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       # taz.de -- Donald Trump besucht Irland: Es geht um Brot und Butter
       
       > Von den knapp 1.000 Menschen im westirischen Dorf Doonbeg arbeiten 300 in
       > einem Trump-Golfressort. Am Mittwoch kommt der Präsident zu Besuch.
       
   IMG Bild: Überall US-Fahnen: Doonbeg schmückt sich für Trump
       
       Doonbeg taz | Die Einwohner haben ihren Ort hübsch gemacht. Seit Wochen
       halten sie das Gras kurz, sie haben Tücher in den irischen Farben über die
       Hauptstraße gespannt, Blumenkübel aufgestellt und Mauern frisch gestrichen,
       denn sie erwarten Besuch: Am Mittwoch kommt [1][US-Präsident Donald Trump]
       in das kleine westirische Dorf Doonbeg. Ihm gehört der lokale Golfplatz
       samt zugehörigem Fünf-Sterne-Hotel, das „Trump International Golf Links and
       Hotel Ireland“, wie es offiziell heißt.
       
       Im Umkreis von zehn Kilometern um Doonbeg hängen die „Stars and Stripes“ an
       Telegrafenmasten und Privathäusern. Tommy Turbridy, ein braungebrannter
       Mann mit Halbglatze, hat ein paar Flaggen vor seinem Pub aufgehängt.
       Vielleicht komme Trump ja vorbei, hofft er. „Politik ist mir egal“, sagt
       er. „Es geht um Jobs in unserer Gegend. Es geht darum, dass die Leute Brot
       und Butter auf den Tisch bringen und ihre Hypotheken bezahlen können.“ Man
       müsse den Politiker Trump vom Investor Trump trennen. Auf Trumps Golfanlage
       sind 300 Menschen beschäftigt – eine Menge für einen Ort mit knapp tausend
       Einwohnern.
       
       Pat Breen, der Abgeordnete für die Grafschaft Clare, zu der Doonbeg gehört,
       stimmt Turbridy zu. „Trotz seiner Politik sollte Donald Trump in Irland
       willkommen geheißen werden“, findet er. „Er ist der Präsident der USA, und
       es gibt enge Verbindungen zwischen unseren Ländern.“ Breen und
       Premierminister Leo Varadkar werden Trump am Flughafen Shannon für eine
       Gesprächsrunde treffen. Es wird dabei auch um den Brexit und die drohenden
       Folgen für Irland gehen.
       
       Gegenüber von Turbridy’s Pub liegt ein weiteres Wirtshaus, Madigan’s. Davor
       steht, an die Wand gelehnt, John Abbott und hält sich an einem Pint
       Guinness fest. Der 71-Jährige mit weißem Bart und Baskenmütze stammt
       ursprünglich aus Manchester, lebt aber schon seit 30 Jahren in dieser
       Gegend. „Mein Urgroßvater ist kurz vor der großen Hungersnot Mitte des 19.
       Jahrhunderts aus Dublin ausgewandert“, sagt er. „Der Rest meiner Familie
       stammt aus Wales. Ich bin also waschechter Kelte.“
       
       ## Trump will eine Mauer um seinen Golfplatz
       
       Abbott hält Trump für gefährlich. „Was er mit Nordkorea und mit China
       anstellt, kann zu einer Katastrophe führen. Und mit der Verlegung der
       US-Botschaft nach Jerusalem macht er sich am Völkermord in Palästina
       mitschuldig.“
       
       Was den [2][Klimawandel betreffe, sei Trump] ein Heuchler. „Vor zwei Jahren
       hat er die Genehmigung beantragt, eine drei Kilometer lange und viereinhalb
       Meter hohe Mauer um sein Golfgelände bauen zu dürfen“, schimpft Abbott.
       „Die Begründung: Der steigende Meeresspiegel wegen des Klimawandels. Aber
       in seinen Reden behauptet er, Klimawandel sei Schwindel.“
       
       Ein Sturm hatte 2014 das 18. Loch fast weggespült, kurz nachdem Trump die
       Anlage für 15 Millionen Euro gekauft hatte. Die Grafschaftsverwaltung
       lehnte den Bauantrag jedoch ab, weil eine solche Mauer das komplizierte
       Dünensystem stören würde. Und dort lebt seit der Eiszeit die Schmale
       Windelschnecke, eine bedrohte Tierart.
       
       Trump hat nun einen neuen Antrag für zwei kürzere Mauern gestellt. Er droht
       damit, die Anlage dichtzumachen. Finanziell gesehen sei sie für ihn ohnehin
       „nur kleine Fische“, sagte er.
       
       ## Vor dem Rückflug noch eine Runde Golf
       
       Viele im Dorf meinen deshalb, man solle nachgeben, zumal Trump weitere 38
       Millionen Euro in einen Ballsaal, ein Freizeitzentrum und zusätzliche
       Unterkünfte investieren will, wodurch die Anlage doppelt so groß würde.
       Voriges Jahr hat Doonbeg rund acht Millionen Euro durch den Golfplatz
       eingenommen. Und die Werbung durch die Fernsehübertragungen von Trumps
       Besuch in dieser wilden Landschaft sei unbezahlbar, glaubt Joe Russell, der
       Manager der Golfanlage.
       
       Der Hubschrauber des Präsidenten, Marine One, hat am Wochenende einen
       Probeflug vom Flughafen Shannon nach Doonbeg absolviert. Er dauerte 20
       Minuten. Sollte das Wetter am Mittwoch aber so schlecht sein, wie der
       Wetterbericht prophezeit, muss Trump mit dem Auto anreisen. Das erfordert
       erhöhte Sicherheitsvorkehrungen auf der 66 Kilometer langen Strecke.
       
       Donald Trump müsste diese Strecke im ungünstigsten Fall vier Mal
       zurücklegen. Am Donnerstag macht Trump einen Tagesausflug in die
       Normandie, um an den Gedenkfeiern für den Jahrestag der alliierten Landung
       in der Normandie 1944 teilzunehmen. Am Abend kehrt er nach Doonbeg zurück.
       Vor seinem Rückflug in die USA am Freitag will er auf seinem Ressort noch
       eine Runde Golf spielen.
       
       5 Jun 2019
       
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       ## AUTOREN
       
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