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       # taz.de -- Jugendbewegte alte Herren: Angebot, das niemand ablehnen darf
       
       > Ex-Aktivisten der „Bremer Commune“ bieten „Fridays For Future“ die
       > Nutzung eines Projekthauses an. Eine Absage wollen sie nicht hinnehmen.
       
   IMG Bild: Fridays for Future: Bei der Jugendbewegung wollen auch alte Männer mitlaufen
       
       BREMEN taz | Sie ist ihnen suspekt, die „Klima-Initiative“ in der
       Bauernstraße – und deswegen lehnt die Bremer Ortsgruppe von „Fridays for
       Future“ (FFF) deren Angebot ab, ihr Projekthaus im Viertel mitzunutzen. Ein
       Angebot, das abgelehnt wurde: kein Problem, sollte man meinen. Wären da
       nicht die beiden Aktivisten der Initiative, die das nicht akzeptieren
       wollen. Nun will FFF sich Rechtsberatung suchen.
       
       Die Begründung von FFF für ihre Ablehnung: Die Verantwortlichen Dirk Jenke
       und Michael Stein sind ehemalige Aktivisten der „Bremer Commune“. Die stand
       in der Vergangenheit mehrfach im Zentrum anonym veröffentlichter Berichte,
       die ihr „sektenähnliche Strukturen“ unterstellten. „Uns ist es wichtig,
       dass Eltern und Lehrer*innen wissen, dass Schüler*innen bei uns
       sicher sind. Deswegen distanzieren wir uns von der Bremer Commune“, sagt
       Frederike Oberheim, Mitorganisatorin von FFF.
       
       Die „Commune“ wollte [1][eine Ökonomie ohne Geld entwickeln.] Allerdings,
       sagt Stein, habe sie sich schon vor Jahren aufgelöst. Das Haus im Viertel
       nutze man aber noch privat. Da ihm die Betroffenheit der bei FFF
       engagierten Jugendlichen gefalle, wollten er und Jenke dort gern ein
       „Klima-Haus for Future“ aufbauen, wo sich die jungen Aktivist*innen
       konkret den Problemen des Klimawandels widmen könnten.
       
       Doch FFF lehnt das ab, weil sie auf kritische Berichte über die „Commune“
       gestoßen sind, die es in sich haben: Die Gruppe sei unter einer
       basisdemokratischen Oberfläche streng hierarchisch und zentralistisch
       organisiert. Auch von Manipulation und sozialem Druck durch einen geheimen
       Inner Circle ist da die Rede und davon, dass die Commune in der
       Vergangenheit Vereine unterwandert habe, um junge Menschen oder Kapital für
       sich zu gewinnen.
       
       ## Die Art der Kontaktaufnahme beunruhigt
       
       Die Namen Dirk und Micha, also Jenke und Stein, tauchen in diesem
       Zusammenhang immer wieder auf. Zur Commune gehören laut den Berichten das
       Projekthaus, das Café Sunshine, die Arbeitsgruppe solidarische Ökonomie und
       das Projekt „Bremer Solidarstrom“.
       
       Auch die Art der Kontaktaufnahme beunruhigte Oberheim: Anfang April habe
       ein Treffen zwischen den Aktivst*innen von FFF und MitarbeiterInnen vom
       Bremer Solidarstrom im Café Sunshine stattgefunden – und nur einen Tag
       später seien Jenke und Stein bei einem Plenum von FFF erschienen und hätten
       das Projekthaus angeboten.
       
       Die Verbindungen zwischen Café Sunshine und dem Projekthaus seien nicht
       transparent gemacht worden, sagt Oberheim. Stein streitet indes ab, dass es
       zwischen ihm und dem Café Sunshine eine Zusammenarbeit gebe – die zeitliche
       Abfolge sei Zufall gewesen.
       
       ## Jenke und Stein sehen sich als Opfer
       
       Die FFF-Ortsgruppe möchte dennoch keine Zusammenarbeit. Das ist ihr gutes
       Recht – aber Jenke und Stein scheinen das anders zu sehen: Sie verschickten
       an einen FFF-Aktivisten eine Stellungsnahme, in der sie erklärten, sie
       seien Opfer einer Verleumdungskampagne: In den 90er-Jahren habe eine Gruppe
       im Asta der Uni Bremen aus machtpolitischen Gründen versucht, die Commune
       zu verleumden.
       
       Diese Vorwürfe seien vor wenigen Jahren von Menschen wieder aufgenommen
       worden, die der Commune schaden wollten. Man wolle weiterhin mit FFF
       zusammenarbeiten. Bloß: FFF möchte das gar nicht und distanzierte sich
       erneut, dieses Mal schriftlich: „Wir verlangen, dass ihr diese finale
       Entscheidung akzeptiert und keine weiteren Kontakte mehr zu unserer Gruppe
       oder den Einzelpersonen dieser sucht. Solltet ihr dieser Aufforderung nicht
       folgen, halten wir es uns offen, rechtliche Schritte einzuleiten“, heißt es
       in der entprechenden Mail von FFF.
       
       Stein äußerte der taz gegenüber Unverständnis: „Ich kann das Vorgehen von
       FFF nicht verstehen. Wir finden das ein bisschen traurig, dass die junge
       Generation, die mit einem Smartphone groß geworden ist, nicht mehr auf ihr
       Gefühl im sozialen Umgang achtet, sondern alles glaubt, was es im Internet
       als Meinungsmache gibt. Wir wollen weiterhin mit FFF zusammenarbeiten und
       diese unsägliche Spaltung überwinden.“
       
       Sie lassen einfach nicht locker: Stein und Jenke schickten eine Einladung
       zu einem Klärungsgespräch, erneut an einzelne FFF-Aktivst*innen: „Wir
       leiten nun als nächsten Klärungsschritt des Sachverhalts das Einsetzen
       einer Schlichtungsstelle ein. […] Wir hoffen, dass ihr diesmal unser
       zivilgesellschaftliches Angebot annehmt, aber klären müssen wir die
       Angelegenheit auf jeden Fall.“
       
       Sie suche sich nun Rechtsberatung, sagt Oberheim, da sie wissen wolle, wie
       sie sich als Einzelpersonen und als Organisation vor weiteren
       Kontaktversuchen durch Stein und Jenke schützen könnten.
       
       Michael Stein hingegen glaubt noch immer an eine „Klärung“ des Konflikts.
       Dafür suchte er trotz vorherigen Telefonkontakts sogar noch einmal
       höchstpersönlich die taz-Redaktion auf. Er befürchte, begründete er seinen
       Besuch, dass eine Berichterstattung über den Konflikt zu einer Eskalation
       beitrage. Und es sei doch schade, wenn eine Zusammenarbeit mit FFF nicht
       möglich sei: „Schließlich kämpfen wir doch für die gleiche Sache.“
       
       Ergänzung 22. März 2021: Nach einer Strafanzeige durch
       Ex-Commune-Angehörige hat in einem außergerichtlichen Verfahren Frederike
       Oberheim ihre Darstellung der Klima-Initiative widerrufen.
       
       22 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lukas Scharfenberger
       
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