URI: 
       # taz.de -- Polizei beim Fusion Festival: Gefahrenabwehr ohne Gefahr?
       
       > Über das Sicherheitskonzept des Fusion Festivals ist ein Streit
       > entbrannt. Polizei, Landrat und Veranstalter haben nun ihre Positionen
       > dargelegt.
       
   IMG Bild: Ob die Polizei hinter den Toren der Fusion eine mobile Wache einrichtet, ist noch nicht entschieden
       
       Berlin taz | Die Behörden haben dem 22. Fusion Festival, das Ende Juni auf
       einem alten Militärflughafen im mecklenburgischen Lärz stattfinden soll,
       bislang die Genehmigung verweigert. Das zuständige Amt Röbel Müritz
       verlangt vom Trägerverein Kulturkosmos Müritz e. V. zahlreiche
       Nachbesserungen im Baubereich, im medizinischen Bereich und beim
       Jugendschutz. [1][Besonders umstritten ist allerdings die Forderung der
       Polizei, erstmals auf dem Gelände eine mobile Polizeiwache zu errichten]
       und regelmäßig auf dem Festival Streife zu laufen.
       
       Das lehnen die VeranstalterInnen strikt ab. Sie sehen darin vielmehr einen
       „Blankoscheck für alle polizeilichen Maßnahmen“, wie sie am Mittwoch
       erklärten. Für sie ist nicht nur ihr Festival in Gefahr, sondern die
       Freiheit von Kunst und Kultur insgesamt. Eine am Sonntag gestartete
       Onlinepetition haben inzwischen über 100.000 Menschen unterschrieben.
       
       Auf einer kurzfristig für Dienstag anberaumten Pressekonferenz in
       Neubrandenburg ruderten Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch und der
       verantwortliche Landrat Heiko Kärger (CDU) etwas zurück. Sie versuchten,
       eine Polizeipräsenz auf dem Fusion Festival als selbstverständliche
       Notwendigkeit darzustellen.
       
       Hoffmann-Ritterbusch, der zuvor noch „schwere gewalttätige
       Auseinandersetzungen“ befürchtet hatte, schlug da mildere Töne an und
       betonte, die Fusion nicht verbieten zu wollen. Gleichzeitig hielt er an
       seiner Forderung fest, einen freien Zugang zum Festivalgelände zu bekommen.
       „Selbstverständlich“, so Hoffmann-Ritterbusch, könne auch die Polizei im
       Zweifel keine Anschläge oder Straftaten verhindern. „Aber wir wissen auch:
       Präsenz hemmt.“
       
       ## Sind doch alle „hippiemäßig friedfertig“
       
       Die Frage, ob er wirklich bis zu 1.100 Beamte auf der Fusion einsetzen
       wolle, beantwortete er nicht, eine Verhandlungslösung schloss er aber nicht
       völlig aus. Kärger monierte angebliche Sicherheitsmängel und warnte vor
       möglichen Epidemien und Katastrophen: „Notre-Dame hat Jahrhunderte nicht
       gebrannt (…), und dennoch ist jetzt etwas passiert.“
       
       Am Mittwoch legte dann der Trägerverein Kulturkosmos mit einer
       Pressekonferenz im Berliner Maxim Gorki Theater nach; es war die erste
       Pressekonferenz des medienscheuen Kollektivs überhaupt. [2][Der
       Betreiberverein hält die Forderungen der Polizei für überflüssig.] Die
       Ordnungshüter haben auch bisher immer die Möglichkeit gehabt, auf das
       Gelände zu kommen, sagte Martin Eulenhaupt vom Kulturkosmos. Seit 2016 gebe
       es zudem ein Kriseninterventionsteam, das beim Fusion Festival 2018 „ein
       entspanntes Wochenende“ gehabt habe. Sowieso seien auf der Fusion alle
       „hippiemäßig friedfertig“, ergänzte Schauspielerin Meret Becker.
       
