URI: 
       # taz.de -- Angebliche Falschinformationen: Twitter blockt schon wieder
       
       > Der Kurznachrichtendienst sperrt erneut Konten wegen „irreführender
       > Informationen zu Wahlen“. Betroffen ist auch die „Jüdische Allgemeine“.
       
   IMG Bild: Twitter hülle sich „in Schweigen“, kritisiert ein Redakteur der „Jüdischen Allgemeinen“
       
       Berlin taz | Der Kurznachrichtendienst Twitter hat erneut prominente
       Accounts wegen angeblicher Verstöße gegen die „Regeln zum Veröffentlichen
       von irreführenden Informationen zu Wahlen“ gesperrt. Sowohl die
       Wochenzeitung Jüdische Allgemeine, als auch Sven Kohlmeier (SPD) erfuhren
       am Montag von vorübergehenden Sperrungen ihrer Accounts. „Du darfst keine
       Inhalte veröffentlichen, in denen falsche Informationen zu Wahlen oder zur
       Wahlregistrierung bereitgestellt werden“, [1][heißt es in einer Mitteilung
       des Sozialen Netzwerks.]
       
       Im Fall der Jüdischen Allgemeinen geht es um einen Verweis auf einen Text
       der Deutschen Presse-Agentur, in dem [2][das ablehnende Verhältnis des
       israelischen Botschafters in Deutschland,] Jeremy Issacharoff, gegenüber
       der AfD thematisiert wird. „Dieser Bericht ist auf reges Interesse
       gestoßen, auch in den sozialen Medien. Die Sperrung durch Twitter macht
       unsere dortige Arbeit unmöglich“, sagt Philipp Peyman Engel, Redakteur der
       Jüdischen Allgemeinen und dort für das Online-Angebot verantwortlich, der
       taz. Am späten Montagnachmittag war das Twitter-Konto der Jüdischen
       Allgemeinen [3][wieder freigegeben].
       
       Engel kritisiert den Kurznachrichtendienst für die Accountsperrung scharf:
       „Wir haben klassische Berichterstattung gemacht, die so eingeschränkt wird.
       Da es nahezu unmöglich ist, mit Twitter in Kontakt zu treten, können wir
       über die Gründe nur mutmaßen. Es ist ein Riesenproblem, dass sich Twitter
       zu dem Fall bislang in Schweigen hüllt.“
       
       Am Montag wurde auch der Account des netzpolitischen Sprechers der
       SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Sven Kohlmeier, gesperrt. Auslöser ist
       [4][ein kritischer Tweet über die AfD.] „Es handelt sich bei dem Tweet
       deutlich um eine politische Meinungsäußerung und nicht um eine
       Wahlbeeinflussung. Ich denke überhaupt nicht daran, das zu löschen“,
       [5][sagte Kohlmeier dem Tagesspiegel.] Er wirft Twitter vor, darüber zu
       entscheiden, „welche Meinungen zulässig sind und welche nicht“.
       
       ## Meldung unliebsamer Personen
       
       Hintergrund der Blockierungen [6][ist die Twitter-Richtlinie zur
       „Integrität von Wahlen“.] Seit dem 29. April verfügt das Netzwerk über eine
       neue Funktion, mit der Tweets gemeldet werden können, die
       Falschinformationen über Wahlen beinhalten sollen. Vor allem Rechte machen
       sich diese Funktion zunutze, um unliebsame Personen zu melden – immer öfter
       mit Erfolg. Am vorvergangen Wochenende wurde deshalb bereits unter anderem
       der [7][Account der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD)
       gesperrt.] Auch diese Sperrung wurde mit einem kritischen Tweet mit
       AfD-Bezug begründet.
       
       Am Mittwoch steht daher das Thema „Zensurvorfälle bei Twitter“ im Ausschuss
       Digitale Agenda [8][auf der Tagesordnung im Deutschen Bundestag.] Dazu soll
       es einen Bericht der Bundesregierung geben, auch das Justizministerium und
       Twitter sind zu dem Termin eingeladen.
       
       Offenlegung: Der Autor dieses Texts hat in der Vergangenheit mehrfach für
       die Jüdische Allgemeine gearbeitet, als Autor und freier Mitarbeiter in der
       Redaktion.
       
       13 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/twitter-blockiert-account-der-juedischen-allgemeinen/
   DIR [2] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/israels-botschafter-verzichtet-auf-kontakt-zu-afd/
   DIR [3] https://twitter.com/JuedischeOnline/status/1127943179540541442
   DIR [4] https://twitter.com/KohlmeierSPD/status/1124649522339168256
   DIR [5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/wegen-afd-tweet-twitter-sperrt-account-von-spd-abgeordneten/24334490.html
   DIR [6] /Sperrungen-vor-der-Europawahl/!5589703
   DIR [7] /Expertin-ueber-Overblocking-bei-Twitter/!5593230
   DIR [8] https://www.bundestag.de/resource/blob/641840/3dbc90fc239a2b2e1cd48c207ac2b590/19WP-34-data.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frederik Schindler
       
       ## TAGS
       
   DIR Twitter / X
   DIR Jüdische Allgemeine
   DIR Sven Kohlmeier 
   DIR Twitter / X
   DIR Twitter / X
   DIR Fake News
   DIR Twitter / X
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Sperrungen bei Twitter: Twitter unterläuft die Gewaltenteilung
       
       Das soziale Netzwerk sperrte jüngst viele Konten. Die fehleranfälligen
       Verfahren sind ein schon länger bestehendes Problem.
       
   DIR #Twittersperrt vor der Europawahl: Satire verboten
       
       Twitter äußert sich im Bundestag zu Accountsperrungen und verteidigt die
       Löschung von Satire. Eine rechte Kampagne scheint naheliegend.
       
   DIR Expertin über Overblocking bei Twitter: „Gut gemeint, schlecht umgesetzt“
       
       Weil es gegen Desinformation vorgehen will, sperrt Twitter unschuldige
       Accounts, wie den von Sawsan Chebli. Karolin Schwarz über das, was da
       schiefläuft.
       
   DIR Sperrungen vor der Europawahl: Twitter hat's verblockt
       
       Der Kurznachrichtendienst will zur EU-Wahl gegen Wahlmanipulation vorgehen.
       Doch die Strategie geht nach hinten los, wie der Fall Chebli zeigt.