# taz.de -- Kolumne Frauen-WM: Kickendes Huhn mit Pferdeschwanz
> In Paris ist es nicht schwer zu übersehen, dass gerade eine Fußball-WM
> stattfindet. Doch allzu viel wurde nicht ins City Dressing investiert.
IMG Bild: In der Nähe des Stadions wurden erst einen Tag vor WM-Start die Zäune mit Stoffbahnen versehen
„Es gibt eine Frauen-WM?“ Merwan heißt der junge Mann, der seine Bude im
Norden von Paris geräumt hat, um sie im Sommer als Ferienwohnung zu
vermieten. Ich bin sein Mieter und er hat mich gefragt, was ich denn in
Paris vorhätte. Ich antworte, er lacht. „Über die Frauen-WM berichten? Das
glaube ich nicht“, sagt er und fragt, ob ich ihn auf den Arm nehmen wolle.
„Aber warum auch nicht“, sagt er dann. „Die Frauen sollen ruhig auch ihren
Spaß haben.“
Am Tag des Eröffnungsspiels könnte Merwan gemerkt haben, dass ich ihn nicht
verarschen wollte. Viele Tageszeitungen, die Sportpostille L’Equipe
sowieso, präsentieren Fußballerinnen auf ihren Titelseiten. Aber gehört
Merwan zu denjenigen, die noch Zeitung lesen?
In Paris ist es jedenfalls nicht schwer, zu übersehen, dass da gerade eine
Fußball-WM stattfindet. Die Organisatoren haben nicht allzu viel in das
sogenannte City Dressing investiert. Für das Auge ist es jedenfalls ganz
angenehm, [1][nicht auf Schritt und Tritt dem Fifa-Logo zu begegnen].
Auch in der Nähe des Stadions wurden erst am Donnerstagnachmittag die Zäune
mit Stoffbahnen versehen, auf denen das Maskottchen Ettie, ein kickendes
Huhn mit Pferdeschwanz, die Turniersponsoren und das offizielle Motto der
WM „Dare to shine“ (Trau dich zu leuchten) präsentiert werden.
## Gilet jaune und Polizei
Wer die Lücke im Zaun nicht übersieht, der findet sogar das
Akkreditierungszentrum, wo Journalisten, die Volunteers und andere
Turniermitarbeiter die Plastiklätzchen bekommen, die ihnen den Zugang zu
den Stadien ermöglichen. Nach ein paar Minuten ist die Prozedur vorbei und
ich stehe wieder auf der Straße.
Irgendwie kommt mir das merkwürdig vor. Ich bleibe stehen, denke nach. Dann
sehe ich mich um, frage mich, ob der Ordner am Eingang zu der Halle, an dem
ich mein Lätzchen abgeholt habe, wohl etwas dagegen hat, dass ich hier
einfach so herumstehe.
Hat er natürlich nicht. Natürlich? In den vergangenen beiden Jahren [2][war
ich bei Fifa-Events in Russland], dem Confed-Cup und der Männer-WM. Ständig
musste ich durch ein Spalier von Polizisten in schwarzen Uniformen gehen,
jede Einlasskontrolle hat länger gedauert als hier in Paris der ganze
Akkreditierungsprozess.
Ich weiß, dass Frankreich im Krieg gegen den Terror viele Bürgerrechte
geopfert hat, ich habe von der Polizeigewalt bei der Auseinandersetzung mit
den Gelbwesten gelesen, von Hartgummigeschossen und einer krankenhausreif
geschlagenen 73-jährigen Frau. Noch einmal sehe ich mich um. Kein Polizist
weit und breit. Geht doch, denke ich mir.
7 Jun 2019
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## AUTOREN
DIR Andreas Rüttenauer
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