URI: 
       # taz.de -- Kommentar Parlamentswahl in Dänemark: Der Wahlsieg als Denkzettel
       
       > Die Sozialdemokraten haben die Wahl gewonnen. Ihren Erfolg sollten sie
       > für einen migrationspolitischen Kurswechsel nutzen.
       
   IMG Bild: Mette Frederiksen, Dänemarks potentiell nächste Ministerpräsidentin
       
       Rot“ geworden ist Dänemark nach der Parlamentswahl am Mittwoch. Jedenfalls
       wenn man von der bislang dort geltenden Einteilung der politischen
       Landschaft in einen „roten“ und einen „blauen Block“ ausgeht. Beste Chancen
       auf das Ministerpräsidentenamt hat Mette Frederiksen, deren
       Sozialdemokraten mit knappem Vorsprung [1][stärkste Partei geworden sind].
       Nach Schweden und Finnland könnten damit auch in Dänemark die
       Sozialdemokraten die Führung der Regierung übernehmen.
       
       Eine historische Trendwende? Und gelang diese aufgrund der umstrittenen
       Strategie der Sozialdemokraten? Diese hatten seit 2015 einen [2][scharfen
       Rechtsschwenk in der Flüchtlings- und Migrationspolitik] vollzogen. Nicht
       nur beim Abstimmungsverhalten im Parlament, sondern auch bei
       programmatischen Ansagen ließen sich Unterschiede zu den regierenden
       Rechtsliberalen und den Rechtspopulisten selbst mit der Lupe kaum finden.
       Und tatsächlich konnten sie damit offenbar WählerInnen zurückgewinnen, die
       sie in der Vergangenheit nach rechts verloren hatten.
       
       Das Dumme ist nur: Die Sozialdemokraten schnitten nun sogar einige
       Zehntelprozent schlechter ab als vor dieser Wende. Sie verloren nämlich
       mehr WählerInnen nach links, als sie rechts dazugewinnen konnten. „Rot“ ist
       Dänemark nur geworden, weil zu den 25,9 Prozent der Sozialdemokraten die
       26,2 Prozent der Sozialliberalen und der drei rot-grünen Parteien dazukamen
       – mit klimapolitischen Ambitionen, die die der Sozialdemokraten deutlich in
       den Schatten stellen, sowie einer großzügigeren Migrationspolitik.
       
       Was nun, Sozialdemokraten? Weitermachen wie bisher oder zu den
       humanistischen Wurzeln eurer Partei zurückkehren? Umfragen zeigen, dass
       eine Mehrheit der DänInnen eine kontrollierte Migrationspolitik haben will.
       Doch die kann man auch machen, wenn man nicht wie bisher Anstand und
       internationale Flüchtlingskonventionen über Bord wirft und auf
       Symbolpolitik und Schikane setzt.
       
       Bei einer Neuorientierung könnte der „Socialdemokratiet“ die Tatsache
       helfen, dass das Thema Flüchtlinge auch in Dänemark deutlich an Relevanz
       verloren hat. Ihren „Sieg“ sollten die Sozialdemokraten jedenfalls eher als
       Denkzettel verstehen. Und als Chance für einen Kurswechsel nutzen.
       
       6 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wahlergebnis-in-Daenemark/!5601111
   DIR [2] /Parlamentswahlen-in-Daenemark/!5596753
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
   DIR Wahlen
   DIR Sozialdemokraten
   DIR Dänemark
   DIR Skandinavien
   DIR Mette Frederiksen
   DIR Europa
   DIR Dänemark
   DIR Grenzzaun
   DIR Schwerpunkt Europawahl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Sozialdemokratie in Europa: Sozis aller Länder, bereinigt euch
       
       Die Sozialdemokratie ist mal wieder in der Krise. Was kann sich die SPD von
       den europäischen Schwesterparteien abschauen?
       
   DIR Wahlergebnis in Dänemark: Die Sozis können auch gewinnen
       
       Die Koalitionsbildung wird aber kompliziert. Denn: Die links-grünen
       Parteien wollen einen Kurswechsel bei der restriktiven Migrationspolitik.
       
   DIR Dänische Grenzsicherung: „Es ist so traurig“
       
       Dänemark baut einen Zaun gegen Wildschweine und verstärkt die Kontrollen.
       Ein Spaziergang an einer Grenze, die früher keine war.
       
   DIR Sozialdemokratie in Europa: Ist es die Zeit oder die Partei?
       
       In Dänemark sind die Sozialdemokraten mit einem Rechtskurs erfolgreich. Ein
       Modell für Europa?