URI: 
       # taz.de -- Streit mit den USA um Atomabkommen: Iran gibt Teilausstieg bekannt
       
       > Teheran will seine Atom-Verpflichtungen schrittweise reduzieren.
       > US-Außenminister Pompeo befürchtet einen Angriff durch den Iran und ist
       > in den Irak gereist.
       
   IMG Bild: Gab den Teilausstieg des Irans aus dem Atomabkommen bekannt: Präsident Ruhani
       
       Teheran/Bagdad dpa/afp | Zum Jahrestag des [1][US-Ausstiegs aus dem
       internationalen Atomabkommen] mit dem Iran hat der iranische Präsident
       Hassan Ruhani einen Teilausstieg seines Landes aus der Vereinbarung
       bekanntgegeben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna informierte Ruhani
       in einem Schreiben China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und
       Russland über die Entscheidung.
       
       Nach dem Fastenbrechen am Abend wollte Ruhani in einem Interview des
       Staatssenders IRIB die Entscheidung erklären. Dann dürften auch die
       Reichweite des Schrittes und seine konkreten Konsequenzen deutlicher
       werden.
       
       Schon zuvor hatte Teheran angedeutet, dass der Iran „schrittweise seine
       Verpflichtungen“ aus dem Abkommen „reduzieren“ wolle, weil sich die
       Gegenseite nicht an Verpflichtungen halten. Die erste Phase der Reduzierung
       soll schon in dieser Woche beginnen. Welche Maßnahmen konkret geplant sind,
       wurde nicht mitgeteilt.
       
       Angeblich geht es um zwei technische Teile des Atomvertrags. Nach Meinung
       von Beobachtern sind die technischen Verpflichtungen des Irans in dem Deal
       jedoch klar. Die müssten entweder eingehalten werden oder nicht. Ob sie
       auch „reduziert“ werden können, darüber müsste die Internationale
       Atomenergiebehörde IAEA in Wien entscheiden.
       
       Iran hat sich an die Vereinbarungen gehalten 
       
       Das internationale Wiener Atomabkommen wurde im Juli 2015 geschlossen. Die
       Vereinbarung soll es dem Iran mit strengen internationalen Kontrollen
       unmöglich machen, Atomwaffen zu entwickeln. Im Gegenzug stellten die
       Vertragspartner, vor allem die USA, einen Abbau von Sanktionen und eine
       Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht.
       
       Nach IAEA-Angaben hat sich der Iran seit Januar 2016 an die Vereinbarungen
       gehalten und es wurden keine Verstöße gegen die Auflagen festgestellt. Die
       USA traten Anfang Mai 2018 unter Präsident Donald Trump einseitig aus dem
       internationalen Abkommen aus.
       
       Die EU-Staaten, China und Russland halten an den Atomvereinbarungen fest.
       Über die Zweckgesellschaft Instex wollen die Europäer die
       US-Wirtschaftssanktionen aushebeln und den Handel mit dem Iran weiterhin
       ermöglichen. Die Instex-Initiative war jedoch bis jetzt weniger
       erfolgreich, weil besonders die Großbanken aus Angst vor US-Strafen keine
       Handelsprojekte mit dem Iran finanzieren wollen.
       
       Wegen der sich verschärfenden Konfrontation zwischen den USA und dem Iran
       war US-Außenminister Mike Pompeo überraschend in die irakische Hauptstadt
       Bagdad gereist. Dort kam er am Dienstagabend zu Gesprächen mit
       Regierungschef Adel Abdul Mahdi und Präsident Barham Saleh über die sich
       verschärfende Konfrontation zwischen den USA und dem Iran zusammen. Beide
       Politiker hätten zugesichert, die Interessen Washingtons im Irak zu
       schützen, sagte Pompeo im Anschluss. Zugleich warnte er vor einem
       „unmittelbar bevorstehenden“ Angriff des Iran.
       
       ## Pompeo sagt kurzfristig Deutschland-Besuch ab
       
       Pompeo drängte nach eigenen Angaben auf Zusicherungen der irakischen
       Führung, „Amerikaner in ihrem Land angemessen zu schützen“. Sowohl Mahdi
       als auch Saleh hätten ihm zu verstehen gegeben, sie seien sich ihrer
       „Verantwortung“ in dieser Sache bewusst, sagte der US-Außenminister nach
       den Unterredungen zu Journalisten. Zudem habe er die irakische Regierung
       aufgefordert, schiitische Milizen mit Verbindungen zum Iran besser zu
       kontrollieren. Auch in diesem Punkt hätten ihm beide Gesprächspartner
       zugesichert, dies sei ebenfalls ihr Ziel.
       
       Den überraschenden Besuch im Irak habe er wegen der wachsenden Bedrohungen
       durch Teheran eingelegt, sagte Pompeo weiter. Die iranische Armee würden
       derzeit „ihre Aktivitäten eskalieren“. Die Gefahr von Angriffen sei „sehr
       präzise“. Genauere Angaben dazu machte Pompeo jedoch nicht.
       
       Der Chefdiplomat aus Washington hatte zuvor einen [2][Besuch in Deutschland
       kurzfristig abgesagt] – ein konkreter Grund war zunächst nicht genannt
       worden. Für Dienstag war eigentlich ein Treffen Pompeos mit Bundeskanzlerin
       Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) vorgesehen.
       
       „Bedauerlicherweise müssen wir den Besuch in Berlin aufgrund dringender
       Angelegenheiten verschieben“, teilte die US-Botschaft in der Hauptstadt am
       Vormittag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. „Wir freuen uns darauf,
       einen neuen Termin für diese wichtigen Gespräche zu vereinbaren“, hieß es
       weiter.
       
       8 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kommentar-Trump-beendet-Atom-Deal/!5504662
   DIR [2] /Mike-Pompeo-cancelt-Deutschland-Besuch/!5589781
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Atomabkommen
   DIR USA
   DIR Hassan Rohani
   DIR Mike Pompeo
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Verhältnis Iran - Israel
   DIR Wahlen im Iran
   DIR Hassan Rohani
   DIR Schwerpunkt Iran
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Eskalation am Persischen Golf: Wehret den Hardlinern
       
       Wechselt das Regime im Iran, droht der vollständige Ausstieg aus dem
       Atomabkommen und eine militärische Eskalation. Die EU muss jetzt handeln.
       
   DIR Experte über US-Iran-Beziehungen: „Die Zeichen deuten auf Krieg“
       
       Lieber ein Präventivschlag gegen Iran als den Atomdeal: Das ist die Linie
       von USA, Israel und Saudi-Arabien, glaubt Außenpolitikexperte Josef Braml.
       
   DIR US-Sanktionen gegen Iran: „Wir sind im Wirtschaftskrieg“
       
       Teheran wehrt sich gegen die US-Sanktionen. Das Embargo ist politischer
       Zündstoff – vor allem kurz vor den Zwischenwahlen in den USA.
       
   DIR Iran bei UN-Generalversammlung: Ruhani wirft USA Umsturzversuch vor
       
       Irans Präsident Ruhani wirft der USA vor, die Sanktionen gegen den Iran
       zerstörten den Handel. Er reagiert damit auf Trump. Der hatte den Iran
       zuvor scharf kritisiert.
       
   DIR Iran und USA: Bedingungen für Treffen mit Trump
       
       US-Präsident Trump erklärt sich zu einem Treffen mit dem Iran bereit – ohne
       Vorbedingungen. Die iranische Führung will, dass er zuerst zum Atomdeal
       zurückkehrt.