URI: 
       # taz.de -- Kommentar Julian Assange: Frauenrechte sind Weltpolitik
       
       > Assange wird oft als Aufklärer, Selbstdarsteller oder tragische Figur
       > dargestellt. Das Bild hat wenig mit der ihm vorgeworfenen Vergewaltigung
       > zu tun.
       
   IMG Bild: Repräsentiert die Frau, die Julian Assange eine Vergewaltigung vorwirft: Anwältin Elisabeth Massi Fritz
       
       Wenn es um die Weltpolitik der großen Männer geht, finden Frauenrechte
       selten den Weg in die Schlagzeilen. Als Julian Assange, einst gefeierter
       Whistleblower, heute gefallener Held, Anfang April [1][in der
       ecuadorianischen Botschaft festgenommen wurde], waren die
       Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn im besten Fall eine Randnotiz.
       
       Nun nimmt Schweden das Ermittlungsverfahren gegen Assange wieder auf. Vor
       fast neun Jahren beschuldigte ihn eine Frau, sie ohne Kondom vergewaltigt
       zu haben, während sie schlief. Schnell wurde kolportiert, der CIA stecke
       hinter den Vorwürfen, um Assange fertigzumachen. Aber an Fällen wie Ronaldo
       oder auch Brett Kavanaugh sieht man: Vergewaltigungsvorwürfe sind schnell
       vergessen. Der eine [2][spielt unbehelligt Fußball], der andere ist
       [3][Richter am Obersten Gerichtshof der USA].
       
       Assange wiederum ist wahlweise Aufklärer, Selbstdarsteller oder tragische
       Figur – doch das Urteil, das die Weltöffentlichkeit über ihn fällt, hat
       bislang wenig mit den Vorwürfen der Vergewaltigung zu tun. Das könnte sich
       nun ändern. Zwar bezeichnete Assange selbst die Vorwürfe gegen ihn als
       Vorwand, um ihn an die USA ausliefern zu können. Doch genau wie in
       Großbritannien hätte er auch in Schweden die Möglichkeit, zu argumentieren,
       dass eine Auslieferung seine Menschenrechte verletzen könnte. Assange an
       die USA auszuliefern und damit einen politischen Prozess zu ermöglichen,
       wäre tatsächlich falsch.
       
       Der Grund, warum er sich [4][dem Verfahren in Schweden] bisher entzog,
       dürfte jedoch ein anderer sein: In Schweden gilt Sex ohne Zustimmung als
       Vergewaltigung. Schon aus einer Perspektive, die gesunden Menschenverstand
       zugrunde legt, erscheint es grotesk, Geschlechtsverkehr als
       „einvernehmlich“ zu bezeichnen, wenn eine Person dabei schläft. Für Assange
       könnte es also schwer werden vor Gericht. Denn auch er steht nicht über dem
       Recht – und es ist gut, dass sich an seinem Umgang mit Frauen der Umgang
       mit ihm in den nächsten Jahren entscheiden könnte.
       
       13 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Auslieferungsantrag-der-USA-liegt-vor/!5587295
   DIR [2] /Kolumne-Pressschlag/!5538005
   DIR [3] /Trotz-Uebergriffsvorwuerfen-bestaetigt/!5541859
   DIR [4] /Verfahren-in-Schweden/!5594751
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Patricia Hecht
       
       ## TAGS
       
   DIR Frauenrechte
   DIR Vergewaltigung
   DIR Julian Assange
   DIR Wikileaks
   DIR Schweden
   DIR Julian Assange
   DIR Julian Assange
   DIR Julian Assange
   DIR Julian Assange
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Prozess gegen Julian Assange: Gericht lehnt Haftbefehl ab
       
       Das Verfahren gegen Assange soll nicht eingestellt werden, ein Haftbefehl
       sei aber unverhältnismäßig. Das befand ein Gericht in Schweden.
       
   DIR Haftbefehl gegen Assange beantragt: Staatsanwalt will Auslieferung
       
       Dem Wikileaks-Gründer soll in Schweden der Prozess gemacht werden. Die
       schwedische Staatsanwaltschaft beantragt Haftbefehl wegen Vergewaltigung.
       
   DIR Verfahren in Schweden: Gegen Assange wird erneut ermittelt
       
       Das Vergewaltigungs-Ermittlungsverfahren gegen Julian Assange geht nun doch
       weiter. Ein Auslieferungsantrag an London ist wahrscheinlich.
       
   DIR Prozess um Wikileaks–Gründer: Knapp ein Jahr Haft für Assange
       
       50 Wochen Gefängnis lautet das Urteil einer Richterin gegen Assange –
       offiziell wegen Verstoßes gegen seine Kautionsauflagen.
       
   DIR Linken-Abgeordnete über Julian Assange: „Deutschland könnte Asyl anbieten“
       
       Heike Hänsel, Bundestagsabgeordnete der Linken, unterstützt den
       Wikileaks-Gründer Julian Assange bei seinem Kampf gegen eine Auslieferung
       in die USA.