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       # taz.de -- Absage der Leipziger Jahresausstellung: Der AfD liebster Maler
       
       > Die Leipziger Jahresausstellung wurde gecancelt, weil der AfD-nahe
       > Künstler Axel Krause eingeladen war. Der kann davon aber sogar
       > profitieren.
       
   IMG Bild: Eingang des Geländes der Leipziger Baumwollspinnerei
       
       Ein Ausrufezeichen war der Titel der diesjährigen Leipziger
       Jahresausstellung (LJA). „!“ sollte sie heißen und am Donnerstag auf der
       Baumwollspinnerei in Leipzig eröffnen. Nun wurde sie abgesagt und
       hinterlässt viele Fragezeichen. Das erste steht hinter der Frage, warum der
       Künstler Axel Krause überhaupt eingeladen wurde.
       
       Der Maler wird der Neuen Leipziger Schule zugerechnet und wurde vor allem
       dadurch bekannt, dass sich letzten Sommer die Galerie Kleindienst von ihm
       trennte. Sie wolle seine politischen Ansichten nicht mehr mittragen, so die
       Begründung. Seine politischen Ansichten tut Krause, der Mitglied im
       Kuratorium der von der AfD gegründeten Desiderats-Erasmus-Stiftung ist, auf
       Facebook (inzwischen auch in rechten Medien wie der Jungen Freiheit) kund,
       wo er von der „illegalen Massenmigration“ als „einem großen Fehler“ spricht
       und die AfD „für ein begrüßenswertes Korrektiv im maroden Politikbetrieb“
       hält.
       
       [1][Die Galerie Kleindienst bekam nach der Trennung von Krause einen
       Shitstorm inklusive Morddrohungen,] der Fall wurde überregional besprochen.
       Schließlich berührt er die aktuelle Frage: Wie soll man mit rechten
       Künstlern umgehen?
       
       Die Antworten der Beteiligten fallen unterschiedlich aus: Das einzige
       Kriterium sei die Qualität der Arbeiten, verteidigte noch vor zwei Wochen
       der Vorsitzende des Vereins Leipziger Jahresausstellung, Rainer Schade, die
       Einladung Krauses und fragte in der Leipziger Volkszeitung: „Was wissen wir
       von anderen Künstlern, die ebenfalls in der Liste sind, was diese privat
       oder politisch tun? Es gibt ja nicht nur das rechte Spektrum. Wir können
       nicht die Gesinnung unserer Künstler recherchieren, um zu schauen, ob sie
       ausstellungswürdig sind.“
       
       ## „Politische Neutralität unmöglich“
       
       Der Künstler Moritz Frei sagte dagegen seine Teilnahme an der LJA wegen
       Krause ab. „Ihn als ausstellenden Künstler auszuwählen, vermittelt mir den
       Eindruck des Versuches einer Rehabilitierung“, schrieb er in seiner Absage.
       Der Name Axel Krause sei durch den medialen Wirbel nicht mehr ohne seine
       politische Haltung zu sehen. „Kunstfreiheit ist mir ein hohes Gut (im
       Gegensatz zur AfD) und ich habe nichts dagegen, dass Axel Krause seine
       Bilder ausstellt“, schrieb Frei. Doch er könne es mit seinem Gewissen nicht
       vereinbaren, mit ihm an der Jahresausstellung teilzunehmen.
       
       Auch andere teilnehmende Künstler der LJA teilten ihre Bedenken den
       Veranstaltern mit: „Werk und Künstler*innen zu trennen, ist aus unserer
       Sicht nicht zeitgemäß und in dem besonderen Fall Axel Krause schlicht
       unmöglich“, hieß es in ihrer Stellungnahme. Die Einladung Krauses könne
       „als Zeichen der Nähe und die Teilnahme der anderen eingeladenen
       Künstler*innen als Einverständnis mit seinen politischen Positionen
       gewertet werden“. Für die Eröffnung hatten sie Protestaktionen geplant. Die
       Absage der Ausstellung bedauern die Künstler. „Sie erscheint uns nicht
       richtig und überstürzt.“
       
       Es ging tatsächlich sehr schnell. Am Freitag reagierten die Veranstalter
       auf die Proteste und luden Krause wieder aus, da seine öffentlichen
       Äußerungen den „ethischen Grundsätzen unseres Vereins“ widersprächen:
       „Politische Neutralität erweist sich in diesen Zeiten als unmöglich. Der
       Verein bekennt sich zur Freiheit der Kunst.“
       
       ## Notgedrungene Absage
       
       Ein Tag später dann die Absage der ganzen Ausstellung. „Der komplett
       ehrenamtlich arbeitende Verein sieht sich nicht in der Lage, einen
       Veranstaltungsablauf wie in den vergangenen 25 Jahren zu gewährleisten“,
       lautete die Begründung. „Zudem ist Vereinsmitgliedern, ausstellenden
       Künstlern, Förderern und Besuchern die insbesondere in den letzten beiden
       Tagen stark politisierte und aufgeheizte Situation nicht zuzumuten.“
       
       Auch der eingeladene Künstler Felix Leffrank sagte gegenüber der taz, er
       halte die Absage der Ausstellung für die „einzige politisch
       verantwortungsbewusste Möglichkeit, aus der Situation irgendwie
       herauszukommen.“
       
       Profitieren wird von der ganzen Diskussion wohl vor allem Axel Krause. Er
       wurde schon nach der Trennung der Galerie von den Rechten hofiert, bekam
       große Aufmerksamkeit und neue Ausstellungen.
       
       3 Jun 2019
       
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