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       # taz.de -- Zoff um Begegnungszone in Kreuzberg: Schmidts ungebührliches Beharren
       
       > Der grüne Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt, hat
       > einen Antrag auf Missbilligung am Hals. Es geht um die Begegnungszone
       > Bergmannstraße.
       
   IMG Bild: In der Bergmannstraße konnte der grüne Baustadtrat mal so richtig punkten
       
       Manchmal spitzen sich politische Konflikte gerade dann zu, wenn ihre
       Ursachen wegbrechen oder sich zumindest abmildern. So derzeit in der
       Kreuzberger Bergmannstraße: Um die dort seit Herbst eingerichtete und grob
       verspottete Begegnungszone schwelt seit Monaten ein Streit zwischen dem
       grünen Baustadtrat und seiner Partei sowie dem Rest der
       Bezirksverodnetenversammlung (BVV): Eine Ad-hoc-Koalition von SPD, Linke,
       CDU und FDP hat Florian Schmidt schon im Januar aufgefordert, das
       Experiment abzubrechen.
       
       Damals war es auch ein Leichtes, „die Zone“ absurd zu finden. Schließlich
       verzögerte sich die Umgestaltung endlos, und auf den bereits installierten
       „Parklets“ – Verweilinseln aus Holz und gelb lackiertem Metall am
       Straßenrand – begegneten sich höchstens mal leere Pizzaschachteln und ein
       ausrangierter Kühlschrank. Jetzt aber ist alles fertig gebaut und
       gepinselt, und auch wenn es nicht alle schön finden, nutzen bei schönem
       Frühlingswetter doch eine ganze Menge Menschen die Sitzgruppen.
       Gleichzeitig eskaliert die nicht-grüne BVV-Mehrheit die Auseinandersetzung
       und bringt ins Plenum am Mittwochabend einen gemeinsamen
       Missbilligungsantrag gegen Schmidt ein.
       
       Der habe den im Januar beschlossenen Exitus des Projekts einfach ignoriert
       und das sogar noch öffentlich vertreten. Geht gar nicht, findet
       Rot-Rot-Schwarz-Gelb. Freilich wissen die Bezirksverordneten genau, dass
       ihre Beschlüsse gar keine bindende Wirkung haben – mit der Rolle des
       Abgeordnetenhauses ist die einer BVV nicht zu vergleichen. „Aber“, betont
       SPD-Fraktionschef Sebastian Forck gegenüber der taz, „wir haben in
       Friedrichshain-Kreuzberg den Grundsatz, dass diese Beschlüsse gelten. So
       wird das seit Jahrzehnten gehandhabt.“ Ein „Schlag ins Gesicht der BVV“ sei
       Schmidts Beharren.
       
       Für Forck ist die Begegnungszone unter anderem daran gescheitert, dass die
       umliegenden Straßen nicht einbezogen worden seien. Jetzt quäle sich die
       gleiche Verkehrsmenge durch eine bewusst verengte Straße. Der SPD-Mann
       plädiert für eine Teilsperrung der Zossener Straße, wohl wissend, dass das
       die ebenfalls grün-loyale Senatsverkehrsverwaltung nicht mitmacht.
       
       ## Bald wird ja schon evaluiert
       
       Und Florian Schmidt? Lässt per Facebook wissen, dass er alle monierten
       Punkte längst erfüllt habe: Die „Erprobungsphase“ der Begegnungszone ende
       im Juli – was folge, sei eine mehrmonatige „Evaluierungsphase“ (in der sich
       allerdings an der Straßengestaltung faktisch nichts ändert), und das
       Jazzfest, das aufgrund der Parklets nicht mehr in die Bergmannstraße passt,
       sei durch Verlegung in die Kreuzbergstraße gerettet. Im Übrigen sei die
       „Kontroverse um die richtige Ausgestaltung“ der Begegnungszone wichtig:
       „Ich freue mich auf die sachliche Debatte dazu.“
       
       In der BVV-Sitzung am Mittwoch dürfte von Sachlichkeit noch nicht so viel
       zu spüren sein.
       
       7 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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