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       # taz.de -- Ermittlungen gegen Bayer-Tochter: Die schwarzen Listen von Monsanto
       
       > Die Bayer-Tochterfirma Monsanto soll geheime Listen mit Kritiker*innen
       > angelegt haben – Privatadressen inklusive.
       
   IMG Bild: Mal wieder fragwürdige Praktiken: Monsanto
       
       BERLIN taz | Politische Kommunikation betreiben viele Konzerne. Sie haben
       eigene Abteilungen, die die Öffentlichkeit in ihrem Sinne informieren und
       die Gesetzgebung beeinflussen. Manche Erscheinungsformen dieses Lobbyismus
       sind legitim und auch legal. Nun könnte es aber sein, dass Monsanto, seit
       2018 Teil des Bayer-Konzerns, zu weit gegangen ist. „Sollte sich der
       Verdacht erhärten, handelte es sich dabei um illegitime Handlungen“, sagte
       Edda Müller, Vorstand der Antikorruptionsorganisation Transparency
       International (TI).
       
       Recherchen französischer Medien zufolge soll Monsanto ab 2016 in Frankreich
       [1][geheime Listen mit Kritiker*innen des Konzerns in Auftrag gegeben
       haben]. Darin enthalten waren demnach unter anderem Telefonnummern,
       Privatadressen und die Meinung der Personen über das Unternehmen. In Paris
       läuft deshalb ein Ermittlungsverfahren. Laut Bayer-Manager Matthias
       Berninger könnten solche Listen auch in Deutschland und anderen
       europäischen Staaten erstellt worden seien. Bayer hat sich entschuldigt und
       die Zusammenarbeit mit der externen Agentur FleishmanHillard, die für die
       Listen zuständig war, „auf Eis gelegt“.
       
       Unklar ist bislang, ob und wie Monsanto sein Wissen einsetzte. Wurden
       Journalist*innen gezielt informiert oder nicht informiert? Hat man
       persönliche Daten benutzt, um Personen unter Druck zu setzen?
       
       „Der Verhaltenskodex im Transparenzregister der EU legt fest, dass
       Lobbyisten ihre Informationen von EU-Institutionen nicht auf unlautere Art
       beschaffen und verwenden dürften“, sagt Müller. Das sollte auch für das
       Verhalten von Unternehmen gegenüber Medien, Wissenschaft und
       Zivilgesellschaft in Deutschland gelten, so Müller.
       
       ## “Moralisch fragwürdig“
       
       Laut Deutschem Journalistenverband (DJV) hat sich Monsanto unethisch
       verhalten, „weil eine Ungleichbehandlung von Pressevertretern basierend auf
       ihrer angenommenen Grundeinstellung zum Unternehmen moralisch fragwürdig
       ist“, sagte Vizesprecher Sebastian Huld. „Das wiegt bei so großen
       Konzernen, die sich aus Imagegründen gerne mit moralischen Ansprüchen
       brüsten, noch schwerer.“
       
       Möglicherweise hat Monsanto auch gegen Datenschutzregeln verstoßen. „Das
       Bundesdatenschutzgesetz stellt unter §42 Absatz 2 das Verarbeiten
       personenbezogener, nicht allgemein zugänglicher Daten unter Strafe“,
       erklärte Huld. Und nach der Datenschutzgrundverordnung „sind
       personenbezogene Daten, aus denen weltanschauliche Überzeugungen
       hervorgehen, besonders geschützt“. Demnach dürfen persönliche Daten nur für
       bestimmte Zwecke gesammelt und verarbeitet werden. Ob Lobbyarbeit darunter
       fällt, ist fraglich.
       
       Im Umgang mit Journalist*innen haben Firmen in Deutschland dagegen einen
       weiten Spielraum. „Aufgrund der Landespressegesetze sind private
       Unternehmen relativ frei, welchen Medien sie Informationen zukommen lassen
       und welchen nicht“, sagte der Berliner Medienanwalt Tobias Sommer. Wenn
       missliebige Medien oder Personen beispielsweise von Pressegesprächen
       ausgeschlossen werden, lässt sich oft nicht viel machen. „Einen
       Auskunftsanspruch wie gegenüber Behörden haben Journalisten in der Regel
       nicht“, so Sommer.
       
       Manche Betätigungen von Lobbyisten lassen sich in Brüssel mittlerweile
       nachvollziehen, nachdem die EU ihr Transparenzregister einrichtete. Ein
       solches auch in Deutschland zu etablieren, fordert die Organisation
       Lobbycontrol. „Aber die Union und die FDP stehen auf der Bremse“, sagte
       Timo Lange von Lobbycontrol.
       
       14 May 2019
       
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