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       # taz.de -- Kolumne Frauen-WM: Ein Hauch von Freiheit
       
       > Trotz aller Verfehlungen predigt die Fifa gern über ihre Werte. Bei der
       > Frauen-WM in Frankreich geht es zumindest etwas lockerer zu.
       
   IMG Bild: Fußball mit Fluppe: ein brasilianischer Fan beim 3:0-Erfolg gegen Jamaika
       
       Die EU ist eine Wertegemeinschaft. Auch wenn man es nicht mehr hören kann,
       wird es immer wieder gesagt. Über die Werte selbst wird nicht groß
       gesprochen. Am Ende fragt noch einer, warum es Menschen gibt, die es dann
       doch nicht wert sind, in den Genuss dieser Werte zu kommen, und im
       Mittelmeer ersaufen. Auch die Fifa ist eine Wertegemeinschaft. Vom Fußball
       soll man lernen, sagt der Weltverband bei jeder Gelegenheit. Ein Hashtag
       ziert die Werbebanden in den Stadien dieser WM: #footballeducates.
       
       Und was lehrt der Fußball? Fairplay zum Beispiel. Da kann man vom Fußball
       aufs Leben schließen, hat Verbandsboss Gianni Infantino vor Beginn der WM
       gesagt. Die Fifa ist ja bekannt für Fairplay. Das wissen vor allem die
       Männer zu schätzen, die an den Baustellen für Stadien und Infrastruktur der
       Fußball-WM 2022 in Katar arbeiten.
       
       Vielleicht twittern sie ja mal unter dem Hashtag #footballeducates, was sie
       alles gelernt haben in dem Emirat am Golf. „Leben verändern durch Fußball
       und Erziehung“, ist ein Video mit süßen Entwicklungsländerkinderlein
       überschrieben, das vor jedem Spiel in Frankreich im Stadion zu sehen ist.
       Die WM-Arbeiter werden das bestätigen können. Ihr Leben hat der Fußball
       gewiss verändert.
       
       Gibt es sonst noch Werte bei der Fifa? Klar, Respekt, Disziplin, Teamwork.
       Das sind die Begriffe, die immer wieder fallen, wenn der Verband den
       Fußball preist. Das passt immer. Da kann der Emir genauso nicken wie
       Emmanuel Macron, Putin, Erdoğan, und auch Kim gefällt das. Die Fifa ist mit
       ihren Werten demokratie- und diktaturkompatibel. Ein Verband für die ganze
       Welt eben.
       
       ## Ganz nach Churchill
       
       Und dann gibt es noch einen Wert, den auch niemand schlecht finden kann:
       den Gesundheitsschutz. Fußball ist Sport, und Sport ist gesund. Winston
       Churchill lebt ja nicht mehr, und gute Besserung an dieser Stelle an
       Dzsenifer Marozsán!
       
       Die Fifa kümmert sich sogar um die Gesundheit außerhalb des Platzes. So
       verfolgt sie eine strikte Nichtraucherstrategie. In den Stadien soll nicht
       geraucht werden, steht in einem Strategiepapier. Bei der WM in Russland vor
       einem Jahr durfte nicht mal beim Public Viewing auf dem Fanfest geraucht
       werden. Wer sich nicht daran hielt, wurde von Ordnern derart unwirsch
       angeraunzt, dass er meinen musste, den Rest seines Lebens im Gulag
       verbringen zu müssen.
       
       Diesmal ist das anders. In Paris und Valenciennes sind in den Stadien
       Raucherzonen ausgewiesen. Ein Hauch von Freiheit wird da durch die Lungen
       geblasen. Manchmal ist es gar nicht so schlimm in der Fifa-Welt. Das ist
       mit der EU ja auch so.
       
       14 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
       ## TAGS
       
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