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       # taz.de -- Kommentar Bremen-Wahl: Die schiefe Hufeisen-Metapher
       
       > Bei der Bürgerschaftswahl in Bremen kämpfen Linkspartei und AfD zwar um
       > die gleiche Zielgruppe. Methoden und Inhalte sind jedoch gegensätzlich.
       
   IMG Bild: Rühriges und manchmal rührendes Engagement: Bremer Linkspartei
       
       Symbolisch mag die Bremen-Wahl große Bedeutung haben, zumal für die SPD,
       die um ihre letzte verbliebene Bastion im föderalen Gefüge bangen muss.
       Wenn die dortige Landtagswahl aber etwas zeigt, was inhaltlich übers
       Kleinstland hinaus von Interesse ist, dann doch vor allem, dass ein
       Hufeisen als Metapher für eine parlamentarische Sitzordnung taugt, aber
       nicht zur inhaltlichen Beschreibung von Politik. Denn Linkspartei und AfD
       kämpfen in Bremen zwar um die gleiche Zielgruppe. Beide hoffen zwar auf
       guten Zuspruch bisheriger NichtwählerInnen. Aber Methoden und Inhalte, mit
       denen sie um deren Kreuzchen werben, sind maximal gegensätzlich.
       
       Beobachten lässt sich nämlich ein nachhaltiges,crühriges und manchmal
       rührendes Engagement der Bremer Linken in den zahlreichen Bremer
       Stadtteilen mit verheerenden Sozialindikatoren, mit hoher Arbeitslosigkeit,
       schlechtem Bildungsstand und – die mittlere Lebenserwartung differiert in
       Bremen um acht Jahre zwischen armen und reichen Stadtteilen – frühem Tod.
       Spätestens seit 2015 wirkt Die Linke dort sowohl aktivierend als auch als
       verlässliche Ansprechpartnerin, die Anliegen in den durchakademisierten
       Politikbetrieb trägt, der – nirgends waren Wahlen in Deutschland zuletzt
       weniger sozial repräsentativ als in Bremen – die Bindung an die Menschen
       verloren hat.
       
       So etwas wäre der AfD viel zu mühsam: Als Sammelbecken der enthemmten Mitte
       setzt sie auf kurzfristige Provokation und den Appell an tiefsitzende
       Ressentiments. Klar lassen sich auch damit Stimmen fangen. Gerade in Bremen
       sitzen seit jeher rechtsradikale Parteien im Landtag. Dass die AfD damit
       aber so klein bleiben und hier mit Abstand ihr schwächstes
       Landtagswahlergebnis einfahren wird, liegt zu einem guten Teil daran, dass
       hier eine Linkspartei am Werk ist, die linke Politik als Projekt der
       Aufklärung versteht und betreibt.
       
       Eine solche Linke nutzt der Demokratie. Es ist ihr zuzutrauen, [1][als
       dritte Kraft aus einer in zwölf Jahren Regierungszeit abgenutzten
       rot-grünen Koalition] ein Bündnis mit Zukunft machen.
       
       22 May 2019
       
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