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       # taz.de -- Kommentar Wahlausgang in Indien: Votum der wachsenden Mitte
       
       > Das Wahlergebnis zeigt: Die indische Linke hat keine Idee, wie sie das
       > expandierende Kleinbürgertum für sich gewinnen kann.
       
   IMG Bild: Im indischen Patna feiern BJP-AnhängerInnen feiern den Wahlsieg ihrer Partei
       
       Das Urteil der indischen Wähler hätte kaum deutlicher ausfallen können. Mit
       einer absoluten Mehrheit wurden Premierminister Narendra Modi und seine
       hindunationalistische Bharatiya Janata Partei (BJP) für weitere fünf Jahre
       [1][im Amt bestätigt]. Eine Überraschung ist das nicht. Zwar sah es während
       des Wahlkampfs kurz so aus, als könnten Arbeitslosigkeit und eine eher
       [2][gemischte Reformbilanz] der Regierung Spannung in das Rennen zwischen
       BJP und der oppositionellen Kongress-Partei bringen. Doch weit gefehlt.
       
       Zwar sind die indischen Wähler nicht von allem begeistert, was [3][Narendra
       Modi] in den vergangenen fünf Jahren vollbracht hat. Doch die Aussicht auf
       eine zusammengewürfelte, instabile Koalition unter Führung des als Softie
       geschmähten Rahul Gandhi war wohl eine zu abschreckende Aussicht.
       
       Das neue Indien ist nicht mehr von Massenarmut geprägt, sondern von einer
       stetig wachsenden Mittelklasse, die mit der Erbdynastie der den Kongress
       dominierenden Nehru-Gandhi-Dynastie nichts mehr anfangen kann. Der
       Ideenlosigkeit der indischen Linken, die meint, mit staatlichen
       Hilfsprogrammen und einer quasi königlichen Führungsfamilie dem politischen
       Gegner Faschismus vorwerfen zu können, haben die Wähler*innen eine Absage
       erteilt. Das neue indische Kleinbürgertum will nicht Almosen, sondern einen
       funktionierenden Staat. Und für diese Aussicht steht nun die BJP.
       
       Dass dies mit wachsendem Nationalismus, der Zunahme religiöser Konflikte,
       Islamfeindlichkeit und einer Gängelung kritischer Intellektueller verbunden
       ist, liegt im weltweiten Trend und ist tragisch. Denn Indien war, trotz
       immer vorhandener Konflikte, stets ein Vorbild für das Zusammenleben
       verschiedener Religionen.
       
       Die Niederlage der Kongress-Partei ist daher auch eine Warnung: Wenn es
       eine linke Partei nach 50 Jahren Regierungserfahrung nicht schafft, ihr
       Versprechen von sozialer Gerechtigkeit und Demokratie auch nur ansatzweise
       einzulösen, macht sie sich überflüssig.
       
       24 May 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-05/indien-parlamentswahl-narendra-modi-bharatiya-janata-mehrheit
   DIR [2] /Vor-der-Parlamentswahl-in-Indien/!5584770
   DIR [3] /Parlamentswahl-in-Indien/!5597601
       
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   DIR Britta Petersen
       
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