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       # taz.de -- Wahlkampf mit ordentlich Pfeffer: Gewonnen hat: das Triell
       
       > Hitzig diskutierten beim taz Salon die Fraktionsvorsitzenden von SPD,
       > Grünen und Linken. Wer wie am liebsten koalieren würde, verrieten nicht
       > alle
       
   IMG Bild: Drei, die viel gemein haben, einander aber nicht grün sind: Schaefer, Tschöpe, Vogt.
       
       BREMEN taz | Ein Triell ist sozusagen die Erweiterung eines Duells auf drei
       Personen. Ausdrücklich soll es dabei nicht darum gehen, dass sich zwei
       gegen einen stellen, sondern jeder gegen jeden. Mit erfreulich viel Zoff
       und Leidenschaft wurden die Spielregeln beim rappelvollen taz Salon am
       vergangenen Dienstagabend im Lagerhaus befolgt – eine Koalitionsbildung
       blieb dennoch nicht aus. Allerdings: Wie hätte es auch anders sein sollen?
       
       Die drei Fraktionsvorsitzenden Maike Schaefer (Grüne), Björn Tschöpe (SPD)
       und Kristina Vogt (Linke) stellten sich auf dem Podium den Fragen von
       taz-Redakteur Benno Schirrmeister, vor allem aber denen des Publikums – und
       über allem schwebte natürlich stets jene [1][nach möglichen Koalitionen].
       Denn dass es für Rot-Grün nach der Bürgerschaftswahl nicht mehr reichen
       wird, ist klar; entsprechend wenig hilfreich war Maike Schaefers Antwort
       auf die Frage nach einem möglichen Bündnis: „Am liebsten wäre mir
       Rot-Grün.“
       
       ## Tschöpe straft Schaefer
       
       Dass sie sich darüber hinaus mit Pokerface jede Option offen hält – ist das
       eine gute Idee angesichts einer FDP, die mit dem grünen Kernthema
       Umweltschutz nun gar nichts zu tun haben will und die in
       bildungspolitischen Fragen erschreckend nahe an der AfD steht? Ist das eine
       gute Idee angesichts eines CDU-Spitzenkandidaten, der Farge für einen
       Problemstadtteil hält, eine Seilbahn bauen und in schönster Arglosigkeit
       sogar die eigene finanzpolitische Parteilinie konterkariert? Ist es eine
       gute Idee, die eigenen WählerInnen Gefahr laufen zu lassen, mit ihrem Kreuz
       bei Grün möglicherweise einen CDU-Bürgermeister und einEn FDP-SenatorIn zu
       wählen – bloß, weil man’s kann?
       
       Tschöpe jedenfalls machte den Eindruck, Schaefer für diese Haltung geradezu
       bestrafen zu wollen. Auf Nachfrage schloss er eine Koalition mit der FDP
       genauso kategorisch aus wie ein Bündnis mit der AfD – und wies zumindest in
       seine Wunschrichtung: „Mein Primat wäre Rot-Rot-Grün“, wofür er viel
       Applaus aus dem Publikum erntete. Und fast schon demonstrativ ließ er
       Schaefer, die aus ZuschauerInnensicht links von ihm saß, exakt dort liegen,
       indem er mehr als einmal überdeutlich Einigkeit mit Kristina Vogt betonte.
       
       Die besteht beispielsweise beim Umgang mit dem Thema Schuldenbremse:
       Während die für Schaefer in Stein gemeißelt ist und alles andere für sie
       „verantwortungslos“ wäre, kritisierte Vogt das Neuschuldenverbot und bekam
       Zustimmung von Tschöpe, der die Schuldenbremse als „volkswirtschaftlich
       unsinnig“ bezeichnete.
       
       ## Die Inhalte passen
       
       Einigkeit auch beim Thema Stadtentwicklung, Einigkeit beim
       Personalvertretungsgesetz: Vogt und Tschöpe wollen daran nicht rütteln,
       Schaefer schon, zumindest ein bisschen – und machte sich damit keine
       Freunde im Publikum.
       
       Wer hat das Triell nun gewonnen? Vielleicht Tschöpe, der eingestand, dass
       er [2][sich beim Thema Umgang mit Cannabis „etwas anderes“ von seiner
       Partei] gewünscht hätte: Die hatte im vergangenen Jahr dagegen gestimmt,
       per Gesetz auf Landesebene die Menge Cannabis zu erhöhen, die straffrei
       besessen werden darf. Vielleicht Kristina Vogt, die als „linke
       Realpolitikerin“ sachkundig und fundiert ihre Positionen vertrat oder
       vielleicht Maike Schaefer, die unbeugsam für nichts anderes streitet als
       möglichst viel Grün in der kommenden Regierung?
       
       Fest steht: Das Triell hat klare Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage
       befördert, was auf vielen der jüngsten Wahlkampfdebatten nicht der Fall war
       und war somit: ein Gewinn.
       
       16 May 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schnase
       
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