# taz.de -- Glosse Madonna beim ESC in Tel Aviv: Schleicht euch, ihr Hater!
> Und seid mal besser ein bisschen demütig. Denn Madonna tut, wonach
> Madonna der Sinn steht, statt sich mit euch Wichten zu befassen.
IMG Bild: Das ist Grandezza, die in euer ödes Dasein mehr als drölfzigtausend Mal reinpassen würde
Liebe Madonna-Kritiker, wenn ihr meint, durch euer selbstgewisses Bashing
der Sängerin und [1][ihres ESC-Auftritts am zurückliegenden Wochenende]
eure eigene traurige Geworfenheit in dieses eine Leben aufrüschen zu
können, seid ihr schief gewickelt.
Mag sein, dass Frau Ciccone – oder MADAM X, wie sie aktuell heißt –, mag
sein, dass die Lady bei ihrem Liveauftritt in Tel Aviv nicht jeden Ton
getroffen hat. Und mag auch sein, dass sie nicht wie ein Chorus Girl
elastisch die Showtreppe runtergesteppt ist. Aber wisst ihr was? Schleicht
euch! Und nehmt euer neoliberal zugerichtetes Kunstverständnis am besten
gleich mit.
Auch nicht mehr ganz taufrische Männer wie ihr aus dem miesepetrigen
Schlagerland Deutschland mandeln sich auf, um über Madonna zu urteilen?
Nicht euer Ernst. Macht euch einfach bewusst, dass ihr ohne jede Bedeutung
im Kosmos der Lady seid. Dass ihr das auch bleiben werdet. Und dass euer
untauglicher Versuch, auf diese Weise selbst ein My von ihrem Glanz zu
erhaschen, fehlschlagen muss.
Denn Madonna tut, wonach Madonna der Sinn steht. Und sicher nicht, was
Geschmacksblockwarte meinen fordern zu dürfen. Trifft die Töne nicht? Das
ist das Kunstverständnis lahmer Spießer, die gern angesichts abstrakter
Malerei jene müde Sentenz absondern, das könne ihr Kind/ihr Hund/ihre
Schwiegermutter mindestens genauso gut.
## Feminismus und Spiritualität modernisiert
Madonna, das ist [2][Grandezza und ein derart pralles Leben], welches in
euer ödes Dasein mehr als drölfzigtausendmal reinpassen könnte. Wenn
Madonna das wollte. Will sie aber nicht. Statt sich mit euch Wichten zu
befassen, verändert sie die Welt. Sie hat Feminismus und Spiritualität
modernisiert, hat geliebt, wen sie wollte, und die Geschlechtergrenzen im
Vorbeigehen geschrottet. Sie hat Elternschaft global definiert und war
styletechnisch stets ganz vorn dran.
Darüber denkt ihr bitte mal nach, wenn ihr euer „noch gutes“
Baumwoll-T-Shirt aus dem Kleiderschrank nehmt und euch fragt, warum das so
oll müffelt. Und dann geht ihr euch schämen.
20 May 2019
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## AUTOREN
DIR Anja Maier
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