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       # taz.de -- Ausgleich für Kohleregionen: Hartes Ringen um Kohle-Gelder
       
       > Hilfe für die Reviere: Das Bundeskabinett einigt sich nach langen
       > Verhandlungen über die 40-Milliarden-Hilfe für die betroffenen Regionen.
       
   IMG Bild: Milliarden-Hilfen für die Stilllegung: Die Eckpunkte stehen
       
       Berlin taz | Fast wären sie wieder in letzter Minute verschoben worden, die
       lange erwarteten Eckpunkte für die 40-Milliarden-Euro-Strukturhilfen für
       die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen. Denn am Dienstag bestand die
       SPD plötzlich darauf, dass neben den großen Braunkohlerevieren in
       Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt auch
       Niedersachsen vom Geldregen profitieren müsse: Für das dortige
       Braunkohlekraftwerk Buschhaus, das bereits 2016 heruntergefahren wurde,
       müsse das Land 150 Millionen Euro Strukturhilfen bewilligen, forderten die
       Sozialdemokraten – und setzten sich zumindest teilweise durch: In den
       Eckpunkten, die das Kabinett am Mittwoch verabschiedete, werden
       Niedersachsen immerhin 90 Millionen zusätzlich zugesagt.
       
       Das hat offenbar Begehrlichkeiten an anderer Stelle geweckt. Denn auch für
       den Steinkohlesektor nennen die Eckpunkte nun, anders als in einem früheren
       Entwurf, eine konkrete Summe: Bis zu eine Milliarde Euro will der Bund hier
       zur Verfügung stellen – für Standorte, an denen die Kraftwerke eine
       „erhebliche wirtschaftliche Relevanz“ besitzen. Das dürfte vor allem auf
       das Saarland gemünzt sein.
       
       Insgesamt will der Bund den Ländern für den Strukturwandel bis 2038 damit
       über 41 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, also über 2 Milliarden pro
       Jahr. Verwendet werden sollen diese Mittel unter anderem für die Ansiedlung
       von Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden in den betroffenen Regionen
       sowie für den Ausbau von Bahnstrecken und Autobahnen sowie des
       Mobilfunknetzes.
       
       „Mit dem vorliegenden Konzept stellen wir die Weichen, dass sich die
       Reviere zu modernen Energie- und Wirtschaftsregionen weiterentwickeln
       können“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Auch das
       SPD-geführte Bundesumweltministerium und die Ministerpräsidenten der
       betroffenen Bundesländer lobten die Eckpunkte.
       
       ## Kohleausstieg noch unklar
       
       Strittig ist noch, wie sichergestellt werden kann, dass der Bund seine
       Zusage auch langfristig einhält. Die Länder wünschen sich dafür einen
       Staatsvertrag. Altmaier sprach von einem „legitimen Anliegen“ der Länder,
       wollte sich aber nicht auf eine bestimmte Rechtsform für eine Vereinbarung
       festlegen. Im Ministerium hofft man, noch vor der Sommerpause einen
       Gesetzentwurf für die Strukturhilfen einzubringen und diesen in der zweiten
       Jahreshälfte zu verabschieden.
       
       Weniger weit fortgeschritten sind die Arbeiten bei dem Thema, das die
       Grundlage für die Milliardenzahlungen ist: der Kohleausstieg selbst. Hier
       laufen derzeit Verhandlungen mit den Betreibern, sagte Altmaier. Auch hier
       wird aber angestrebt, das Gesetz noch in diesem Jahr zu verabschieden –
       ebenso wie jenes, mit dem der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt
       werden soll. „Das Ziel ist, dass wir vor Ende des Jahres alle diese Dinge
       in trockenen Tüchern haben“, sagte Altmaier.
       
       Gerade beim schnelleren Ausbau der Erneuerbaren, der mit dem Kohleausstieg
       einhergehen soll, sehen Umweltverbände aber große Defizite. Bei der
       Windkraft würden derzeit nicht einmal die völlig unzureichenden aktuellen
       Zubauziele erreicht, kritisierten der BUND und das Bündnis Bürgerenergie am
       Mittwoch. „Die Bundesregierung muss die Ausbauziele verdoppeln und dafür
       sorgen, dass die Bundesländer genügend Flächen dafür ausweisen“, forderte
       der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
       
       22 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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