Herkunftsländer einstufen, die Kennzeichnungspflicht von Polizisten
       abschaffen, Schulnoten einführen und zur Frage, ob unbegleitete
       minderjährige Flüchtlinge zusätzlich unterstützt werden sollten, teilt sie
       – ganz im Sinne der Rechten – mit, dass diese „keiner Sonderbehandlung“
       bedürfen. Das Wording ist bestimmt nur ein Versehen.
       
       Man muss nicht beste Freunde werden, um Politik zu gestalten. Aber mit
       einer angebräunten FDP in ein Jamaika-Bündnis, das wäre ein Kulturbruch in
       Bremen, das sich, wie der Sozialpsychologe Klaus Boehnke erläutert, durch
       Akzeptanz von Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt auszeichnet –
       vermutlich infolge politischer Traditionen (Seite 44). Dem entspricht, dass
       die beliebteste Koalition [12][einschlägigen Umfragen zufolge] die
       rot-grüne ist, die keine Mehrheit bekommen wird, anders als das auf Platz
       zwei rangierende Dreierbündnis aus SPD, Grünen und Linken.
       
       Dieser Schwerpunkt wirft einen Blick darauf, wie diese drei ihre
       Kernkompetenzen im aktuellen Wahlkampf ausspielen – mit und gegeneinander.
       
       Den ganzen Schwerpunkt zur Bremenwahl lesen Sie in der taz am Wochenende
       oder [13][hier]
       
       11 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=qpIIZ2uM3-k
   DIR [2] /Buergerschaftswahl-in-Bremen/!5589731/
   DIR [3] /Bremen-hat-die-Wahl/!5568848/
   DIR [4] https://dawum.de/Bremen/
   DIR [5] /Spitzenkandidatin-der-Gruenen-ueber-Ziele/!5541635/
   DIR [6] /Volksentscheid-ueber-Rennbahn-Bebauung/!5589597/
   DIR [7] https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-senatorin-fuer-ordentlich-bums-_arid,1825066.html
   DIR [8] /!5588882/
   DIR [9] https://www.voteswiper.org/de/germany/federal-state-election-bremen-2019
   DIR [10] https://www.wahl-o-mat.de/bremen2019/
   DIR [11] https://www.wahl-o-mat.de/bremen2019/
   DIR [12] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/politik/umfrage-zufriedenheit-senat-buergerschaftswahl-bremen-100.html
   DIR [13] /!114771/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
       ## TAGS
       
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