URI: 
       # taz.de -- Missbrauch von Kindern in Deutschland: 40 Opfer jeden Tag
       
       > Das BKA stellt aktuelle Daten zu Gewalt an Minderjährigen vor. Die Zahl
       > bleibt erschreckend hoch. Opfer sind meist Mädchen.
       
   IMG Bild: Verletzungen fürs Leben: Behandlungszimmer der Kinderschutzambulanz einer Frankfurter Klinik
       
       Berlin taz | 40 Kinder in Deutschland erleben jeden Tag sexuelle Gewalt,
       darunter sogar Säuglinge. Drei Viertel der Opfer sind Mädchen. Die zumeist
       männlichen Täter kommen in der Regel aus der Familie oder aus dem näheren
       sozialen Umfeld. „Die Zahlen sind erschreckend“, sagt Holger Münch,
       Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), der am Donnerstag in Berlin die
       aktuelle Statistik zu Gewalt an Kindern in Deutschland vorstellte. Und:
       „Das ist nur das polizeiliche Hellfeld. Wir gehen von einer sehr hohen
       Dunkelziffer aus.“
       
       Zudem wurden im vergangenen Jahr 136 Kinder getötet, fast 80 Prozent von
       ihnen wurden nicht einmal sechs Jahre alt. Mehr als 4.000 Kinder wurden
       misshandelt und vernachlässigt, die meisten regelmäßig und über einen
       längeren Zeitraum hinweg. Darüber hinaus steigt laut BKA die Zahl von
       Menschen, die Kinderpornos besitzen, produzieren und verbreiten, erheblich:
       Verzeichnete die Behörde 2017 noch 6.512 Fälle, waren es 2018 bereits
       7.449. Die Täter: auch hier nahezu ausschließlich Männer. 
       
       Gewalt gegen Kinder – physisch, psychisch, sexuell – bleibt auf hohem
       Niveau. Darauf machen BKA, der Missbrauchsbeauftragte [1][Johannes-Wilhelm
       Rörig], Kinderschutzbund und andere Kinder- und
       Menschenrechtsorganisationen seit Jahren aufmerksam.
       
       Polizeiliche Ermittlungen werden aber durch die rasant wachsenden
       technischen Möglichkeiten erschwert, die Täter insbesondere für
       Kinderpornografie und das Cybergrooming (Anbahnung sexueller Kontakte im
       Netz) nutzen. Die meisten Fälle werden laut BKA-Chef Münch im Netz und im
       [2][Darknet] aufgedeckt. Viele Hinweise kommen aus den USA, 2018 waren es
       70.000 Tipps. Nach Prüfung der Relevanz – mitunter kommt es zu Doppelungen
       – wurden 20.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet.
       
       Um Tätern im Netz auf die Spur zu kommen, fordert BKA-Chef Münch eine
       Mindestspeicherdauer von IP-Adressen. Die IP-Adresse sei oft der einzige
       Hinweis, dem Kriminalist*innen nachgehen und dem Täter auf die Spur kommen
       könnten. Bei einem Fünftel der Hinweise auf Kinderpornografie – allein 2017
       waren das etwa 8.000 – könne nicht weiter ermittelt werden, weil die
       IP-Adresse nicht mehr gespeichert war. Eine konkrete Speichermindestdauer
       nannte Münch nicht. Das BKA warte hierbei auf ein entsprechendes Urteil des
       Europäischen Gerichtshofs.
       
       Rainer Becker, Vorstandschef der Deutschen Kinderhilfe, fordert für jedes
       Bundesland eine Kinderschutzhotline, an die sich Kinder und Jugendliche,
       aber auch Erwachsene anonym werden können. Der Missbrauchsbeauftragte
       Rörig empfiehlt, Landesmissbrauchsbeauftragte zu ernennen und außerdem
       Kinderschutzkonzepte zu erarbeiten.
       
       Am Donnerstag debattierte der Bundestag über zwei Gesetzentwürfe von Grünen
       und Linkspartei, die Kinderrechte im Grundgesetz verankern wollen. Die
       Chance, dass die Anträge angenommen werden, ist gering.
       
       6 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://beauftragter-missbrauch.de
   DIR [2] /BKA-sperrt-Darknet-Plattform/!5592419
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
   DIR sexueller Missbrauch
   DIR Kinderschutz
   DIR BKA
   DIR Kriminalität
   DIR TV-Krimi
   DIR Mutter
   DIR Papst Franziskus
   DIR Buch
   DIR Online-Plattform
   DIR sexueller Missbrauch
   DIR Kindesmissbrauch
   DIR sexueller Missbrauch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Dorfkrimi von und mit Bjarne Mädel: Monk mit Aussicht
       
       Der Schauspieler Bjarne Mädel hat in dem Film „Sörensen hat Angst“ erstmals
       auch die Regie übernommen. Ist ihm das gelungen?
       
   DIR Kindstötungen durch die Mutter: Erst betäubt, dann erstickt
       
       Eine Mutter in Solingen soll ihre fünf Kinder im Zustand „emotionaler
       Überforderung“ getötet haben. Der Ehemann lebt getrennt.
       
   DIR Katholische Kirche und Kindesmissbrauch: Nichts soll mehr vertuscht werden
       
       Papst Franziskus schafft das „pontifikale Geheimnis“ ab. Damit wurden
       Missbrauchsvorwürfe bislang vertraulich behandelt und Täter geschützt.
       
   DIR Anselm Nefts „Die bessere Geschichte“: Unter dem Deckmantel der Lockerheit
       
       Anselm Neft thematisiert in seinem neuen Roman sexualisierte Gewalt. Wer
       bis zum Ende liest, versteht besser, warum so viele Betroffene schweigen.
       
   DIR BKA sperrt Darknet-Plattform: Auf der dunklen Seite des Internets
       
       Im Darknet wird gern mit Waffen, Drogen oder Falschgeld gehandelt –
       BKA-Einsätzen zum Trotz. Die Umsätze steigen steil an.
       
   DIR Sexuelle Gewalt auf dem Land: 40 Kilometer bis zur nächsten Hilfe
       
       Missbrauch gibt es auch auf dem Dorf. Doch Hilfe ist meist weit weg, weil
       es zu wenig Beratungsstellen gibt und die Wege dorthin weit sind.
       
   DIR Sozialpädagogin über Kindesmissbrauch: „Täter sind unauffällig“
       
       Kinder sprechen mit etwa sieben Menschen, bevor ein Missbrauch aufgedeckt
       wird. Die Erwachsenen verstehen ihre Worte nicht – oder hören nicht zu.
       
   DIR Kommentar sexuelle Gewalt an Kindern: Schweigen ist ein Verbrechen
       
       Mit der Aufarbeitung des Systems ist es beim Thema Kindesmissbrauch nicht
       getan. Es muss möglich sein, jegliche Ahnung offen auszusprechen.