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       # taz.de -- UEFA Women's Champions League-Finale: Feine Barça-Schule
       
       > Der FC Barcelona steht im Champions-League-Finale der Frauen gegen Lyon.
       > Bewusst wird auf die Synergien mit der Männerabteilung gesetzt.
       
   IMG Bild: 1:0 gegen FC Bayern. Ende April hatten die Barça-Spielerinnen noch leichtes Spiel
       
       Es war vielsagend, wie Bayern-Trainer Thomas Wörle nach dem verlorenen
       Halbfinale über den FC Barcelona sprach. „Rein fußballerisch kann in
       Deutschland keine Mannschaft mit Barcelona mithalten“, sagte der scheidende
       Bayern-Coach. „Da kannst du nicht alles verteidigen. Aber wir haben es gut
       gemacht.“ Solch ein Statement mutete schon merkwürdig demütig an über ein
       Team, das gerade zum ersten Mal überhaupt ein Champions League Finale
       erreichte, und kein wesentlich höheres Budget hat als [1][Bayern].
       
       Natürlich werden die Frauen des FC Barcelona Außenseiterinnen sein im
       Finale am Samstag in Budapest gegen Olympique Lyon, die wohl beste
       Mannschaft der Welt. Aber die souverän erspielte Finalteilnahme, als erster
       spanischer Verein überhaupt, deutet an, das sich hier etwas verschiebt im
       europäischen Machtgefüge. Die ganz großen Gelder mögen in Frankreich und
       zunehmend in England liegen, aber das lange abgeschlagene Spanien holt
       mithilfe seiner traditionellen Stärken auf: Jugendarbeit, gute taktische
       Ausbildung, starke Trainer. Die Erfolgsgeschichte des FC Barcelona ist das
       Ergebnis eines Jahrzehnts systematischer Arbeit.
       
       Der Aufstieg der Frauen beim FC Barcelona beginnt mit einem Wechsel.
       Barça-Nachwuchscoach Xavi Llorens, bis dahin semiprominent als erster
       Trainer von Lionel Messi, übernimmt 2006 als Cheftrainer das Frauenteam.
       Llorens ist einer aus dem Inneren des FC Barcelona, ein Coach der
       Barça-Schule. Anders als Bayerns Thomas Wörle, der den Job ohne
       Vorerfahrung vom eigenen Vater übernahm, anders als Stephan Lerch, der vom
       Lehramtsstudium bei den Wolfsburger Frauen landete, entstehen hier
       Synergien innerhalb des Vereins, kein isoliertes Frauenprojekt. „Ich wollte
       ein Team aufbauen, das vielleicht nicht jedes Spiel gewinnt, aber gut
       spielte“, so beschrieb Llorens einmal seine Idee. Die Bedingungen schienen
       eher schlecht. Gleich im ersten Jahr, 2007, stieg Barça in die zweite Liga
       ab, eine Auflösung der Frauenabteilung gar stand im Raum. Im nächsten Jahr
       stiegen sie wieder auf und begannen, zu gewinnen.
       
       Von 2012 bis 2015 hat Barcelona ohne Unterbrechung die spanische
       Meisterschaft geholt. [2][Der Etat stieg von 100.000 Euro] in den 2000ern
       auf die heute kolportierten 3,5 Millionen. Die Verpflichtung von
       Weltfußballerin Lieke Martens im Jahr 2017 soll 100.000 Euro gekostet
       haben. Die großen Stars wie Martens oder die unverwüstliche Französin
       Kheira Hamraoui mögen Legionärinnen sein, aber der Großteil des Teams, der
       im Finale gegen Lyon antritt, besteht aus Spanierinnen.
       
       ## Architekt der neuen Barça-Frauen
       
       Während Olympique Lyon seinen Kader mit Stars und Sternchen aus aller Welt
       bestückt hat, stärkt Barcelona sein Ensemble mit einheimischen Kräften. An
       Qualität und Breite zwar kann der spanische Frauenfußball noch immer nicht
       mit den europäischen Spitzennationen mithalten, aber Barças Erfolg mit
       Spanierinnen zeigt auch den rasanten Fortschritt des Landes.
       
       Vielfach liest man jetzt in der spanischen Presse Elogen auf Llorens. Die
       Zeitung El Mundo bilanzierte, erst Barcelona habe den Teufelskreis im
       spanischen Frauenfußball beendet, wo immer irgendjemand mit viel Geld
       kurzfristig etwas aufgebaut und dann fallen gelassen habe. Elf Jahre lang,
       bis 2017, wirkte Xavi Llorens als Architekt der neuen Barça-Frauen.
       Zunehmend interessierte das offenbar auch den Mutterverein, der spürte, wie
       die Investition sich rentierte. Andere Klubs zogen nach, vornehmlich der
       amtierende Meister Atlético Madrid.
       
       Im Champions League Finale gegen Lyon wird nun mit der Kapitänin Vicky
       Losada eine Frau stehen, die mit sieben Jahren zu Barça kam und alle
       Jugendteams durchlief. Nach mehreren Leihen kehrte sie zu Barcelona zurück
       und wurde unter Llorens Kapitänin. Mit der Verteidigerin Leila Ouahabi
       dürfte dort eine stehen, die in Barcelona geboren wurde, ebenfalls die
       Jugendakademie durchlief und als spanische Nationalspielerin mit
       marokkanischen Wurzeln eine doppelte Erfolgsgeschichte symbolisiert.
       
       Die junge Aitana Bonmatí, die 19-jährige Candela Andújar und vor allem die
       17-jährige Claudia Pina, Barças Nachwuchsjuwel und bei der U17-WM als beste
       Spielerin ausgezeichnet, drängen in die erste Mannschaft. Und mit Lluís
       Cortés steht erneut ein ehemaliger katalanischer Jugendtrainer an der
       Seitenlinie. Sie treten als Außenseiter an, aber durchaus mit
       Selbstvertrauen. „Wir bereiten uns auf das Spiel mit maximalem Ehrgeiz vor
       und wollen als Champions League Siegerinnen vom Platz gehen“, sagte Claudia
       Pina. Einen neuen Edelfan soll es auch geben: Lionel Messi sah angeblich
       das Spiel gegen Bayern im TV und ließ seine Begeisterung ausrichten.
       
       18 May 2019
       
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