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       > Einer von der Nachbarschaft als Freiraum genutzten Brache im Neuköllner
       > Rixdorf droht die Räumung – zugunsten von Luxus-Eigentumsappartements
       
       Von Peter Nowak
       
       Richtig gemütlich sieht es auf dem Areal der Braunschweiger Straße 21 in
       Neukölln-Rixdorf aus. Auf der Freifläche stehen Sofas und Tische. Kleine
       Beete wurden angelegt. Behälter für Abfall und Kompost gibt es auch. Das
       alles haben AnwohnerInnen gemacht, die seit acht Wochen auf dem Areal, auf
       dem bis dahin eine Edeka-Filiale stand, ihre Freizeit verbringen. „Ich
       genieße die Ruhe, solange die Brache hier noch existiert“, sagt einer von
       ihnen, der seinen Namen nicht nennen will. Er hat sich mit seinen Stuhl
       einen schattigen Platz gesucht.
       
       Tatsächlich ist nicht klar, wie lange die Freifläche im dicht bebauten
       Rixdorf noch existieren wird. Montagmorgen wurde ein erster Räumungsversuch
       von aufmerksamen NachbarInnen verhindert. „Die Räumungsfirma ließ sich
       überzeugen und ist schließlich abgezogen“, erklärt Thomas Neidert (Name
       geändert), der ebenfalls viel Zeit auf der Brache verbringt. Seitdem sind
       die Nachbarn alarmiert. Denn ihnen ist klar, dass ein neuer Räumungsversuch
       mit Polizeiunterstützung folgen könnte.
       
       „In den letzten Tagen wurden Menschen, die sich auf der Brache befanden,
       von StreifenpolizistInnen angesprochen. Ihnen wurde erklärt, dass sie
       Hausfriedensbruch begehen“, erklärt Neidert. Dabei ist er nicht generell
       gegen eine Bebauung des Areals. „Wohnungen für alle“ steht auf einem Schild
       auf dem Gelände. Es gibt unter den NutzerInnen unterschiedliche
       Vorstellungen über die Zukunft der Brache. „Aber klar ist, dass wir gegen
       den Bau von Luxuswohnungen auf dem Areal sind“, so Neidert.
       
       Denn hier sollen 149 Mikro-Appartements, alles Eigentumswohnungen mit einer
       Grundfläche von 26 bis 55 Quadratmetern und zu Preisen zwischen 170.000 und
       350.000 Euro, entstehen. „Dieses Projekt bietet zeitgemäßes Wohnen in
       historischem Umfeld und ist eine hervorragende Gelegenheit für
       Kapitalanleger“, wirbt die Immobilienfirma Nagel Properties, der das
       Grundstück gehört, auf ihrer Homepage. KäuferInnen können „aus erlesenen
       Musterkollektionen Fußböden, Bäder und Küche“ auswählen – „auf Wunsch mit
       Designermöblierung“. Die jetzigen Nutzer fordern einen Baustopp und eine
       Diskussion über die Zukunft des Areals. Am 19. Juni um 18 Uhr laden sie zu
       einem Protestpicknick auf der Brache ein.
       
       19 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Nowak
       
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