       Henry Tesch hingegen war „stinksauer“. Der CDU-Bürgermeister des nahe vom
       Festivalgelände gelegenen Städtchens Mirow zeigte sich „entsetzt“ von der
       neuen Strategie des Polizeipräsidenten. Er rief Polizei und Landratsamt
       dazu auf, einen Kompromiss mit dem Veranstalter zu finden. Anwalt Janko
       Geßner betonte, es gebe keine Rechtsgrundlage für die Forderung der Polizei
       nach anlassloser Bestreifung und kündigte an, juristisch dagegen
       vorzugehen.
       
       ## VeranstalterInnen bleiben zuversichtlich
       
       Der neue Polizeipräsident wolle Gefahrenabwehr betreiben, ohne dass es eine
       konkrete Gefahr gebe, so Eulenhaupt. Er vermutet, dass so ein Präzedenzfall
       geschaffen werden soll, um die Novellierung des Sicherheits- und
       Ordnungsgesetzes (SOG) in Mecklenburg-Vorpommern durchzusetzen. Auch
       deshalb, glaubt Eulenhaupt, gehe es nicht nur um die Fusion, sondern um die
       Bürger- und Freiheitsrechte.
       
       Insgesamt zeigten sich die VeranstalterInnen jedoch zuversichtlich, dass
       das Festival mit 70.000 Gästen stattfindet. Aber sollte die Polizei von
       ihrer Forderung nach einer Wache und anlassloser Bestreifung nicht
       abrücken, gebe es im kommenden Jahr „kein Fusion Festival mehr, so wie wir
       es kennen“. Am Montag findet die nächste Besprechung mit dem Landratsamt
       statt; am 16. Mai ist Stichtag für die Vorlage eines geänderten Konzeptes.
       Danach entscheiden die Ämter darüber, ob und in welcher Form das Fusion
       Festival im Sommer 2019 über die Bühne geht.
       
       9 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gastkommentar-Polizei-auf-der-Fusion/!5589763&s=fusion/
   DIR [2] /Fusion-Festival-will-keine-Polizei/!5592545/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Darius Ossami
       
       ## TAGS
       
   DIR Fusion
   DIR Open-Air-Festival
   DIR Festival
   DIR Musikfestival
   DIR Polizei
   DIR Musikfestival
   DIR Fusion
   DIR Fusion
   DIR Fusion
   DIR Fusion
   DIR Polizei
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Polizei auf dem Fusion-Festival: Polizei- und störungsfrei
       
       Ein Wildunfall, zwei Fundsachen: die Polizei hatte beim Fusion-Festival
       wenig zu tun. Überschattet wird das Festival jedoch von einem Todesfall.
       
   DIR Polizei auf dem Fusion-Festival: Keine Wasserwerfer gegen Raver
       
       Räumpanzer und Wasserwerfer – das sahen Pläne der Polizei für das
       „Fusion“-Festival vor. Jetzt rudert sie zumindest bei diesen beiden Dingen
       zurück.
       
   DIR Kommentar Polizei und „Fusion“-Festival: Kanonen gegen Konfetti
       
       Die Sicherheitsbehörden bereiten sich auf das „Fusion“-Festival vor wie auf
       einen Aufstand. Dahinter verbirgt sich ein Kulturkampf.
       
   DIR Anwohner-Demo für das Fusion-Festival: Ein Ort der Freiheit
       
       In Mecklenburg-Vorpommern haben am Sonntag Anwohner gegen eine Polizeiwache
       auf dem Gelände des Fusion-Festivals protestiert.
       
   DIR Gastkommentar Polizei auf der Fusion: Tanzen ist kein Verbrechen
       
       Die Fusion ist ein Ausflug in eine freie Welt. Dass der Polizeipräsident
       mit einem höheren Gewaltaufkommen rechnet, ist rein politisch motiviert.
       
   DIR Fusion Festival will keine Polizei: „Wir werden nicht kapitulieren“
       
       Die Polizei will auf dem Gelände des linken Fusion Festivals eine mobile
       Wache errichten. Die Veranstalter*innen verweigern das.
       
   DIR Was fehlt …: … Polizei auf der Fusion