URI: 
       # taz.de -- Kommentar Zukunft des Frauenfußballs: Macht euer eigenes Ding
       
       > Mehr Geld in den Frauenfußball pumpen? Das ist Franchise-Feminismus. Zur
       > WM sollten die Frauen über progressiveren Fußball nachdenken.
       
   IMG Bild: Fußball braucht mehr Solidarität, nicht mehr Geld
       
       Heute beginnt [1][die Fußball-Weltmeisterschaft], und sie fällt in eine
       entscheidende Phase: eine, in der Weichen gestellt werden, wie es mit dem
       Frauenfußball dauerhaft weitergeht. [2][Nischensport oder großer Player],
       finanzierbar, feministisch, fair? Politische Proteste der Frauen mehren
       sich, die jüngsten kommen aus Australien: Die australischen
       Nationalspielerinnen fordern die Fifa auf, das Preisgeld der WM von 30
       Millionen US-Dollar auf 57 Millionen zu erhöhen.
       
       Die Argumentation ist im Sinne der Gleichberechtigung verlockend, aktuell
       kassieren die Frauen nur 7 Prozent des Männer-WM-Preisgeldes. Aber die
       Fixierung auf immer mehr Geld à la Sandkasten („Ich will das, was der hat“)
       ist falsch. Das ist Franchise-Feminismus. Der Männerfußball wird
       überschwemmt mit Geldern und taumelt in einer Spirale des Wettbietens: Die
       Kluft zwischen den Klubs und zwischen den Ländern weitet sich zur Schlucht,
       und schon in der fünften Liga braucht es einen Millionenetat – obwohl der
       Fußballbetrieb selbst viel günstiger ist, das meiste wird verschleudert für
       Spielergehälter und Transfers. Er bleibt ein warnendes Beispiel des
       unregulierten Super-Kapitalismus. Der Frauenfußball macht einen Fehler,
       wenn er ihn blind imitiert.
       
       Schon jetzt ist auch bei den Frauen die Elite zunehmend enteilt, auf
       Klubebene übernehmen die starken Player des Männerfußballs, es bilden sich
       ähnliche Zentren. Das ist nicht erstaunlich, beide existieren in derselben
       Welt, im selben Wirtschaftssystem, und es gibt zunehmende Synergien. Der
       Frauenfußball muss aber auch auf Abgrenzung setzen. Solidarischer,
       basisnäher, leistungsgerechter. Mehr Geld hilft nur dann, wenn es klüger
       eingesetzt wird; wenn etwa aus einem Frauenfußballfonds Unterstützung an
       Vereine aus wirtschaftsschwachen Regionen fließt oder an Klubs, die sich
       besonders in der Nachwuchsförderung engagieren.
       
       Wenn Spielerinnen zukünftig nicht für Millionensummen den Verein wechseln –
       vielleicht reguliert durch Gehalts- oder Transferobergrenzen. Wenn die
       Protagonistinnen wie in den USA bei der Liga angestellt wären statt bei
       Klubs. Das erhöht das Interesse an einer starken Liga und setzt einen
       Anreiz für spannendere Meisterschaftsrennen. Wenn sie eine abgesicherte
       Elternzeit bekämen. Der Frauenfußball braucht den Mut, neue Modelle zu
       prüfen, mehr Nachhaltigkeit zu fördern und finanzielle Teilhabe der
       Amateurinnen zu sichern.
       
       Man hat sich in den vergangenen Jahren damit abgefunden, von der Gnade der
       Männerorganisationen zu leben. So ist der Frauenfußball aber nicht mehr als
       eine mickrige Kopie, progressiv allein durch die Tatsache, dass hier Frauen
       spielen. Das ist zu wenig. Es wird Zeit für ambitioniertere Ideen. Dafür
       hängt der Frauenfußball aber noch zu sehr in piefigem Klein-Klein fest.
       Dabei könnten progressive Maßnahmen [3][mehr positive PR] bringen als eine
       Fifa-WM. Und der Fußball braucht sie. In einer hübschen Traumwelt würde
       sich der St. Pauli dann wünschen, dass der Männerfußball endlich mehr
       werden müsse wie der der Frauen. Dream crazy!
       
       7 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fifa-vor-der-Frauen-WM/!5600082
   DIR [2] /Bundestrainerin-ueber-Frauenfussball-WM/!5596966
   DIR [3] /Russische-Fussballerinnen/!5601001
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Schwermer
       
       ## TAGS
       
   DIR Frauen-WM 2019 
   DIR Frauenfußball
   DIR Feminismus
   DIR Frauen-WM 2019 
   DIR Fußball
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Frauen-WM 2019 
   DIR Frauen-Fußball-WM 2023
   DIR Fifa
   DIR Frauen-Fußball-WM 2023
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nachhaltigkeit im Sport: „Im Verein etwas ändern“
       
       Kunstrasenplätze haben einen hohen Mikroplastikabrieb, viele Sportstätten
       sind sanierungsbedürftig. Mira Pape fordert, dass die Vereine vorsorgen.
       
   DIR Uefa-Papier zum Frauenfußball: Das doppelte Bällchen
       
       Eine neue Strategie zur Förderung des Frauenfußballs liegt vor. Es geht
       viel um Vermarktung, aber ein genauerer Blick lohnt sich.
       
   DIR Russische Fußballerinnen: Randigster Randsport Russlands
       
       Russlands Frauenauswahl hat es nicht zur WM geschafft. Kein Wunder in dem
       Macholand. Dass es überhaupt eine Profiliga gibt, ist schon ein Erfolg.
       
   DIR Fifa vor der Frauen-WM: Fern des Rampenlichts
       
       Auf der Frauenfußballtagung der Fifa geht es um Teilhabe. Eine gute Idee.
       Zuvor war es beim Kongress nur um den Präsidenten Infantino gegangen.
       
   DIR Bundestrainerin über Frauenfußball-WM: „Wir wollen zurück an die Spitze“
       
       Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg möchte bei der Fußball-WM weit
       kommen. Sie warnt aber auch: „Wer weit oben ist, hat eine größere
       Fallhöhe“.