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       # taz.de -- US-Präsident Trump in London: Drinnen May, draußen Corbyn
       
       > Die britische Premierministerin trifft den US-Präsidenten.
       > Oppositionsführer Corbyn spricht lieber vor seinen Gegnern.
       
   IMG Bild: „Zusammen gegen Trump“, aber so richtig eingeübt ist das noch nicht: London, 4. Juni
       
       London taz | „Zusammen können wir die Welt verändern“ rief Jeremy Corbyn
       auf einer Bühne vor Tausenden Jubelnden in Whitehall, der Hauptstraße der
       Londoner Regierungsbezirks. Der britische Labour-Oppositionsführer sprach
       zum Abschluss einer Kundgebung gegen den Besuch von [1][US-Präsident Donald
       Trump] – kurz bevor dieser keine 300 Meter entfernt im Amtssitz der
       Premierministerin [2][Theresa May] vor die Presse trat und die enge
       Zusammenarbeit der beiden Länder würdigte.
       
       Corbyn zog den Auftritt vor den Demonstranten einem Treffen mit Trump
       selbst vor. Er hatte eine Einladung zum Staatsbankett mit Trump und der
       Queen am Montagabend ausgeschlagen. Am Dienstag bezeichnete Trump Corbyn
       als „negative Kraft“. Von den Organisatoren der Demonstration als der
       nächste Führer in 10 Downing Street angekündigt, betonte Corbyn, er stehe
       für eine friedvolle Welt gegen Islamophobie, Antisemitismus und Rassismus.
       
       Besonderen Applaus erhielt er für seine Verteidigung des staatlichen
       britischen Gesundheitssystems NHS – ein Verweis auf die verbreitete Angst
       bei der britischen Linken, dass die USA nach dem Brexit einen Zugang
       privater Gesundheitsunternehmen zu den britischen Märkten im Rahmen des
       angestrebten britisch-amerikanischen Freihandelsabkommens fordern könnten.
       „Wir werden nicht für so was geradestehen“, sagte Corbyn.
       
       Auch die einzige Parlamentsabgeordnete der britischen Grünen, Caroline
       Lucas, meldete sich zu Wort und forderte dass Trump nach Hause gehe. Lucas
       war nicht die einzige, die die Verbindung Trumps zum Brexitpartei-Führer
       Nigel Farage und zum konservativen Favoriten auf Theresa Mays Nachfolge,
       Boris Johnson, ansprach.
       
       ## „Er bringt mich auf die Palme“
       
       Nicht zu Wort kamen hingegen der Anwärter auf die Führung der
       Liberaldemokraten, Ed Davey, und der Fraktionsführer der schottischen
       Nationalisten (SNP) im britischen Unterhaus, Ian Blackford. Davey, der
       zwischen 2012 und 2015 Staatssekretär für Klimawechsel in der
       konservativ-liberalen Koalitionsregierung von David Cameron gewesen war,
       erklärte der taz, dass er gerne gesprochen hätte, aber nichts vereinbart
       worden sei.
       
       Er sei gekommen, um gegen die Leugnung des Klimawandels durch Trump ein
       Zeichen zu setzten, sagte Davey; es wäre jedoch kein Protest gegen die USA
       – denn bei den Klimaverhandlungen von Paris, vor der Ära Trump, habe er mit
       vielen US-Amerikanern konstruktiv zusammengearbeitet.
       
       Sukie Virk, 52, kam aus der mittelenglischen Stadt Leicester, um in London
       gegen Trump zu demonstrieren. „Jedes Mal wenn Trump seinen Mund aufmacht,
       bringt er mich auf die Palme“, sagte sie. „Ich musste kommen, um etwas
       getan zu haben.“ Madison Bacon, eine 22-jährige Studentin aus den USA, war
       sogar extra aus Edinburgh angereist. „Es ist meine Verantwortung, hier
       dabei zu sein.“
       
       Karis McIntyre, 14, Elijah McKenzie-Jackson, 15, und Max Smith, 12, gingen
       auf die Demo statt zur Schule. „Wir gehören dem studentischen
       Klimaschutznetzwerk an, das auch bei den Freitagsdemos mitmacht“, so Smith.
       „Trump steht für die Kohlewirtschaft, Fracking und gegen das Pariser
       Klimaübereinkommen“, fügte McIntyre hinzu. Für Huda Ammori, 25, hat Trum
       durch seine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels bewiesen, dass er
       gegen die Interessen der Palästinenser stehe. Palästinensische Fahnen
       wurden vor der Demo freigiebig verteilt.
       
       Derweil betonte Trump die guten Aussichten auf ein substanzielles
       Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien. „Das ist etwas, was
       ihr und unsere Leute tun wollen. Lasst uns einen Deal machen!“
       
       4 Jun 2019
       
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