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       # taz.de -- Länder für schärferes Waffenrecht: Ohne Messer ins Einkaufszentrum
       
       > Auf Initiative von Niedersachsen und Bremen debattiert der Bundesrat am
       > Freitag ein Messerverbot im öffentlichen Raum.
       
   IMG Bild: Dürfen künftig nicht mit ins Kino oder ins Einkaufszentrum genommen werden: scharfe Messer
       
       HANNOVER taz | Vor einem Monat wird in Wolfsburg ein Mann im Gesicht mit
       einem Messer im Gesicht angegriffen. Im März wird eine junge Frau in einem
       Einkaufszentrum in Burgwedel niedergestochen. Im Februar bricht ein
       22-Jähriger in einem Hamburger Möbelhaus mit Stichverletzungen zusammen.
       Bundesweit bekannt und heftig debattiert wurde ein Fall, bei dem im
       vergangenen Sommer in Chemnitz ein Mann an den Folgen eines Messerangriffs
       starb.
       
       Wird das Leben auf den Straßen unsicherer? Sind Messer und Menschen, die
       sie tragen, gefährlicher denn je?
       
       Die Polizei sagt: Ja. Allein in Niedersachsen registrierte sie im
       vergangenen Jahr 3.754 Messerattacken. Die Kriminalstatistik unterscheidet
       gewöhnlich nicht nach Tatwaffen. Niedersachsen weist seit zwei Jahren als
       erstes Bundesland die Straftaten nach Hieb- und Stichwaffen aus. Seitdem
       ist die Zahl der Messerangriffe im Agrarland gleich geblieben.
       
       [1][Doch insgesamt geht die Kriminalität] bundesweit zurück. Noch vor einem
       Jahr sagte Niedersachsen SPD-Innenminister Boris Pistorius, sein Bundesland
       sei „so sicher wie seit langem nicht mehr“.
       
       ## „Stärkung des Sicherheitsempfindens“
       
       Gleichwohl legt die Landesregierung nach. Am Freitag berät der Bundesrat
       auf Initiative von Niedersachsen und Bremen einen [2][Gesetzesantrag, der
       das Waffenrecht verschärfen soll]. Danach soll es künftig verboten sein, in
       Einkaufszentren, Fußgängerzonen, an Bahnhöfen, in der Nähe von Schulen und
       bei Großveranstaltungen Springmesser und Messer mit langen Klingen bei sich
       zu tragen.
       
       „Ein besserer Schutz vor Messerangriffen soll im Ergebnis zu einer
       deutlichen Stärkung des Sicherheitsempfindens in der Bevölkerung führen“,
       begründet das Innenministerium den Vorstoß. „Ein besserer Schutz vor
       Messerangriffen soll im Ergebnis zu einer deutlichen Stärkung des
       Sicherheitsempfindens in der Bevölkerung führen“, sagte eine
       Ministeriumssprecherin.
       
       Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt die Initiative. Etwa 100
       tägliche Messerangriffe in Niedersachsen sei eine ziemlich hohe Zahl, sagte
       der niedersächsische GdP-Chef Dietmar Schilf: „Die gilt es zu senken.“ Die
       GdP fordert seit Jahren ein bundesweites Register für Messerstraftaten und
       Messerverbotszonen.
       
       Die niedersächsischen Grünen begrüßen als Oppositionspartei zwar den
       Vorstoß, können darin trotzdem nicht mehr als einen „unausgegorenen
       Showantrag“ von Pistorius erkennen, wie Innenpolitiker Belit Onay sagte:
       „Wie will man in Einkaufszentren kontrollieren, wer ein Messer bei sich
       trägt?“ Das Innenministerium sollte lieber den kleinen Waffenschein für
       Schreckschuss, Reizstoff- und Signalwaffen, mit denen sich insbesondere
       Reichsbürger bewaffnen, verschärfen. Laut Niedersächsischem
       Innenministerium hat sich die Zahl der Besitzer*innen [3][kleiner
       Waffenscheine mit 24.178 von 2014 bis 2018 mit 60.637] mehr als verdoppelt.
       
       14 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kriminalitaetsstatistik-in-Niedersachsen/!5484636
   DIR [2] https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2019/0201-0300/207-19.pdf?__blob=publicationFile&v=1
   DIR [3] https://www.ndr.de/nachrichten/Zahl-der-Kleinen-Waffenscheine-steigt-stetig,waffen392.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
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